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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wollte ich die erst vor der Weiterreise verteilen, aber was soll’s.« Er nahm eine von den Flinten, um einiges länger als mein Arm, und reichte sie Ramses. »Lad sie.«
    »Ja, Sir.«
    Ramses, der die Jagd sowie das Tragen von Schusswaffen generell ablehnte, nach einem früheren dramatischen Vorfall aber das Scheibenschießen aufgenommen hatte, erklärte, ohne mit der Wimper zu zucken: »Es gibt Gelegenheiten, die das Tragen einer Waffe zwingend erforderlich machen.«
    Als ich mir auch eine der Flinten nehmen wollte, schob Emerson meine Hand weg. »Die sind viel zu schwer für dich. Der Rückstoß würde dir vermutlich das Schlüsselbein brechen, selbst wenn du das Ding ruhig hältst. Nefret, für dich gilt das Gleiche.«
    Nefret beobachtete Ramses, der das Magazin fachmännisch mit Munition füllte. »Ich will auch gar keine«, meinte sie gepresst.
    »Was ist mit den Revolvern?«, fragte ich mit einem vielmeinenden Blick auf die sieben handlich und effizient anmutenden Exemplare.
    »Du bist der schlechteste Schütze, den ich kenne, Peabody«, versetzte mein Gemahl gnadenlos. »Nicht mal mit deiner kleinen Pistole schaffst du es, irgendwas zu treffen – irgendwas, worauf du gezielt hast, meine ich.«
    »Ich könnte es lernen, mein Lieber.«
    »Aber nicht mit den Dingern«, knurrte er.
    Nachdem sämtliche Männer bewaffnet waren, blieben noch einige Waffen übrig, deren Bewachung Ramses übernahm. Wir anderen setzten die Suche fort. Ich hatte eine grässliche Vorahnung, was wir finden, beziehungsweise nicht finden würden.
    Nefrets Kartenkopie war verschwunden. Zunächst wollte sie es nicht wahrhaben und stellte hektisch das gesamte Zelt auf den Kopf.
    »Stell dich den Tatsachen, Liebes«, sagte ich. Mitfühlend legte ich ihr eine Hand auf die Schulter. »Er hatte reichlich Gelegenheit, sie zu stehlen.«
    »Das hatten andere auch«, murrte Nefret mit gesenktem Kopf. Sie kniete am Boden und sortierte die durchwühlten Papiere.
    »Wir verplempern nur unsere Zeit«, grummelte Emerson. »Je eher wir hier wegkommen, umso besser. Masud tränkt die Kamele. Ich sag ihm, dass er die Tiere beladen soll. Nefret, pack deine Sachen zusammen. Peabody, bring Selim schonend bei, dass wir gleich nach der Beerdigung aufbrechen.«
    »Du willst wirklich weiter?«, erkundigte ich mich.
    »Hast du eine bessere Idee?«
    Hatte ich in der Tat nicht. Und es verbot sich von selbst, dass wir Tarek im Stich ließen, auch wenn die Chancen gering standen, dass wir ihm helfen konnten. Ramses hatte als Erster realisiert, dass Merasen nichts Schriftliches bei sich trug. Und das Verhalten des jungen Mannes sprach nicht unbedingt für seine Glaubwürdigkeit. Allerdings hatte ich Menschen kennen gelernt, deren Unschuld sich trotz stärkerer Beweislast herausgestellt hatte.
    Die Indizien gegen eine weitere, unbekannte Fraktion häuften sich. Merasen konnte Hassans Verletzung nicht verursacht haben; der brutale Mord an Ali und der Diebstahl von Nefrets Karte gehörten bestimmt auch zu dem mörderischen Komplott. Die Kartenskizze allein nutzte Merasen nichts; er konnte die Kompassangaben nicht entschlüsseln. Andererseits war uns bewusst, dass er die Heilige Stadt ohne dieses Hilfsmittel weder finden noch jemanden dorthin führen könnte. Wer immer dieser »Jemand« sein mochte, sein Verhalten gegenüber uns oder Tarek war weder redlich noch rücksichtsvoll. Folglich wussten wir nur zwei Dinge über ihn: Er konnte mit einem Kompass umgehen und Karten lesen; und er war auf dem Schiff nach Wadi Halfa gewesen.
    Wer? Die Missionare, der Großwildjäger, die leutseligen deutschen Touristen, der freundliche Captain Moroney? Oder jemand anders, geschickt getarnt als eines der Besatzungsmitglieder?

    Im Westen versank die Sonne allmählich am Horizont. (Oder, wissenschaftlich betrachtet, die Erdkugel, auf der wir standen, drehte sich langsam in die entgegengesetzte Richtung.) Ein typisches Phänomen in den Wüstenregionen, erglühte der Himmel in leuchtenden Farben, und die letzten Strahlen des tiefroten Balls verliehen dem Ganzen einen dramatischen Effekt von Licht und Schatten.
    Die Szenerie hätte das Herz eines jeden Romantikers höher schlagen lassen – die Karawane der schwer beladenen Kamele, ihre langen Schatten beinahe grotesker als die Tiere selbst, und die Männer mit ihren langen Gewändern und einer Vielzahl exotisch anmutender Kopfbedeckungen. Einmal abgesehen von dem unablässigen Schnauben der Lasttiere war es totenstill. Um die Tageshitze zu

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