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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mit uns?«, sagte er jetzt.
    »Als wohlerzogene junge Muslimin zieht sie es vor, in unserer Kabine zu speisen«, versetzte Newbold aalglatt. »Natürlich respektiere ich ihre Wünsche.«
    Ramses machte sich nicht die Mühe zu antworten. Augenblicke später setzte sich Newbold ans andere Ende des Tisches.
    »Potzblitz«, raunte Emerson. »Hat der alte Knacker eine Frau dabei? Und, wie ist sie, Ramses?«
    »Jung«, lautete die knappe Antwort.
    »Hübsch?«, wollte Nefret wissen.
    »Ja.«
    »Geschmacklos«, entfuhr es mir. »Vielleicht sollte ich mal unter vier Augen mit ihr reden.«
    »Lass es, Mutter«, wehrte Ramses ab. »Sie ist kein hilfloses Dummchen.«
    »Woher willst du das wissen?«, konterte Nefret schnippisch. Eine heiße Röte schoss ihr in die Wangen. »Kanntest du sie schon vorher? Du hast sie doch nicht etwa –«
    »Bei einem meiner häufigen Besuche in den Kairoer Bordellen kennen gelernt?«, gab Ramses zurück, sein Gesicht ebenso gerötet wie ihres. »Nein. Und ich hab auch nicht versucht, sie zu verführen, falls du das meinst.«
    »Um Himmels willen, Ramses, nicht so laut«, rief ich. »Das gilt auch für dich, Nefret. Ich begreif es nicht, ständig habt ihr zwei euch in den Haaren! Nefret, dein Vorwurf war ungerechtfertigt und das weißt du auch. Ramses, lass dich nicht dauernd provozieren. So, und jetzt entschuldigt euch, alle beide!«
    Wie üblich reagierte Nefret als Erste. Sie war zwar leicht reizbar, fing sich aber rasch wieder – bei Ramses war es genau umgekehrt. Den Kopf gesenkt, wich er Nefrets Blick aus. Sie legte ihre Hand auf seine.
    »Ich entschuldige mich bei dir, Ramses«, sagte sie einlenkend. »Es macht mich jedes Mal wütend, wenn ich an Prostitution denke und an die armen Frauen, die brutal dazu gezwungen werden. Dann teile ich wahllos aus – es galt nicht dir persönlich, mein Junge.«
    »Tut mir Leid, dass ich das nicht zu unterscheiden wusste«, versetzte Ramses scharf.
    »Ramses«, warnte ich.
    »Schon gut, Tante Amelia, es war meine Schuld«, erklärte Nefret. Freundschaftlich drückte sie seine reglos starre Hand. Heimlich fragte ich mich, wie es dieses Mädchen bloß schaffte, seine eiserne Selbstbeherrschung zu knacken.
Aus Manuskript H
    Nach dem Abendessen berief seine Mutter einen Krisenstab ein. Er war nicht der Einzige, der sich Gedanken um die ungewöhnlich vielen Passagiere an Bord machte. Seine Mutter war genauso argwöhnisch wie er.
    »Jeder von denen könnte ein Verfolger sein«, erklärte sie. »Sieht ganz so aus, als müssten wir letztlich doch nach Meroe fahren.«
    »An Newbolds Plänen habe ich keinen Zweifel.« Emerson kaute an seinem Pfeifenmundstück. »Der ist hinter uns her. Was hat er an dem fraglichen Tag im Club denn genau gesagt, Ramses?«
    Notgedrungen wiederholte Ramses das gesamte Gespräch. Seine Zuhörer reagierten exakt wie von ihm erwartet, und nachdem Emerson seine Wut auf Newbolds Mutmaßungen über Nefret ( »Und da hast du ihm keinen Kinnhaken verpasst? Wieso verflucht noch mal nicht?«) abreagiert hatte, gewann seine scharfsichtige Intelligenz wieder die Oberhand.
    »Nach dem, was er in Wadi Halfa und in Kairo aufgeschnappt hat, meint dieser Kerl, er muss uns unbedingt folgen. Der kommt nicht weit«, setzte Emerson selbstgefällig hinzu. »Ich habe einen Plan –«
    »Hoffentlich keinen«, sagte seine Gattin mit einem tadelnden Blick zu ihm, »bei dem Mr Newbold letztlich im Krankenhaus landet. Du könntest ernsthaft in –«
    »Sei so gut und unterbrich mich nicht dauernd, Peabody«, polterte Emerson. »Wenn es hart auf hart käme, hätte ich keine Skrupel, den Burschen – äh – vorübergehend außer Gefecht zu setzen. Aber ich glaube nicht, dass das erforderlich sein wird.«
    »Was ist mit dem Mädchen?«, wollte Nefret wissen.
    Als sie von Newbolds beleidigenden Äußerungen erfuhr, hatte sie lediglich wegwerfend mit den Achseln gezuckt. »Wieso nimmt er sie eigentlich mit?«
    »Um seine schmutzigen Bedürfnisse zu befriedigen«, stieß Emerson zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Das stimmte nur teilweise.
    Ramses las noch im Bett, er probierte es zumindest, denn mit jeder Bewegung des Dampfers flackerte das Licht. Das leise Quietschen der Türscharniere ließ ihn aufblicken; die Kabine wurde einen Spaltbreit geöffnet und eine schlanke, dunkle Gestalt glitt ins Zimmer.
    Er setzte sich ruckartig auf, dabei polterte das Buch zu Boden.
    »Was willst du denn hier?«
    »Na, was meinst du?« Sie schloss die Tür und

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