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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ging über diese doch ziemlich flegelhafte Antwort hinweg. »Und die Sklavenhändler haben sie nicht bemerkt?«
    »Ich habe sie vor meiner Flucht zurückgestohlen. Die Waffe ist mir heilig.«
    Mahmud kam mit dem Teetablett, das er vor mir auf den Tisch stellte. Neugierig musterte er Merasen. Ich konnte mir vorstellen, warum. Rein äußerlich ging Merasen glatt als Ägypter durch; vor allem in Kairo trifft man vom hellhäutigen Berber bis zu den dunkelhäutigen Stammesangehörigen aus dem Süden eine Vielzahl von Mischtypen an. Der junge Mann trug ägyptische Tracht und dazu rote Lederslipper, gleichwohl hatte er etwas an sich … Am besten lässt es sich vielleicht mit Arroganz umschreiben. In seinem Heimatland war er ein Prinz, und obwohl er inzwischen einiges durchgemacht hatte, hatte sein Selbstwertgefühl darunter augenscheinlich nicht gelitten.
    Unsere kritischen Anmerkungen und Fragen stießen bei ihm zunehmend auf Widerstand. Er stand auf und fixierte uns stirnrunzelnd. »Ich gehe jetzt in mein Zimmer«, verkündete er und stapfte hinaus.
    »In mein Zimmer, um das mal klarzustellen«, merkte Ramses an. »Der Bursche hat einen leichten Hang zum Größenwahn, was?«
    »Irgendwie erinnert er mich an dich«, sagte ich, während ich Tee eingoss.
    »Mutter, war ich denn so ein unverschämter Rüpel?«
    »Nein. Aber gelegentlich genauso hochnäsig und trotzig. Er ist jung und ein Fremder in diesem Land, da ist Arroganz gelegentlich ein probates Mittel, um die eigene Unsicherheit zu überspielen.«
    »Hör auf mit diesem Psychoquatsch«, grummelte Emerson. »Arroganz ist eine Sache, einen Freund ohne Vorwarnung anzugreifen eine –«
    »Eine Sitte im Heiligen Berg«, warf Nefret ein. Verblüfft blickten wir zu ihr. Sie errötete leicht. »Ich hatte das vergessen. Die jungen Männer fordern sich gegenseitig mit Dolchen und Kurzschwertern heraus. Ähnlich einem Duell, um ihre männliche Überlegenheit und ihre Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen.«
    »Pfft«, raunzte Emerson. »Vermutlich waren sie hinterher auch noch stolz auf ihre Narben, wie die deutschen Studenten in den schlagenden Verbindungen.« Er wickelte den Verbandmull ab und untersuchte die Klinge. »Stahl. Damals hatten sie nur Eisen.«
    »Ich gehe davon aus, dass sich dort vieles geändert hat«, hob ich an und biss mir auf die Zunge, da ich Selims Blick auffing. Er hockte auf der Kante seines Stuhls, die Teetasse in den Händen balancierend.
    »Wo ist dort?«, wollte er wissen. »Hast du mir auch die Wahrheit erzählt, Vater der Flüche?«
    »Der Vater der Flüche lügt nicht«, protestierte Daoud.
    Mag sein, dass Emerson sich mit Selim angelegt hätte, doch Daouds treuherziger Blick trieb ihm die Schamesröte in die gebräunten Wangen. »Ähem«, räusperte er sich. »Ja also, ihr müsst wissen … Peabody?«
    Er mochte Daoud nicht belügen. Das durfte ich übernehmen. Somit berief ich mich auf die Geschichte, die der Professor David aufgetischt hatte: dass Merasen der Sohn eines Scheichs sei, der in einem entlegenen Dorf im Südsudan regierte. David hatte sie kommentarlos geschluckt, aber er hatte Merasen und dieses seltsam auffällige Schwert auch nie gesehen.
    »Dann wollt ihr also gar nicht nach Meroe, sondern in dieses … Dorf?«, bohrte Selim. »Es muss wirklich sehr abgeschieden sein, zumal ich eine derartige Waffe noch nie zu Gesicht bekommen habe. Greifen alle Leute in diesem … Dorf einen Freund ohne Vorwarnung an?«
    »Aber nein, der Scheich ist ein alter Freund von uns und ein Ehrenmann«, antwortete Emerson nach kurzem Zögern ausweichend.
    »Es besteht keine Gefahr für Sie«, sagte Daoud ruhig. »Wir sind schließlich bei Ihnen, Selim.«
    Er und Selim wohnten bei Verwandten, da auf dem Hausboot kein Platz war. Nach ihrem Aufbruch wollte ich mir ein Gurkensandwich gönnen, aber Daoud hatte alle verputzt.
    »Verflixt«, stöhnte ich. »Dieser unsägliche Bursche sorgt ständig für neue Probleme. Wie viele Leute mögen dieses verd … verzierte Schwert bereits gesehen haben? Am besten, wir setzen ihn in den nächsten Zug, bevor weiterer Ärger auf uns zukommt. Schätze, er braucht neue Kleidung und dergleichen. Ramses, kannst du –«
    »Er braucht gar nichts«, erwiderte Ramses. »Wir waren kurz in seiner Pension und haben dort einen edlen Kalbslederkoffer mit Kleidung abgeholt.«
    »Den hab ich ihm mitsamt den Sachen in London gekauft«, grummelte Emerson. »Dann kann er nicht von seinen Mitbewohnern ausgeraubt worden sein. Die

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