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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bestimmt in London gekauft hatte. Ramses juckte es in den Fingern, dem Burschen das unverschämte Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Zwecklos, ihn darauf festzunageln, was er mit Emersons großzügig bemessenen Reisespesen angestellt hatte. Passiert ist eben passiert , seufzte Ramses im Stillen. Daran ließ sich nun nichts mehr ändern.
3. Kapitel
    Emerson beklagte sich, die Stiefel seien zu eng. Ganz ohne Zweifel waren sie enger als das alte Paar, das er bei etlichen Ausgrabungen getragen und ausgetreten hatte. Der Stiefelmacher versicherte ihm, der Sitz sei perfekt, und ich wies ihn darauf hin, dass neues Schuhwerk immer ein wenig steif ist, worauf er einen kleineren Disput vom Zaun brach.
    Im Anschluss daran suchten wir den Schirmmacher auf (Emerson humpelte demonstrativ). Ich kaufe meine Sonnenschirme stets im selben Geschäft; der Inhaber kennt meine Wünsche, die zugegeben etwas eigenwillig sind: robustes Stahlgestell und geschärfte Spitze. Ein guter, haltbarer Schirm ist durch nichts zu ersetzen. Sonnenschutz, Spazierstock und im Ernstfall Waffe, hat er den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass Schurken beileibe nicht einkalkulieren, damit von einer Dame niedergeschlagen zu werden. Die Ägypter betrachteten dieses Accessoire inzwischen mit Ehrfurcht, zumal Daoud mit seinen hanebüchenen Geschichten (manche leider wahr) dem Gegenstand eine magische Aura andichtete.
    An dem fraglichen Nachmittag erfüllte der Sonnenschirm seine eigentliche Aufgabe, es war nämlich sehr heiß. Emerson wollte keinen Schatten und ging ein ganzes Stück vor mir her, weil er von den Schirmspeichen nicht gepiekst werden wollte. Somit waren wir genötigt, uns gegenseitig anzubrüllen, da man bei dem Straßenlärm sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Den meisten Krach veranstalteten die Tiere. Es gab kaum Autos in Kairo, dafür aber ausnehmend viele Vierbeiner im Straßenverkehr: Pferdedroschken, Eselkarren und Lastkamele. Staubig und verschwitzt in meiner eleganten Ausgehmontur ließ ich schließlich den Schirm zuschnappen und piekste Emerson, der stehen geblieben war und sich mit einem der schmutzigsten Individuen unterhielt, das mir je untergekommen war. Der Bursche trug eine Art Bauchladen vor sich her, auf dem höchst fragwürdige Skarabäen lagen.
    »Lass uns eine Droschke nehmen, Emerson.«
    »Wieso denn?«, wollte Emerson wissen. Der schmuddelige Straßenverkäufer begrüßte mich auf Arabisch und reichte mir einen Skarabäus. Er schien aus einem Stück Kalkstein gemeißelt, von einem Künstler, dessen Talent einiges zu wünschen übrig ließ. Ich gab ihm den Talisman zurück. Emerson, der den Mantel ausgezogen und seinen Hut mal wieder verloren hatte, musterte mich von der Seite. »Dir ist warm, hm? Wieso musst du auch immer so unbequeme Sachen tragen!«
    »Weil ich es so möchte.«
    »Aha«, sagte Emerson, der einen kritischen Unterton in meiner Stimme bemerkte. »In dem Fall …«
    Er gab ein kleines Bakschisch – vermutlich im Austausch für irgendeine Information, denn den Skarabäus verschmähte er –, verabschiedete sich überschwänglich von dem Hausierer und hielt eine Droschke an.
    »Was hatte dein wasserscheuer Freund denn Interessantes zu berichten?«, bohrte ich.
    Emerson schob den Sonnenschirm beiseite und setzte sich neben mich. »Er fragte, wieso wir in den Sudan wollen statt in einem zivilisierten Land zu bleiben.«
    »Ach du liebes Bisschen, mittlerweile weiß es wohl schon jeder Kairoer Bettler!«
    »Aus diesem Teil unserer Reiseplanung haben wir nie ein Geheimnis gemacht«, erinnerte Emerson mich. »Und selbst wenn, unsere vielen Einkäufe sprechen Bände. Dazu das ganze Geld. Man trägt doch nicht so viel Bares mit sich herum, es sei denn, man will in eine abgelegene Region.« Er zögerte kurz. »Der Bursche hat mich übrigens auch gefragt, ob wir dort nach Gold suchen wollen.«
    »Gute Güte«, japste ich. »Das Ganze behagt mir gar nicht, Emerson. Wer hat ihm denn den Floh ins Ohr gesetzt?«
    Emerson kratzte sich sein Kinngrübchen. »Irgendwelche Leute. ›Die Leute behaupten das.‹ Die üblichen fadenscheinigen Gerüchte. Das hat nichts zu bedeuten, Peabody. ›Die Leute‹ haben eine lebhafte Phantasie, vor allem, wenn es um uns geht. Archäologen waren denen schon immer suspekt, meine Liebe. ›Die Leute‹ begreifen nur schwer, wieso wir es ausgerechnet auf zerbrochene Tonscherben abgesehen haben und nicht auf kostbare Schätze.«
    Eigentlich hatte ich mich auf der Amelia rasch umziehen

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