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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Haustür erreichte, in aller Hast bemüht, den Gürtel meines Morgenmantels zusammenzuknoten, kam Ramses mir schon entgegen. In einer Hand die Taschenlampe, versuchte er mit der anderen, seine Hose zuzuknöpfen. »Mutter, ist dir was passiert?«
    »Nein, mir nicht. Aber das Wächterhaus ist eingestürzt. Beeil dich.«
    Nilschlammziegel zählen nicht unbedingt zu den haltbarsten Baumaterialien. Lediglich eine Wand stand noch. Alles andere hatte sich in einen Geröllhaufen verwandelt, gekrönt von einem eingebrochenen Schilfdach. Und irgendwo unter diesem Chaos, so fürchtete ich, lag vermutlich Wasim.
    »Grundgütiger«, hauchte Ramses. »Mutter, nimm mal die Taschenlampe.«
    Er kniete sich hin und fing an, Steine beiseite zu räumen. Ehe ich ihm zur Hand gehen konnte, kamen einige Bedienstete zu uns gelaufen. Sie halfen Ramses nach Kräften und wurden für ihre Mühen belohnt, als nicht lange darauf eine tastende Hand zum Vorschein kam. Die Retter johlten und hatten den bedauernswerten Wachmann bald befreit. Er lag bäuchlings im Schutt. Nefret, die als letzte zu uns stieß, packte Ramses am Arm, als er den armen Kerl auf den Rücken drehen wollte. »Beweg ihn nicht. Wasim, kannst du mich hören?«
    Fachmännisch tastete sie seinen Körper und seine Gelenke ab. »Bist du das, Sitt Hakim?« ertönte eine gedämpfte Stimme. »Bin ich tot?«
    Das war er ganz offensichtlich nicht, doch mußten wir ihn zunächst mit Engelszungen vom Gegenteil überzeugen. Nefret zufolge war er bis auf ein paar Schrammen und Kratzer heil davongekommen. Trotzdem legten wir ihn behutsam auf eine Trage, worauf sie ihn in ihre Praxis bringen ließ.
    Erst als sich die allgemeine Anspannung legte, hatte ich Muße, mir das Ganze genauer durch den Kopf gehen zu lassen. Wie hatte die Konstruktion überhaupt einstürzen können? Sicher, sie war nicht für die Ewigkeit konzipiert gewesen, gleichwohl verfügten die Männer über eine lange Erfahrung und hätten niemals schlampig gearbeitet. Ein forschender Blick in die Runde ergab, daß sich ausnahmslos alle Bediensteten um uns geschart hatten. Und das bedeutete …
    »Ramses«, drängte ich. »Steht irgend jemand Wache?«
    »Verdammt«, zischte Ramses.
    Behindert von meiner einengenden Nachtkleidung vermochte ich ihm nicht schnell genug zu folgen. Als ich Emersons Arbeitszimmer betrat, hatte Ramses bereits die Schlüssel zum Schreibtisch gefunden und öffnete eben eine der Schubladen. Mit einem erleichterten Seufzer zog er das bemalte Kästchen heraus und hob den Deckel.
    »Sie ist noch da«, entfuhr es mir. »Falscher Alarm.«
    »Nein, es ist jemand hiergewesen.« Er deutete auf die staubigen Fußabdrücke, die den Boden bedeckten. Nackte Füße, wohlgemerkt!
    Wir folgten den Fußspuren des Eindringlings durch die Eingangshalle. Sie führten geradewegs in Emersons und mein Schlafzimmer.
    »Hier ist er zuerst gewesen«, murmelte Ramses. »Er hat unter dem Bett und in den Kommodenschubladen nachgeschaut. Eine steht noch halb offen. Oder hast du –«
    »So unordentlich bin ich bestimmt nicht. Sieht mir ganz nach einer oberflächlichen und unüberlegten Suchaktion aus. Ihm war durchaus bewußt, daß er nicht viel Zeit hatte. Als er hier nichts fand, ist er ins Arbeitszimmer deines Vaters gelaufen.«
    »Dann hat er uns kommen gehört und ist unverrichteter Dinge geflüchtet«, kombinierte Ramses. »Soll heißen, er hat keine genauen Anhaltspunkte, wo die Statue versteckt ist. Laß mal sehen, wie er ins Haus gekommen ist.«
    Die staubigen Abdrücke verloren sich im Korridor, dennoch ließ sich unschwer feststellen, daß der Eindringling durch den Hof herein- und wieder hinausgekommen war.
    »Himmel noch mal.« Mein Sohn fuhr sich mit den Fingern durch die zerzausten Haare, aus denen sich prompt lawinenartig der Sand löste. »Er hat keinen einzigen brauchbaren Hinweis hinterlassen. Vater würde jetzt maulen, daß es allmählich eintönig wird.«
Aus Manuskript H
    Statt am nächsten Tag ins Ausgrabungsgebiet nach Deir el-Medina zu reiten, widmeten sie sich einer anderen Form der Feldforschung. In dem fieberhaften Bemühen, Wasim zu befreien, war das Geröll bereits beiseite geschafft worden, und eine nähere Inspektion bestätigte Ramses’ Verdacht, daß es eines Abrißkommandos oder einer Explosion bedurft hätte, um den stabilen Bau zum Einsturz zu bringen. Sie entdeckten Spuren von Dynamit und etwas weiter entfernt die Reste der Zündschnur.
    Dynamit war nicht schwer zu bekommen. (In Ägypten mußte

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