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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Und dann schließt du die Tür und lässt keinen mehr herein.«
    Hastig nahm ich mir eine Lampe und lief zu den dämmrigen Gewölbekammern im hinteren Teil unserer Unterkunft. In seiner Aufregung fand Emerson den Hebel nicht und fluchte lautstark, als ich hereinplatzte. Ich schob ihn beiseite und betätigte den versteckten Mechanismus, worauf sich die Steinplatte hob. Am Fuß der Stiege kauerte eine zusammengesunkene Gestalt. Sie hob ihr bleiches Gesicht.
    Sobald Nefret die Treppe hinaufstolperte, riss Emerson sie in seine Arme. Selim lachte unter Tränen und murmelte zugleich ein Dankgebet.
    »Na, na.« Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Emerson, bring sie in unser Schlafzimmer. Zweifellos kann sie einen anständigen Schluck Whisky vertragen. Falls noch welcher da ist.«
    Emerson hob sie hoch. »Sauerstoff«, japste sie. »Ich brauche frische Luft und Licht, ich hocke schon seit Stunden da unten in der Dunkelheit.«
    »Stunden? Das kann aber nicht sein«, gab ich zurück. »Man hat dein Verschwinden vorhin erst bemerkt. Wie um alles in der Welt hat – ähm – er das geschafft?«
    »Bedräng sie jetzt nicht, Peabody. Nefret, mein Schatz, wie geht es dir? Haben sie dir irgendwas angetan? Sollte es einer gewagt haben, dich –«
    »Nein, nein, alles in Ordnung, Professor.« Sie schmiegte sich an ihn. »Lass nicht zu, dass sie mich wieder wegholen, ja, bitte?«
    Daoud stand an der Salontür Wache. Als er Nefret sah, lief er zu ihr und umarmte sie. »Bislang war niemand da«, berichtete er, nachdem ich ihn an seine Pflicht erinnert hatte.
    »Die kommen schon noch«, meinte Emerson. »Sie können uns Nefrets Verschwinden zwar nicht anlasten, zumal wir den ganzen Morgen hier waren, trotzdem werden diese Irren in sämtlichen Winkeln herumschnüffeln.«
    »Ich schaff das nicht, mich noch einmal da unten in dem dunklen Loch zu verstecken«, sagte Nefret gequält. »Bitte, zwingt mich nicht dazu.«
    »Auf gar keinen Fall«, bekräftigte Emerson.
    »In den unterirdischen Passagen werden sie ebenfalls nach ihr suchen. Das hält sie eine Weile auf Trab«, überlegte ich laut. »Ich frage mich bloß, was mit … Emerson, leg sie aufs Bett und hol den Whisky.«
    Die weißen Gewänder und Schleier der Hohepriesterin waren arg zerknüllt und fleckig, die wunderschönen Locken hingen ihr wild um die Schultern. Ich hatte einen Kamm organisiert und begann behutsam damit, ihr Haar zu entwirren. Dabei entspannte sie sich merklich und nach einem Schluck Whisky nahmen ihre Wangen wieder eine rosige Farbe an.
    »Wo ist Ramses?«, lautete ihre erste Frage.
    »Im Moment befindet er sich in einem Verlies unter Merasens Villa«, erwiderte ich. Auf Nefrets bedrücktes Seufzen fuhr ich fort: »Aber wir haben schon die nötigen Schritte eingeleitet.« Das hoffte ich wenigstens. Die Nachricht von Nefrets Verschwinden bewog ihn unter Umständen dazu, Ramses weiterhin in diesem widerwärtigen Gefängnis schmoren zu lassen. Jedenfalls hätte ich so reagiert.
    »Wie ist dir die Flucht geglückt?«, wollte Selim wissen. »Wir hatten schon jede Hoffnung aufgegeben.«
    »Ich auch. Aber es war total verrückt. Ich erzählte doch bereits – nicht wahr? – dass Amase mich jeden Tag in einen separaten Raum führte, um mich dort in die Rituale einzuweisen?«
    »Nein, das sagtest du noch nicht«, gab ich zurück. »Spielt ja auch keine Rolle. Erzähl weiter.«
    »Manchmal war ein anderer Priester bei ihm, mit stumpfem Blick und steinerner Miene. Tante Amelia, wie wollt ihr Ramses überhaupt –«
    »Trink noch einen Schluck Whisky und erzähl weiter.«
    »Der Priester hat mich befreit. Er versetzte dem armen alten Amase einen Schlag vor den Kopf und fesselte ihn mit seinen Gewändern. Ich war dermaßen baff, dass ich mich nicht von der Stelle rühren konnte. Und ich hätte geschrien, wenn der Mann mir nicht den Mund zugehalten und mich auf Englisch angesprochen hätte! Auf Englisch, stellt euch das vor! Als ich wissen wollte, wer er sei, schüttelte er nur den Kopf und brachte mich durch die unterirdischen Gänge zu euch. Am Fuß der Stiege ließ er mich zurück, während er kurz oben war, euch aber wohl nicht antraf. Er erklärte mir, ich müsse auf der Treppe warten, bis ihr mich holen kämt, und dann ging die Lampe aus …«
    »Ist ja schon gut«, beschwichtigte ich. Meine Gedanken waren ein einziges Chaos, gleichwohl konzentrierte ich mich auf das Naheliegende. »Wir müssen dich verstecken. Ich hab da eine Idee –«
    »Ich auch«, bekräftigte

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