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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Passagierliste standen ohne Zweifel noch andere Europäer. Vielleicht hatten sie es eilig und wollten nicht auf den Regierungsdampfer warten – oder sie hatten mit Farah einen günstigeren Fahrpreis ausgehandelt.
Aus Manuskript H
    Während er das Einschiffen ihres Gepäcks beaufsichtigte, hatte Ramses das, was seine Mutter als dunkle Ahnung bezeichnete. Ihm schwante auch, warum. Da waren einfach zu viele Leute – die falschen Leute –, die auf Farahs abgewracktem Dampfer an Bord gingen.
    Die Szenerie war ihm vertraut: Gepäckträger, die mit ihren schweren Lasten kamen und gingen, ihre halbnackten Körper glänzend vom Schweiß. Ihre Hautfarbe variierte von hellbraun bis tiefschwarz, ihre Züge spiegelten ein Gemisch aus den unterschiedlichen, dort ansässigen Volksgruppen, Arabern und Bedja, Dinka und Schilluk. Nur wenige Frauen waren darunter.
    Manche trugen die alles verhüllende schwarze Burka, die meisten waren jedoch unverschleiert, ihre nackte Haut mehr oder weniger unter bunten Stoffstreifen versteckt. Eine barbusige Halbwüchsige mit eingeflochtenen Goldmünzen im Haar entdeckte Ramses und lächelte. Er reagierte nicht darauf, immerhin war seine Mutter in der Nähe.
    Das alles war durchaus normal. Ungewöhnlich war die Tatsache, dass die Mitreisenden keine Einheimischen waren. Eine Vierergruppe diskutierte angeregt auf Deutsch. Ein weiterer Mann, ganz offensichtlich Engländer, trug Militäruniform.
    Plötzlich fiel sein Blick auf jemanden, der sich durch die Menge schob. Der junge Emerson trat zurück und duckte sich instinktiv, in der Hoffnung, dass Newbold ihn nicht bemerkte.
    Er sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass der Großwildjäger nur ja nicht an Bord gehen möge. Vergebens. Newbold strebte zur Gangway. Er blieb stehen, um mehrere Träger vorbeizulassen, das gab Ramses Gelegenheit, die Frau an seiner Seite zu begutachten.
    Sie verharrte ein Stück hinter ihrem Begleiter und hielt den Kopf gesenkt. Ein hauchzarter Schleier verhüllte ihr Gesicht. Newbold hatte ihren Arm so fest gepackt, dass der feine Leinenstoff ihres bodenlangen Gewandes knittrige Falten warf. Schwere Goldbänder mit klirrenden Münzen umschlossen ihre schlanken Fußknöchel. Handgelenke und Finger waren ebenfalls mit goldenen Reifen geschmückt.
    Die Träger hatten es nicht eilig, sich neue Lasten aufzubürden. Newbold fluchte, weil sie ihm zu langsam waren, und die Frau stieß einen spitzen Schmerzensschrei aus, und sie versuchte, mit ihrer Hand seinen Klammergriff zu lockern. Dabei löste sich ihr Schleier.
    Keine Frau – es war ein Mädchen, sicher nicht älter als sechzehn. Ramses hatte nichts anderes erwartet, sprach die grazile Statur doch für sich. Seines Wissens traf die Kleine exakt Newbolds Geschmack. Allerdings hatte er kein so liebreizendes Gesicht erwartet, ihre Lippen wohlgeformt, die dunklen Augen betont von langen Wimpern und fein geschwungenen Brauen.
    Automatisch steuerte er in Richtung des Paares. »Lassen Sie sie los«, rief er.
    Newbold schwankte zwischen Verärgerung und Verblüffung. »Ach, Sie sind das. Ist der Rest der werten Familie auch an Bord?«
    »Ich sagte, Sie sollen sie loslassen. Sie tun ihr weh.«
    »Herrje, tue ich das? War bestimmt keine Absicht. Entschuldige, Daria. Das ist der junge Mr Emerson, der bekannte Ägyptologe.«
    Sie sah ihn unter halb gesenkten Wimpern an und lächelte. Ramses zog höflich den Hut. »Salam aleikum, Sitt.«
    Newbold grinste breit. »Ihre Mutter wäre stolz auf Ihre guten Manieren. Sie spricht Englisch. Antworte dem Gentleman, Daria.«
    »Guten Morgen, Sir«, murmelte sie.
    »Ein hübsches Ding, was?« Newbold strich ihr besitzergreifend übers Haar und spielte mit dem Zipfel ihres Schleiers. »Ich hab sie in Khartum gekauft.«
    Ramses war klar, dass der Mann ihn provozierte, dennoch konnte er seinen Unmut nicht ganz verbergen. Newbold wieherte vor Lachen. »War bloß ein Scherz«, grölte er. »Sklavenhandel ist verboten. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich gegen die Gesetze verstoße, was? Ihr Vater und ich haben eine Vereinbarung getroffen, mit ihrem Einverständnis natürlich. Nicht wahr, Daria? Du wolltest bei mir sein.«
    Ihr Gesicht gefasst wie das der Heiligen Jungfrau auf einer gemalten Ikone, nickte sie und ließ sich von Newbold auf das Schiff führen.
    Newbolds selbstgefälliges Grinsen erfüllte Ramses mit ohnmächtigem Zorn. Sklavenhandel war gesetzlich verboten, gleichwohl wurde sich in die althergebrachten Stammessitten nicht eingemischt,

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