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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hältst du von der Sache?«
    »Für mich gibt es nur zwei mögliche Erklärungen«, erwiderte ich, während ich mich entspannt an den gepolsterten Rücken der Bootsbank lehnte. »Entweder hat Mrs. Petherick das Hotel aus freien Stücken verlassen oder sie wurde gegen ihren Willen fortgebracht.«
    »Ohne dabei gesehen zu werden?« bohrte Ramses. »Abdul ist zwar nicht der Hellste, aber er hätte es bestimmt gemerkt, wenn jemand eine strampelnde, schreiende Frau hinausgetragen hätte – selbst wenn sie bewußtlos gewesen wäre, immerhin ist sie nicht gerade zierlich.«
    »Das ist dir auch schon aufgefallen, was?« murmelte Nefret. »Vielleicht hat Abdul dich angelogen.«
    »Mich? Niemals. Oh, Mist«, knirschte Ramses haareraufend. »Tut mir leid. Ich hab mich im Tonfall vergriffen. Na ja, jedenfalls hat er einen Mordsrespekt vor Vater, und auf seine Weise ist er eine ehrliche Haut. Nein, Mutter. Die Dame hat mit einem anderen Trick gearbeitet. Schließlich blieb ihr massenhaft Zeit zum Verschwinden, bevor ich die Suite erreichte.«
    »Ohne etwas mitzunehmen?«
    »Ein vollgepackter Koffer hätte den Effekt vermasselt«, grinste Ramses.
    »Aber dann muß der grundehrliche Abdul doch geschwindelt haben, als er beteuerte, daß sie die Suite nicht verlassen hat.«
    »Nicht zwangsläufig. Er war nicht die ganze Zeit vor ihrer Tür; er räumte ein, daß er seinen Posten ein- oder zweimal oder, ›ja, Bruder der Dämonen, vielleicht sogar noch öfter‹, verlassen habe, um mit den anderen Zimmerkellnern eine Zigarette zu rauchen oder einem natürlichen Bedürfnis nachzugehen. In diesem kurzen Moment hätte sie heimlich, still und leise verschwinden können. Ein Entführer hätte das nicht bewerkstelligt.«
    Meines Erachtens zog Ramses jetzt voreilige Schlüsse. Zugegeben, seine Interpretation war durchaus überzeugend, aber intelligente Verbrecherhirne schmieden erfahrungsgemäß geniale Pläne. Falls der Schurke sich als Diener getarnt und Mrs. Petherick kurzerhand in einen Teppich oder einen Wäschebeutel verfrachtet hatte … ich verfolgte das Thema bewußt nicht weiter, da Ramses ausnehmend mißmutig wirkte.
    »Sollen wir deinen Vater nicht besser von den neueren Entwicklungen unterrichten?« sagte ich statt dessen.
    »Warum? Morgen liest er es doch sowieso in der Kairoer Tageszeitung.«
    »Ach du gute Güte! Ich darf gar nicht daran denken! Er wird wütend sein, nicht wahr?«
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, meinte Ramses trocken, »vor allem, wenn er die Kommentare liest, die wir der Presse gegeben haben.«
    »Aber wir haben doch gar nichts verlauten lassen«, protestierte ich. »Nur daß diejenigen, die Informationen haben, sich an Mr. Salt wenden sollen.«
    »Das hindert die Journalisten aber nicht daran, uns zu zitieren«, versetzte Ramses.
    »Ich frag mich, was wohl Abdullah dazu gesagt hätte«, sinnierte ich.
    »Hast du in letzter Zeit von ihm geträumt?« Ramses bemühte sich um einen bewußt beiläufigen Ton. Meine Familie zeigte sich nach wie vor skeptisch gegenüber diesen sonderbaren Träumen, für mich waren sie jedoch so wirklich, als sähe ich meinen lieben verstorbenen Freund leibhaftig vor mir. Er hatte sein Leben für mich geopfert, indem er sich instinktiv vor mich warf, als er mich in Gefahr wähnte.
    »Nein, in letzter Zeit nicht«, antwortete ich.
    Nefret lächelte wehmütig. »Immerhin kann er nicht darüber meutern, daß wir wieder mal einen Toten haben. Erinnert ihr euch noch an seine typische Redensart? ›Ein neues Jahr, eine neue Leiche!‹«
    »Ein neues Jahr, eine neue Leiche!« sagte Abdullah. Er kam wie stets über den Weg vom Tal der Könige. Meine Route hatte mich über die steilen Hänge hinter Deir el-Bahari geführt, und die schrägstehenden Strahlen der Morgensonne schickten mir meinen Schatten voraus.
    »Was willst du damit sagen?« forschte ich. »Wir haben dieses Jahr noch keine einzige Leiche zu vermelden. Vielleicht könntest du mich erst einmal begrüßen, bevor du anfängst herumzukritisieren«, setzte ich pikiert hinzu.
    Statt einer Antwort lächelte er sardonisch und strich sich über den Bart. An dem Tag, als er in meinen Armen gestorben war, war dieser schlohweiß gewesen. In meinen Träumen war er schwarz und Abdullahs Gesicht das eines jungen, vitalen Mannes.
    »Noch nicht, Sitt«, bemerkte er.
    »Wer?« drängte ich. »Doch nicht etwa Emerson? Oder Ramses? Oder … oder …«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Die Zukunft ist ungewiß. Aber gibt es nicht immer eine

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