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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wollen, doch unser Steward Mahmud informierte uns gleich nach dem Eintreffen, dass Ramses uns dringend im Salon erwarte.
    »Was, er ist schon zurück?«, entfuhr es Emerson. »Ist Nur Misur bei ihm?«
    (»Licht von Ägypten« ist Nefrets bezaubernder arabischer Name.)
    »Nein, Vater der Flüche.« Mahmud verdrehte die Augen. »Sie nicht, aber jemand anders.«
    Zwei andere, präzise gesagt. Daoud war auf einen Sprung vorbeigekommen; er schätzte die englischen Teesitten sowie Fatimas Sandwiches und Gebäck. Auf seine höfliche Art versuchte er ein Gespräch mit Merasen zu führen, während Ramses die beiden schweigend beobachtete. Emerson seufzte halb erstaunt, halb erleichtert auf, als er Merasen sah. Der Junge sprang sofort auf und verbeugte sich. Ramses erhob sich etwas bedächtiger. »Guten Tag, Mutter. Guten Tag –«
    »Wo hast du ihn gefunden?«, wollte Emerson wissen.
    »Er hat mich nicht gefunden, sondern ich ihn«, erklärte Merasen selbstgefällig.
    Ramses kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Er war immer noch im Jackett, das er für gewöhnlich zu Hause ablegt. Das machte mich stutzig. »Lass mal sehen, Ramses. Zieh deine Jacke aus. Schon wieder ein Malheur passiert? Und wo ist Nefret?«
    »Sie ist mit Selim zu ihrer Verabredung gegangen.« Ramses schälte sich aus dem Kleidungsstück. »Wir – ähm – trafen Merasen unterwegs und da hab ich ihn gleich mitgebracht. Schade um die Jacke, Mutter. Vielleicht lässt sie sich ja noch reparieren.«
    »Dein Hemd ist jedenfalls hinüber.« Der linke Ärmel war blutverkrustet. »Heraus mit der Sprache: Was ist passiert ?«
    »Ich war’s«, gestand Merasen. »Aber ich hab’s nicht absichtlich gemacht. Es war nur ein Spiel. Er hatte den Arm im Weg.«
    »Wie unvorsichtig von mir«, feixte Ramses.
    Auf Daouds Stirn bildete sich eine steile Falte. »Wir spielen hier nicht mit Messern rum, es sei denn, wir wollen jemanden umbringen«, sagte er streng. »Seid vorsichtig, junger Mann, sonst zeig ich Euch mal, wie wir solche Spiele spielen.«
    »Ist schon in Ordnung, Daoud«, beschwichtigte Ramses. Merasen warf einen giftigen Blick zu Daoud.
    Es war nur ein kleiner Kratzer. Ich säuberte und verband die Wunde, während Ramses uns in knappen Sätzen über ihre kritische Begegnung aufklärte. Emerson lauschte schweigend, sein Blick glitt zwischen den jungen Männern hin und her. Merasen wurde zunehmend nervös.
    »Es war nicht richtig, was ich getan habe? In der Stadt des Heiligen Berges –«
    »Aber hier macht man so was nicht«, versetzte Emerson milde. »Wieso seid Ihr noch immer in Kairo?«
    »Ich habe kein Geld mehr, Vater der Flüche. Und die Bahnfahrkarte ist sehr teuer«, sagte er mit einem breiten, entwaffnenden Grinsen.
    »Ihr hattet genug Geld bei Euch für die gesamte Reise bis nach Wadi Halfa«, erwiderte Emerson seelenruhig. »Was habt Ihr damit gemacht?«
    »Nichts, Vater der Flüche! Ich wurde beraubt! Hier in Kairo. In dieser Stadt wimmelt es vor Dieben.«
    Damit hatte er sicher nicht Unrecht. Dennoch passte seine Beteuerung in das für ihn typische Schema: glaubhaft, aber nicht beweisbar. Weiteres Nachfragen ergab, dass er erst kürzlich festgestellt hatte, dass wir auf der Amelia logierten. Eigentlich hatte er an Bord kommen wollen, als Ramses und Nefret jedoch das Boot verließen, war er ihnen gefolgt. Es sollte eine kleine Überraschung werden, behauptete er allen Ernstes. Während seiner Ausführungen kamen Nefret und Selim in den Salon. Sie quittierte Merasens Verbeugung mit einem knappen Nicken, umarmte Daoud, nahm ihren Hut ab und warf diesen auf einen Stuhl.
    »Schätze, Merasens Finger ist völlig in Ordnung. Sonst könnte er nicht so hektisch mit den Armen rudern«, meinte sie. »Ich habe Mahmud gebeten, den Tee zu servieren. Ramses, wie geht es dir?«
    »Ich trage den Verband bloß, um Mitgefühl zu wecken«, versetzte Ramses lakonisch. »Es war nämlich mein Fehler, dass ich den Arm im Weg hatte.«
    »Puh«, seufzte Selim. Er drehte uns schamhaft den Rücken zu, hob sein Gewand hoch und zog ein Objekt hervor, das er Emerson gab. Wahrscheinlich hatte Nefret den Verbandmull darum gewickelt, Form und Gestaltung des Knaufs waren mir jedoch vertraut.
    Emerson ebenfalls. »Wieso habt Ihr mir nicht gesagt, dass Ihr so etwas mit Euch herumtragt, Merasen?«
    »Es ging Euch nichts an, Vater der Flüche«, erwiderte Merasen und wiederholte damit eine Floskel, die er vermutlich von mir aufgeschnappt hatte (im Disput mit Gargery).
    Emerson

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