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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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erwartet schlicht, dass wir die sudanesische Regierung über unsere Pläne informieren«, erwiderte Ramses. »Wie andere Expeditionen auch. Wingate hat sich schon immer sehr für die Ägyptologie interessiert und er führt ein straffes Regiment.«
    »Straff, pah«, gab Emerson zurück. »Er billigte, nein, er ermutigte Budge dazu, die Pyramiden von Meroe in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Breasted erzählte mir, etliche seien bis auf das Bodenniveau abgetragen und in anderen klafften riesige Löcher.«
    Er zerknüllte das Telegramm und warf es auf den Boden. So viel zu Sir Reginald Wingate, seufzte ich insgeheim. Ob sich seine Leute wohl auch an unsere Fersen heften würden?
    Trotz verbesserter Transport- und Kommunikationsbedingungen blieb eine Reise in den Sudan weiterhin eine langwierige, komplizierte Angelegenheit. Zwischen Assuan und Khartum wird die Strömung des Nils von sechs Katarakten unterbrochen, weshalb die Navigation gefährlich, wenn nicht sogar unmöglich wird. Von Wadi Halfa, am Fuß des Zweiten Katarakts, führte eine Eisenbahnlinie durch die Wüste bis Abu Hamed und dann am Fluss vorbei nach Khartum, allerdings gab es auf den dreihundertzwanzig Kilometern zwischen Assuan und Wadi Halfa bislang keine Zugverbindung. Stattdessen setzte die Regierung ab Schellal, der Endstation der Kairo-AssuanLinie, regelmäßig Schaufelraddampfer ein. Dort, nur wenige Kilometer südlich von Assuan, sollte Selim uns erwarten. Als der Zug einfuhr, stand er mit den anderen bereits auf dem Bahnsteig. Er hatte die drei besten Männer als Exkursionsbegleiter ausgesucht: Ali, Anfang zwanzig, Ibrahim, um die vierzig und ein Baum von einem Mann, sowie seinen Cousin Hassan. Emerson war strikt dagegen gewesen, dass er noch mehr Leute anheuerte. Je weniger Leben gefährdet wurden, umso besser.
    Das Dorf Schellal ist ein trostloses Nest. Besucher bleiben nicht dort, sondern nehmen die Züge nach Norden oder die Boote in den Süden, oder sie machen eine Exkursion zu der Tempelanlage von Philae. Selim und unsere Männer hatten eine Unterkunft gefunden, aber keine besonders saubere und waren deshalb heilfroh über die Weiterreise.
    Die Regierungsdampfer sind komfortabel und gut in Schuss. Emerson wäre jedoch nicht Emerson, wenn er nicht einen alten Freund mit einem noch älteren Kahn aus dem Ärmel gezaubert hätte. Das morsche Steuerrad sah aus, als würde es jeden Moment abbrechen, und Farah, der Rais, schielte entsetzlich. Auf meine Beschwerde hin pochte mein Ehemann darauf, dass er so wenig wie irgend nötig mit den Behörden zu tun haben wolle.
    »Was soll’s, Tante Amelia«, sagte Nefret, als Emerson sich mit Farah und Daoud verdrückte, um das Einschiffen unseres Gepäcks zu überwachen. Sie nahm ihren breitkrempigen Hut ab und fächelte einen Schwarm Mücken weg. »Keine Sorge, ich hab Unmengen Insektenvernichtungs- und Desinfektionsmittel mitgenommen. Sollen wir an Bord gehen?«
    »Erst, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt«, sagte ich mit einem leichten Schaudern. »Na Selim, wie gefällt dir Assuan?«
    »Eine hässliche Stadt«, erwiderte Selim prompt. »Kein ergleich zu Luxor.«
    »Ich finde sie recht reizvoll, mit vielen interessanten Sehenswürdigkeiten.«
    »Der Staudamm ist interessant«, räumte Selim ein.
    »Einer von den Ingenieuren hat mir erklärt, wie die Schleusen funktionieren. Momentan sind alle geöffnet, da der Wasserstand des Nils seit Juli steigt, aber bis zum Winter werden sie eine nach der anderen geschlossen.«
    »Und mit wem hast du gesprochen?«
    »Mit Moncrieff«, erwiderte Selim. »Er ist ein alter Freund Emersons und möchte euch gern in Assuan begrüßen. Wie lange bleiben wir hier?«
    »Der Professor will direkt Weiterreisen«, erklärte ich, mental eine weitere Gruppe sensationslüsterner Individuen auf meine Liste setzend. Moncrieff war ein netter Mensch, aber eine grässliche Plaudertasche. »Ich schlage vor, wir widmen uns erst einmal unseren Kabinen und putzen dort gründlich. Selim –«
    »Ich muss den Männern beim Beladen helfen«, rief Selim und weg war er.
    Es ist sicher nicht immer einfach, Ordnung und Sauberkeit auf einem Schiff zu halten, auf diesem hier war es vermutlich nie versucht worden. Nefret und ich bahnten uns einen Weg, vorbei an verrosteten Werkzeugen und Seilrollen, Öllachen, die im Sonnenlicht bunt glitzerten, und anderen ekelerregenden Substanzen. Neben einer der Ladeluken fanden wir ein schattiges Plätzchen. An Bord herrschte reger Betrieb. Auf der

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