Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
moralischen Skrupel. Jetzt hat er sich mit irgendjemandem zusammengetan – und dieser Jemand kann einen Kompass lesen und eine Karawane zusammenstellen. Weiß der König das überhaupt oder treibt Merasen auch mit ihm ein doppeltes Spiel?«
    Selim kam in den Raum zurückgestürmt. »Die Gewehre«, rief er. »Die Gewehre sind weg!«
8. Kapitel
    »Es ist einzig und allein meine Schuld«, beteuerte Ramses niedergeschlagen. »Ich war dagegen, bei einer Audienz mit dem König Waffen zu tragen.«
    »Nein, meine«, rief Selim. »Ich hätte sie bewachen sollen.«
    »Ich hätte sie mit einem Fluch belegen sollen«, brüllte Emerson und ballte die Fäuste.
    Die drei liefen völlig aufgelöst durch den Raum und rangen die Hände, während Daoud seelenruhig sitzen blieb und darauf wartete, dass sie wieder zur Vernunft kämen.
    »Was passiert ist, ist passiert«, versuchte ich besänftigend einzuwirken. »Sind alle weg?«
    »Ja.« Emerson nickte verdrossen. »Wir haben unsere Flinten und Pistolen in den Zimmern zurückgelassen. Sie müssen heute Nacht gestohlen worden sein. Die übrigen Waffen und der Großteil der Munition waren in einem Karton verpackt. Auch der ist weg – aber das restliche Gepäck wie Kameras, Notizbücher und Exkavationsausstattung ist noch da.«
    »Sprichst du von den Gewehren?«, warf Daoud ein.
    »Ja«, stöhnte Selim gereizt. »Flinten, Pistolen, Munition – alles wurde geklaut.«
    »Nicht alles«, widersprach Daoud. Er griff in den Ausschnitt seiner Robe und zog eine Pistole heraus. »Die Flinte liegt in meinem Bett.«
    Ich habe selten drei dermaßen verdutzte Gesichter gesehen. Ramses erholte sich als Erster. »Daoud, du bist … einfach genial. In deinem – äh – Bett, sagst du?«
    »Ja«, erwiderte Daoud verblüfft. »So lernen es die Soldaten. Ich hab einmal gehört, wie ein Offizier folgende Anweisung gab: ›Dies ist dein Gewehr. Iss damit, schlaf damit.‹ Beim Essen war mir die Flinte lästig, deshalb hab ich mit der Pistole gegessen, aber mit beiden Waffen geschlafen.«
    Emerson blieb der Mund offen stehen. »Grundgütiger! Prima gemacht, Daoud. Eine Pistole und ein Gewehr sind allerdings –«
    »Besser als gar nichts«, fiel ich ihm ins Wort. »Dass die anderen Waffen weg sind, ist zwar tragisch, aber nicht zu ändern. Jetzt heißt es, die Nerven zu bewahren. Selim, hol die Kameras und unsere Notizbücher. Wir verfahren so, wie Emerson es weitsichtig vorgeschlagen hat.« Die Laune meines Gemahls hob sich darauf etwas. »Womit fangen wir an?«
    »Mit einem Gesamtplan von diesem Palast«, erwiderte ich. »Einschließlich der Vorrats- und Dienstbotenkammern.«
    Damit verbrachten wir den Rest des Nachmittags. Wir machten uns bergeweise Notizen und schossen willkürlich irgendwelche Photos. Die Dienstboten, die geflüchtet waren, als Emerson sich über die verschwundenen Waffen aufgeregt hatte, wagten sich zaghaft aus ihren Verstecken und beobachteten uns klammheimlich. Ich redete freundlich lächelnd auf sie ein und hielt meine Mitstreiter ebenfalls dazu an. Eine der jungen Frauen fand schließlich den Mut, uns auf Schritt und Tritt zu folgen, wenn auch mit einigem Sicherheitsabstand.
    Unsere Studien waren extrem oberflächlich und kein bisschen wissenschaftlich angelegt, aber das konnten die Dienstboten ja nicht wissen. Einige der in die Felsen getriebenen Kammern waren regelrechte Verschläge, kaum zwei Meter breit und zwei Meter hoch – leer, staubig und extrem heiß. Andere wurden als Küchen und Schlafquartiere für das Personal benutzt. Ein weitverzweigtes Schachtsystem sorgte für die Belüftung.
    Staubig und verschwitzt kehrten wir in den Salon zurück.
    »Tja.« Emerson rieb sich die Hände. »Das eine oder andere war doch ziemlich aufschlussreich, oder? Ramses, kannst du mit der Skizze anfangen?«
    »Ich werde um etwas zu trinken bitten«, verkündete Selim. Er winkte der jungen Frau, unserer hartnäckigsten Verfolgerin. Sie schien ihn auf Anhieb zu verstehen.
    Ich sagte: »Wenn ihr mich bitte entschuldigt, ich möchte mich kurz erfrischen.«
    »Mach nicht so lang«, rief Emerson. »Ich hab eine kleine Überraschung für dich, Peabody.«
    Eines der Dienstmädchen assistierte mir fröhlich summend. Sie half mir in ein sauberes Gewand und band mir eine rotblaue Schärpe um die Taille. (Vorsichtshalber steckte ich den Gehschlitz mit ein paar Sicherheitsnadeln zusammen.) Als ich in den Salon zurückkam, hielt Emerson die Hände hinter dem Rücken. »Du siehst hinreißend aus,

Weitere Kostenlose Bücher