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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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…«
    Merasen schnellte zu Moroney herum. »Ihr da. Kümmert Euch um ihn. Wenn er stirbt, sterbt Ihr mit ihm.«
    Er stapfte hinaus. Die Tür knallte ins Schloss, die Ketten rasselten.
    »Sie haben das Brot vergessen«, murrte Moroney. »Womöglich lassen sie uns jetzt auch noch verhungern.«

    Merasen kam schneller zurück als erwartet, seine Miene so düster, dass ich sogar für einen Moment hoffte, mein Täuschungsmanöver habe funktioniert- oder Ramses sei entkommen. Die Hoffnung trog. »Kommt«, blaffte er mich an. »Nehmt Eure Medikamente mit. Und Verbandszeug.«
    Diesmal wusste ich, dass er nicht bluffte. In meiner Panik schnellte ich zu Emerson herum. Er war aufgestanden und musterte Merasen wie ein Kater, dem man eine besonders schmackhafte Maus weggeschnappt hatte.
    »Verlier nicht den Kopf«, meinte er. »Er lebt noch.«
    »Ja, und Ihr werdet dafür sorgen, dass es auch so bleibt«, zischte Merasen. »Ihr habt mir wohl nicht geglaubt, als ich sagte, er sei mein Gefangener? Jetzt könnt Ihr Euch persönlich davon überzeugen. Ihr, Sitt Hakim. Nicht der Vater der Flüche.«
    »Verlier du nicht den Kopf, Emerson«, flehte ich. Er hatte die Fäuste geballt und grummelte in seinen nicht mehr vorhandenen Bart. »Ich bin rasch wieder zurück. Oder, Merasen?«
    »Aber ja, Sitt. Der Vater der Flüche hat mich als Lügner beschimpft. Ich werde Euch beweisen, dass ich nicht gelogen habe. Schnell, holt Eure Sachen.«
    Im Nebenraum konnte ich ihr Gespräch mitanhören. »Ihr seid die Lügner«, erklärte Merasen eben selbstsicher. »Ihr habt dem König zugesagt, dass Ihr loyal für ihn Partei ergreift, aber das war ein mieser Schwindel. Ihr habt Euren Sohn losgeschickt, damit er mit Tarek ein Komplott schmiedet. Ich stütze die Herrschaft meines Vaters, ich habe Spione in Tareks Lager eingeschleust, und jetzt werdet Ihr tun, was ich sage, oder Euer Sohn wird sterben.«
    »Wisst Ihr, Ihr könnt nicht beides haben«, gab Emerson zurück. »Wenn er stirbt, habt Ihr kein Druckmittel mehr gegen uns.«
    Merasen grinste. »Ich habe mit keinem Wort behauptet, dass er so bald sterben wird. Kommt, Sitt.«
    »Wir kommen mit«, entschied Emerson. »Auf jeden Fall bis zu Eurem Palais. Das ist völlig legitim, also diskutiert nicht mit mir.«
    Merasen gab widerstrebend nach. Ich war in höchster Sorge, was ich Emerson auch darlegte, als wir hinter dem jungen Fürsten hergingen. »Ramses ist bestimmt schwer verletzt, sonst hätte Merasen mich nicht geholt.«
    »Du verkennst das schauspielerische Talent unseres Sohnes«, erwiderte Emerson. »Grundgütiger, Peabody, Ramses hat so viele Leben wie eine Katze und einen Erfindungsreichtum, der deinem in nichts nachsteht.«
    »Klingt irgendwie einleuchtend. Danke, dass du mich mental wieder aufbaust, Emerson.«
    Die Leibwache stoppte Emerson und die beiden anderen, während Merasen mit mir die Stufen hochstieg, ohne mir Zeit für ein kurzes Lebewohl zu lassen. Emersons Abschiedsworte waren auch nicht gerade motivierend: »Wenn Ihr sie nicht zurückbringt, Merasen, breche ich Euch jeden Knochen einzeln.«
    Ich war noch nie in den Gefängnissen der Heiligen Stadt gewesen, wusste aber vom Hörensagen, dass jeder angesehene Gefangene eine Einzelzelle bekam. Merasens Verliese befanden sich im unteren Teil des Hauses. Gespenstisches Dunkel erfüllte die enge Passage. Begleitet von einem Wächter mit brennender Fackel gingen wir durch einen Gang, von dem rechts und links schwer verriegelte Türen abzweigten. Mein spontanes Mitgefühl galt den bedauernswerten Gefangenen, die dort eingekerkert waren. Moroney musste einer von ihnen sein.
    Als ich mich neben die reglose Gestalt meines Sohnes kniete, stöhnte ich mitfühlend auf. Sein Körper war mit Prellungen übersät und blutverklebt. Seine langen Wimpern flatterten theatralisch, dann öffnete er ein Auge – und schloss es mit einem unverkennbaren Zwinkern wieder.
    »Meine geliebte Mutter«, murmelte er leise, aber in gut verständlichem Französisch. »Wo bist du? Warum kommst du nicht?«
    »Was sagt er?«, wollte Merasen wissen. »Welche Sprache ist das?«
    »Er verfällt gern ins Französische, wenn er Schmerzen hat oder fiebert«, erwiderte ich. Ein Stein der Erleichterung fiel mir vom Herzen. »Ich bin hier, mein Sohn. Hast du dir was gebrochen? Kopfschmerzen oder Schwindelgefühl? Dein Vater und ich sind wohlauf. Was ist mit dem Mädchen?«
    »Sprecht Englisch!«, wetterte Merasen gereizt. Sein Gebrüll übertönte Ramses’ belustigtes

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