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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zur Zellentür. Moroney kämpfte mit einem der Männer; bevor Ramses eingreifen konnte, stürzte der Soldat, mit einer Hand die Scherenklinge umklammernd, die aus seiner Hüfte ragte. Ein weiterer Wachposten lag von einem Speer durchbohrt am Boden. Der Mann, der den Speer hielt, wich vor Ramses zurück.
    »Tut mir nichts, Einzigartiger, ich bin einer von Tareks Männern!«
    »Das sehe ich. Alles in Ordnung, Moroney?«
    »Ja.« Ungläubig inspizierte der Engländer Tote und Verletzte. »Wie zum Teufel haben Sie denn das gemacht?«
    »Mithilfe von Amenislo. Seine Name stand auf der Liste der Getreuen, die Tarek mir wärmstens ans Herz gelegt hatte. Ich berichtete Mutter –«
    »Wir haben keine Zeit zum Reden«, rief der Graf. Sein massiger Körper bebte vor Erregung, der Schweiß drang ihm aus sämtlichen Poren. »Beeilung, Beeilung!«
    Sie verstauten die Toten und Verletzten in der Zelle und schoben den Riegel vor. Ramses’ gnadenloses Gewissen monierte zwar, dass die Verletzten dringend Hilfe benötigten, aber seine Eltern gingen in diesem Fall vor.
    »Das ist verteufelt gut gegangen«, meinte Moroney. Er schien ein völlig anderer Mensch, selbstbewusst und agil.
    »Wir sind noch nicht aus allem raus. Nehmen Sie sich einen Speer und beten Sie, dass Sie ihn nicht einsetzen müssen. Amenislo, wisst Ihr, wo Merasen die gestohlenen Waffen gelagert hat?«
    »Nein«, beteuerte Amenislo händeringend. »Wir können jetzt nicht danach suchen. Wir müssen gehen, aber ich habe keine Ahnung, wohin. Die Sitt Hakim hat mir keine weiteren Instruktionen mit auf den Weg gegeben!«
    Irgendwie war der kleine Dicke bewundernswert. Tag für Tag hatte er das Risiko auf sich genommen, für Tarek im Feindeslager zu spionieren, und wenn es darauf ankam, konnten die schwammigen parfümierten Hände empfindlich zuschlagen. Ramses klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Bisher habt Ihr Euch tapfer geschlagen, Amenislo. Was ist mit dem Eingang zu den unterirdischen Gängen? Alle vornehmen Häuser haben ein solches Tunnelsystem. Wisst Ihr hier Bescheid?«
    »Ja.« Amenislos Niedergeschlagenheit war wie weggewischt. »Ich war oft zu Gast bei meinem Bruder Tarek, als er noch hier wohnte. Der Plan ist gut. Wenn es uns glückt, ihn umzusetzen. Immerhin gibt es hier noch weitere Wachen.«
    Zwei dieser Unglückseligen erledigte Amenislo auf der Treppe, die von den Zellen nach oben führte. Moroney versetzte einem Dritten einen Schwinger, von dem Emerson begeistert gewesen wäre. Er schien förmlich aufzuleben.
    »Hier entlang«, japste der Adlige. »Beeilung, Beeilung.«
    Ramses hoffte inständig, auf Merasen zu treffen. In seiner derzeitigen Stimmung wäre er versucht gewesen, den blutrünstigen Grafen aus dem Weg zu schieben und diese miese kleine Ratte zu beseitigen. Allerdings lagen die Privaträume des Hauses einsam und verlassen.
    »Er ist im Palast und bereitet die Zeremonie vor«, erklärte Amenislo.
    Trotzdem ließ Ramses es sich nicht nehmen, Merasens Räume kurz zu durchsuchen. Die Waffen konnte er nicht finden. Entweder waren sie gut versteckt, oder Merasen hatte sie mit in den Palast genommen. Wenn er oder seine Männer direkt in die Menge feuerten, würden sie jede Menge Unheil anrichten.
    Amenislo schnappte sich eine Fackel und geleitete sie in den hinteren Teil der Villa. Der kleine Raum, in den er sie führte, fiel nicht weiter auf, der verborgene Mechanismus funktionierte wie alle anderen.
    »In Ordnung, Fürst, so weit, so gut. Gibt es eine Verbindung von hier zu den Räumlichkeiten meiner Eltern?«

    »Lass Ramses noch ein bisschen mehr Zeit, Emerson«, drängte ich.
    »Wir haben aber keine Zeit mehr.« Emerson rückte die Perücke zurecht und schlüpfte in die plissierten Ärmel seiner Festtagsgarderobe. »In knapp vier Stunden will Tarek den Pass einnehmen und seine loyalen Rekkit werden ihm folgen. Bei allem gebotenen Respekt, meine Liebe, aber dein Vorhaben, Zekare während der Zeremonie öffentlich zu verurteilen, hat einen fatalen Haken. Tarek mag zwar letztlich Morgenluft wittern, aber auf Kosten etlicher Menschenleben.«
    »Aber Emerson, Ramses ist –«
    Er trat zu mir und fasste mich bei den Schultern. »Ich weiß, mein Schatz, ich weiß. Aber Ramses wäre der Erste, der diesen Plan forcieren würde. Wegen Nefret wollte ich das nur nicht vorher erwähnen. Jetzt da das Mädchen wieder bei uns ist, müssen wir handeln, ungeachtet der Konsequenzen.«
    »Ich begleite dich.« Ich schnappte mir meinen Schirm. »Nein,

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