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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Sie kommen immer zu viert. Drei drängen mich in eine Ecke, indem sie mich mit ihren Speerspitzen bedrohen, der vierte wechselt den Wasserkrug und den Brotkorb aus. Jetzt, da wir zu zweit sind –«
    »Werden sie uns mit ihren Speerspitzen gemeinsam in einer Ecke in Schach halten. Aufgespießt werden ist kein schöner Tod.«
    »Nur einer von uns geht das Risiko ein. Wenn Sie sich hinter mir verstecken –«
    »Reden Sie keinen Blödsinn«, sagte Ramses grob. »Sehen Sie eine andere Chance?«
    »Das ist keine Chance, das ist glatter Selbstmord, Mann.« Er setzte sich wieder in seine Ecke. »Wenn alle Stricke reißen, probieren wir es mit dem altbewährten ›Hilfe, Hilfe, er stirbt‹-Trick. Darauf springt Merasen an, solange er mich als Druckmittel für meine Eltern braucht. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass er uns noch vor heute Mittag einen Besuch abstattet.«
    Seine Vermutung erwies sich als richtig. Trotzdem zog sich die Zeit unendlich lange hin, so dass er reichlich Gelegenheit hatte, sich seine Unfähigkeit vorzuwerfen. Er hatte auf der ganzen Linie versagt. Der Plan, den er und Tarek entwickelt hatten, war zum Scheitern verurteilt, falls seine Eltern nicht rechtzeitig erführen, was sie zu tun hatten. Und wenn Tarek nicht am Abend vor der Zeremonie Nachricht von ihm erhielt, würden dessen skeptische Berater an ihrem ursprünglichen Vorhaben festhalten. Darias Entführung war ein weiterer Fehler gewesen. Er hatte aus einem Impuls heraus gehandelt, den er sich schwer ankreidete. »Die Liebe vernebelt Verstand und Verantwortungsbewusstsein.« Nefret wurde jetzt mit Sicherheit noch stärker bewacht. Und sollte Tarek den Kampf verlieren, würde Daria als Trophäe für einen der Sieger herhalten müssen.
    Moroney saß mit gesenktem Kopf da und hing seinen Gedanken nach. Ein reuiger Sünder hatte Ramses gerade noch gefehlt. Hoffentlich spurte der Bursche, wenn es hart auf hart ging. Er hatte Moroney haarklein geschildert, wie er sich in Merasens Gegenwart verhalten sollte.
    Ketten rasselten. Moroney zuckte nervös zusammen und Ramses warf sich flach auf den Boden. »Denken Sie an alles«, flüsterte er.
    Sie trugen Fackeln. Das Licht brach sich rotglühend in den Speerspitzen. Gottlob war Merasen mit von der Partie. Ein Speerträger baute sich vor Moroney auf, die anderen umringten den am Boden liegenden Emerson. Die scharfen Speerspitzen waren auf seinen Körper gerichtet. Sobald die Männer ihre Positionen eingenommen hatten, rauschte Merasen herein. Er war mit den Insignien eines Prinzen ausgestattet: schmale, langärmlige Tunika und langer Rock, Krone, Schwert und Dolch mit goldenem Knauf, aber statt ein triumphierendes Grinsen zur Schau zu stellen, wie Ramses es erwartet hatte, wirkte Merasen ausnehmend ernst. Der junge Emerson stöhnte jammervoll.
    »Erhebt Euch vor Eurem Prinzen«, befahl Merasen.
    »Ihr wart in Tareks Lager. Ihr werdet mir auf der Stelle gestehen, was Ihr dort gemacht und diskutiert habt.« Ramses murmelte irgendetwas Unverständliches und hielt dann den Atem an, bis Moroney – endlich! – reagierte. »Er ist schwer verletzt, Fürst Merasen. Er ist die meiste Zeit ohnmächtig.«
    »Tut irgendwas!«, befahl Merasen. »Weckt ihn auf!« Eine der Speerspitzen bohrte sich empfindlich in Ramses’ Seite, was ihn zu einer Reaktion bewog. Zudem wirkte Merasen äußerst übellaunig.
    »Ihr wart es«, murmelte er schwach. »Miese kleine Ratte, die Ihr seid.«
    Das war der schlimmste Affront in der Sprache der Heiligen Stadt. Merasens Oberlippe kräuselte sich angewidert. Von Ramses’ vermeintlicher Hilflosigkeit überzeugt, schob er den Speerträger beiseite und beugte sich über den jungen Archäologen.
    »Hütet Eure Zunge oder ich bringe Euch um.«
    »Mich bringt Ihr nicht um«, zischte Ramses und hoffte, dass er Recht behielt.
    Der Speer bohrte sich tiefer in seine Seite. Sobald er das Gesicht verzog, grinste Merasen spöttisch. »Nein, noch nicht. Der Vater der Flüche und die Sitt Hakim wissen, dass Ihr mein Gefangener seid. Also werden sie alles tun, was ich ihnen befehle.«
    »Sie werden Euch nicht glauben«, erwiderte Ramses mit Bestimmtheit. »Ihr seid ein verfluchter Lügner, Merasen. Euch würden sie nicht einmal die Tatsache abnehmen, dass Kamele nicht fliegen können. Sie werden darauf beharren, dass sie mich sehen wollen.«
    Merasens Miene signalisierte ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Er stöhnte wieder und murmelte matt: »Meine Mutter hat Medikamente

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