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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dürfen sie heute den ganzen Tag hinter den Kamelen herrennen.«
    Die beiden waren nicht im Dorf. Daoud kehrte mit der Nachricht zurück, dass sie zwar dort gewesen, aber kurz vor Mitternacht wieder aufgebrochen seien. »Der Lausebengel (er übernahm Selims Spitznamen für Merasen) hat wohl eine Menge Bier getrunken und vor den Mädchen rumgeprahlt. Ali hat mitgetrunken.«
    Ärgerlich schnaubend fuhr Selim hoch. »Das hat er noch nie gemacht. Er kennt die Gebote. Wenn er zurückkommt, wird er was –«
    »Wir warten ihre Rückkehr gar nicht erst ab«, sagte Ramses mit auffallend tonloser Stimme. »Ich gehe zurück ins Dorf und starte von dort mit der weiteren Suche. Vielleicht hat jemand gesehen, wo sie hingegangen sind.«
    Das klang plausibel, also begleiteten wir ihn. Von den Dorfbewohnern erfuhren wir wenig Aufschlussreiches; die Rechtschaffenen hatten geschlafen, die Rabauken in der illegalen Bar nichts mitbekommen. Wir verteilten uns, suchten hinter jedem Strauch und jedem Stein. Ramses war es, der Ali schließlich fand, in einer kleinen Senke, keine drei Meter vom Weg entfernt. Ein Blick genügte. Die Blutlache, in der der bedauernswerte Junge lag, war bereits eingetrocknet. Ramses bat mich wegzusehen, als er die Leiche umdrehte. Ich gehorchte widerspruchslos. Man hatte Ali die Kehle durchgetrennt. Von Merasen keine Spur.
    »Das kann doch kein Zufall sein«, meinte Ramses nach unserer Rückkehr ins Lager. Selim und Daoud bereiteten Alis Leichnam für das Begräbnis vor, das noch vor Sonnenuntergang stattfinden musste. Die Dorfbewohner hatten jede erdenkliche Unterstützung angeboten, nicht zuletzt auch ein Grab auf dem Friedhof neben der kleinen Moschee. Die armen Leute waren entsetzt über den brutalen Mord und fürchteten, dass man sie verdächtigen könnte.
    »Es war keiner aus dem Dorf«, fuhr Ramses fort. »Was hätten sie davon gehabt außer Ärger? Mit Ali verlieren wir jetzt den dritten von unseren Männern.«
    »Ja, ja, das wissen wir«, knirschte Emerson. Er zog hektisch an seiner Pfeife, seine Miene bedrohlich düster. »Wenn ich den Jungen zu fassen kriege –«
    »Merasen?« Nefret versteifte sich. »Wieso verdächtigst du ihn? Vielleicht wurde er von den Leuten entführt, die Ali umgebracht haben.«
    »Möglich wär’s«, meinte Ramses wenig überzeugt.
    Nefrets blasse Wangen nahmen wieder Farbe an. »Du bist gegen ihn. Du hast ihn von Anfang an nicht leiden können.«
    »Das reicht jetzt, Nefret«, sagte ich entschieden. Alis Tod hatte sie sehr mitgenommen; wir alle hatten den fröhlich unbekümmerten Jungen gemocht. »Für irgendwelche Anschuldigungen ist die Lage wirklich zu ernst«, fuhr ich fort. »Wir haben jetzt den Beweis, dass jemand gezielt gegen uns arbeitet. Wer diese Person ist, wissen wir noch nicht. Eine Tatsache spricht für Merasens Unschuld: Er war nicht auf dem Schiff, als Hassan über Bord ging oder gestoßen wurde.«
    »Das stimmt.« Nefret atmete hörbar auf.
    »Trotzdem sollten wir unser Gepäck und das von Merasen kontrollieren. Ich möchte Klarheit darüber, ob irgendetwas fehlt – Geld, persönliche Sachen, Papiere und so weiter.«
    »Gute Idee, Mutter«, bekräftigte Ramses.
    »Danke für das Kompliment, mein Junge.«
    Auf den ersten Blick schienen Merasens wertvoller Koffer und seine anderen Bündel unangetastet. Nach Öffnen des Koffers stellten wir jedoch fest, dass die meisten Kleidungsstücke sowie Schwert nebst Scheide fehlten. Ramses war dermaßen wütend, dass er seine guten Manieren vergaß.
    »Verdammt und zugenäht! Und ich Idiot hielt mich für besonders schlau, als ich darauf bestand, dass er mit mir in ein Zelt geht. War wohl nicht clever genug von mir! Der Bursche hat seine Sachen bestimmt schon vorher heimlich weggeschafft, ich wäre sonst wach geworden, wenn er sie heute Nacht geholt hätte.«
    »Du hattest ihn die ganze Zeit im Visier, hm?«, bemerkte Nefret.
    »Aber leider war ich damit alleine«, konstatierte Emerson mit der sachlich-kühlen Stimme, die weitaus bedenklicher klang als sein impulsives Gebrüll. »Ist nicht deine Schuld, mein Junge. Lass mal nachsehen, was er noch mitgenommen hat.«
    Emerson hatte einen Teil des Reisebudgets in Kamele und Treiber und Bakschisch für den allgegenwärtigen Mustapha investiert. Der Rest war noch da, da er ihn am Körper trug. Unsere weitere Sorge galt den Waffen. Die schweren Kisten, die Selim bewachte, schienen unversehrt, trotzdem wuchtete Emerson sie auf.
    »Sind noch alle da«, tönte er. »Eigentlich

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