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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Wasserspiegel.
    »Werft ihnen ein Seil zu«, krächzte ich, obwohl mir klar war, dass das nicht viel nützte. Das Krokodil und Ramses schwammen aus unterschiedlichen Richtungen auf Hassan zu, beziehungsweise zu der Stelle, wo er gewesen war. Weit und breit keine Spur von ihm. Ramses tauchte nach ihm, das Reptil ebenfalls. Blutschlieren breiteten sich auf der trüben Wasserfläche aus. Miss Campbell sank nach einem Aufschrei ohnmächtig in die Arme ihres Bruders, der in gelähmtem Entsetzen aufs Wasser starrte.
    Plötzlich bemerkte ich, dass Emerson gegangen war.
    Nicht ins Wasser, versteht sich; das wäre mir nicht entgangen. Ich wollte schon nach ihm rufen, als er angerannt kam, Schaulustige und mich beiseite drängte. Er stellte sich breitbeinig an die Reling und streckte die Arme vor. Er hielt eine beeindruckende Pistole im Anschlag.
    Platschend und spritzend tauchten alle drei Köpfe auf. Ramses hatte Hassan umschlungen, der bewusstlos schien; das Krokodil wirkte irgendwie benommen. Es erhob sich halb aus dem Wasser, seine Kiefer schnappten mechanisch auf und zu. Emerson drückte auf den Abzug. Dem verletzten Tier entwich ein schaurig heiseres Bellen. Ramses schwamm, allerdings schwerfällig langsam, da er Hassan mit sich zog. Der Professor fokussierte erneut und feuerte ein zweites und ein drittes Mal ab. Keine Ahnung, wie es ihm gelang, das zappelnde Ziel zu treffen, aber mit dem dritten Schuss hatte er das Reptil erlegt. Es versank wie ein Stein in den blutrot gefärbten Fluten.
    »Schnell, Peabody, wirf ihnen das Seil zu«, kommandierte Emerson, die Pistole weiterhin im Anschlag. »Ich halte so lange die gefräßigen Verwandten auf Abstand.«
    »Wie können Sie da noch scherzen«, stammelte Campbell mit bebender Stimme. »Sie sollten Gott für seine unendliche Gnade danken.«
    »Also wissen Sie, momentan kann ich ja noch gar nicht beurteilen, wie gnädig er letztlich ist«, antwortete Emerson ungerührt. »Peabody –«
    »Ja, mein Schatz. Sofort.«
    Wir holten sie an Bord. Der bewusstlose Hassan war schwer wie Blei, er blutete stark. Nach einem sachverständigen Blick band Nefret mit ihrem Gürtel sein linkes Bein ab – es endete in einem blutigen Stumpf.
    »Oh mein Gott«, japste ich. »Das Krokodil hat ihn am Fuß erwischt!«
    »Ja«, Ramses sank zu Boden, zog die Knie an und ließ den Kopf hängen. Erschöpft schnappte er nach Luft. »Wie geht es ihm?«
    »Daoud, Selim, bringt ihn in meine Kabine und legt ihn vorsichtig auf das Bett«, ordnete Nefret an. »Ich werde ihn dort operieren. Macht schnell!«
    »Er kann von Glück sagen, dass er noch lebt«, sagte Emerson grimmig. »Hat ein Krokodil erst einmal zugebissen, zieht es das Opfer für gewöhnlich in die Tiefe. Ramses, wie hast du diese Bestie dazu gebracht loszulassen?«
    »Mit dem Messer«, keuchte Ramses immer noch kurzatmig. »Leider ist es mir aus der Hand geglitten.«
    »Wir besorgen dir ein neues und besseres, das beste, das wir auftreiben können«, beteuerte Selim feierlich. Hassan war sein Cousin ersten Grades. »Du hast ihm das Leben gerettet.«
    »Nö«, erwiderte Ramses. »Ich konnte nichts weiter tun, als … dieses Mordsvieh abzulenken.« Er schob sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Hätte nie geglaubt, dass diese Menschenfressergeschichten wahr sind … Hassan und ich wären Krokodilfutter, hätte Vater nicht geistesgegenwärtig geschossen.«
    »Ich war bloß verdammt langsam«, grummelte Emerson. »Hätte die verfluchte Pistole bei mir tragen sollen, statt sie im Koffer zu lassen. Aber wer wäre denn auf so was gekommen … Du bist doch nicht etwa verletzt, mein Junge?«
    »Nein, Sir. Nett, dass du dich danach erkundigst«, fügte er hinzu.
    »Lobet den Herren, denn er ist voll der Gnade!«, tönte Reverend Campbell.
    Ich zog Emerson mit mir fort.
    Endlich erreichten wir Wadi Halfa. Die Dampfer legen zwar in der Nähe der Bahnstation an, da Emerson sich aber für diesen lahmen Kahn entschieden hatte, verpassten wir den Sonntagszug. Der nächste fuhr erst am Donnerstag.
    »Umso besser«, erklärte Emerson, der unerschütterliche Optimist. »In der Zwischenzeit kümmern wir uns um eine Unterbringung für Hassan. Wir können schließlich nicht einfach abhauen und ihn zurücklassen.«
    »Das ist richtig«, bekräftigte ich. »Hier war doch irgendwo ein Krankenhaus, oder? Wie ist das denn?«
    »Dreimal darfst du raten, meine Liebe.«
    »Ich würde mir lieber mit eigenen Augen ein Bild machen, Emerson«, konterte ich und

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