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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Leiche? Du suchst doch die Gefahr, Sitt.«
    »Wenn du damit auf Mrs. Petherick und ihre Statue anspielst, so ist sie zu uns gekommen, vergiß das nicht. Und wo sollte da eine Gefahr bestehen? Die Frau ist ignorant und erfindet hanebüchene Geschichten.«
    »Die Statue ist keine Erfindung.«
    »Woher stammt sie, Abdullah?«
    Er rollte mit den Augen und grinste salbungsvoll. »Von einem Ort, wo du sie nie vermuten würdest, Sitt.«
    »Hätte mir auf Anhieb klar sein müssen, daß du mir keine schlüssige Antwort gibst! Also nicht aus Amarna, und nicht aus Grab 55?«
    Sein verschmitztes Lächeln verlor sich. Er trat einen Schritt auf mich zu und streckte eine Hand aus, als wollte er meine Wange berühren. »Sitt, bedenke meine Worte. Hör auf damit, Katastrophen nachzujagen, ruhe dich lieber aus und genieße das Leben. Für dich ist es gewiß nicht anders als für mich: Werden die Tage nicht kürzer, die Wege länger, die Lasten schwerer?«
    Seine Worte prasselten wie eine Gesteinslawine auf mein Herz, der Himmel schien sich unversehens zu verdüstern, gleichwohl schüttelte ich energisch den Kopf. »Um so mehr Grund, das beste aus den kürzeren Tagen zu machen und sich für die schwereren Lasten zu stählen. Ausgerechnet von dir hätte ich einen solchen Sermon nicht erwartet, wo du doch immer so tatkräftig und beherzt warst.«
    »Ah«, meinte Abdullah gedehnt. »Ich wußte, daß du das sagen würdest.«
    Ein Sonnenstrahl erhellte sein milde lächelndes Gesicht, was mich allerdings nicht daran hinderte, meiner Entrüstung Luft zu machen: »Was ich von dir will, sind praktische Ratschläge – aber die bekomme ich nie! Wenn du mir schon nicht konkret sagen willst, woher die Statue stammt, dann gib mir doch wenigstens einen kleinen Tip!«
    »Das habe ich«, meinte Abdullah und strich sich weise über den Bart. »Und ich will dir noch einen Hinweis geben. Vor nicht allzu langer Zeit hast du mir eine ähnliche Frage gestellt, und ich habe sie dir beantwortet. Besinne dich darauf, dann fällt dir die Antwort ein.«
    Er drehte sich um und schlenderte davon. Ich stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf. Im Laufe der Jahre hatte ich ihn so manches gefragt, worauf Abdullah bestenfalls mit einer geheimnisvollen Andeutung reagiert hatte. Zudem hatte ich nicht die leiseste Ahnung, auf welche meiner Fragen er sich bezog.
    Am nächsten Tag entdeckte ich nach dem Frühstück von der Veranda aus Menschenmengen, die sich um das provisorische Wächterhaus scharten. Unser neuer Wachposten, Daouds Sohn Hassan, stand mitten auf der Straße, breitbeinig, Wasims antiquierte Flinte im Anschlag; ich glaube, einzig und allein der Anblick der Waffe (ich hoffte inständig, daß sie nicht geladen war!) verhinderte, daß die sensationslüsterne Meute den Wachunterstand stürmte und uns von allen Seiten bedrängte.
    Um ehrlich zu sein – worum ich mich natürlich stets bemühe –, wurde ich im Laufe des Morgens zunehmend nervös. Ich interessierte mich brennend dafür, was augenblicklich in Luxor passierte: ob Mrs. Petherick aufgetaucht war, ob es neue Informationen gab und was ihre Kinder von all dem hielten. Nachdem er das Horrorszenario mit steinerner Miene inspiziert hatte, hatte Ramses mir strikt verboten, das Haus zu verlassen oder, besser gesagt, mich eindringlich gebeten, seinen Wünschen Folge zu leisten. Darauf zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück, um sich den hieratischen Papyri zu widmen, die er gerade übersetzte, denn die ägyptische Sprache war Ramses’ Spezialgebiet.
    Meine Gedanken kreisten um das Gespräch mit Abdullah. Er hatte wie üblich entsetzlich geheimnisvoll getan, und es war auch nichts Neues, daß er mich zurechtwies, weil ich seiner Meinung nach »die Gefahr suchte«. Allerdings hatte er doch tatsächlich die Unverfrorenheit besessen, mir zu erklären, ich sei allmählich zu alt für solche Abenteuer! Das hatte er bislang noch nie gewagt. Zudem hätte er sich denken müssen, daß mich das lediglich anspornte.
    Vielleicht hatte der alte Gauner genau das beabsichtigt, obwohl ich derartige Inspiration nie und nimmer benötigte. Genau wie Abdullah würde ich mein Schicksal meistern. Ein schneller und honoriger Tod, am besten im Kreise meiner Lieben, war dem schleichenden Verfall von Geist und Körper bei weitem vorzuziehen.
    Was zum Teufel hatte er bloß mit seinem letzten »Hinweis« gemeint? Ich versuchte, meine zahllosen Gespräche mit ihm zu rekapitulieren. Er hatte immer wieder betont, daß die Zeit im Jenseits

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