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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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könnte, sich in die Belange der Pethericks einzuschalten.
    Sie warteten noch so lange, bis Nefret den letzten Patienten behandelt hatte. Als die drei das Flußufer erreicht und ein Boot für die Überfahrt genommen hatten, stand die Sonne bereits tief im Westen. Das rotgoldene Licht der tiefstehenden Sonne ließ die altehrwürdigen Säulen des Luxor Tempels genauso erstrahlen wie die moderne Fassade des Winter Palace Hotels. Im Laufschritt passierten sie die Stufen vom Kai hinauf zur Straße.
    »Sie schreibt, wir möchten direkt zu ihrem Zimmer kommen. Sie hat Angst, die Tür zu öffnen!« Ramses nahm seine Mutter am Arm. Dank langjähriger Praxis wanden sie sich geschickt an den obligatorischen Kamelherden, Eselgespannen und Kutschen vorbei, die die Straße verstopften.
    »Welches Zimmer?« erkundigte sich Nefret und blickte entlang der weitläufigen Hotelfassade. Das Parterre mit Empfangshalle und Rezeption erreichte man über zwei geschwungene, gegenüberliegende Treppenfluchten, die Gästezimmer waren in der ersten und der zweiten Etage, im Souterrain befanden sich Lager- und Vorratsräume sowie der Servicebereich.
    »252 und 253«, erwiderte Ramses. »Eine Suite. Die ganz am Ende.«
    »Die mit dem Balkon? Überrascht mich, daß sie nicht …
    Ach du meine Güte! Was ist denn das?«
    Trotz der Entfernung war jeder Irrtum ausgeschlossen.
    Die schwächer werdende Sonneneinstrahlung konzentrierte sich mit dramatisch anmutender Intensität auf die steinerne Balkonbalustrade und die daran gelehnte Silhouette.
    Mannshoch, in schwarzen Trauerflor gehüllt, schien diese das diffuse Licht förmlich zu absorbieren. Während sie ungläubig hinaufstarrten, beugte sich die Gestalt langsam vor und fiel etwa zwölf Meter tief auf die darunterliegende Terrasse.
    Ramses schüttelte Nefrets Hand ab und stürmte kurz entschlossen ins Hotel. Die Gäste in der Lobby starrten ihm entgeistert nach. Er wartete nicht auf den gelegentlich ohnehin unzuverlässigen Aufzug, sondern hastete die Treppe hinauf. Im zweiten Stock angelangt, rannte er pfeilschnell durch den langen Korridor und hätte nicht übel Lust gehabt, den Hotelarchitekten für die verschachtelte Baukonstruktion zu erwürgen. Die meisten Gäste saßen im Teeraum oder auf der Terrasse; nur einige wenige der geräuschlos umherschwebenden Bediensteten nahmen von ihm Notiz. Mrs. Pethericks Suite lag am Ende des rechtwinkligen Gangs. Ramses wußte von früheren Besuchen bei anderen Bekannten, daß die Räumlichkeiten durch ein kleines Entree betreten wurden. Vor der verschlossenen Tür dieses Vorzimmers stand Abdul, ein Hoteldiener, herausgeputzt mit rotem Fez, einer goldbetreßten Jacke und unpassender, aber malerischer Pluderhose. Ramses überging sein fröhliches »Salam aleikum«, klopfte statt dessen energisch an die Tür und rief ihren und seinen Namen. Keine Antwort, nicht das leiseste Geräusch aus dem Innern. Er wandte sich zu dem Diener. »Ist die Dame nicht da?«
    »Sie ist nicht herausgekommen, Bruder der Dämonen.« Abdul überlegte ein paar Sekunden lang und formulierte dann freudestrahlend seine Schlußfolgerung. »Also … muß sie noch drin sein, richtig? Sie gab mir ein großes Bakschisch und wies mich an, keinen zu ihr zu lassen. Niemanden außer dir oder der Sitt Hakim oder …«
    Die Tür war nicht abgeschlossen. Vielleicht war die Dame ja im Bad. Ramses trommelte geräuschvoll auf eine der Innentüren, die zum Salon führte. Keine Resonanz.
    »Was wird hier gespielt?« brüllte er. Da die Frage definitiv nicht ihm galt, versagte sich Abdul eine Antwort. Ramses realisierte, daß er das Spiel wohl oder übel mitspielen mußte, er nahm sich jedoch fest vor, umgehend ein paar Takte mit der unsäglichen Frau zu reden.
    Die Innentür war ebenfalls unverschlossen. Die deckenhohen Balkontüren standen offen, die zarten Gardinen blähten sich im Wind. Ein blutroter Sonnenuntergang entflammte den westlichen Himmel. Im Salon herrschte peinliche Ordnung, ebenso im Schlafzimmer und im Bad. Mrs. Pethericks Garderobe hing fein säuberlich aufgereiht im Schrank, ihre Toilettenartikel lagen auf dem Frisiertisch ausgebreitet, nur von der Bewohnerin selbst fehlte jede Spur.
3. Kapitel
    »Es war lediglich ein ausgestopftes Kleidungsstück«, erklärte ich. »Das hab ich natürlich auf Anhieb gemerkt, weil es relativ schwerelos hinunterflatterte.«
    »Ja.« Ramses ging nervös in Mrs. Pethericks Salon auf und ab, dabei nahm er wahllos irgendwelche Gegenstände in Augenschein,

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