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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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übernachtet.
    Als wir vor dem Haus absaßen, erblickten wir Sethos, Ramses und Nefret sowie eine vierte Person auf der Veranda. Fatima räumte soeben das Teegeschirr ab. Der Fremde, ein ausgemergelter, unscheinbarer Mann mit graumelierten Haaren, sprang auf, sobald wir hereinkamen. »Guten Abend, Professor und Mrs. Emerson. Ihr Sohn bat mich netterweise zu bleiben, aber wenn ich störe –«
    »Wer zum Teufel sind Sie?« fragte Emerson ungnädig.
    Ramses antwortete mit einem verlegenen Blick zu seinem Vater: »Das ist Michail Katschenowsky, von dem ich dir bereits erzählt habe. Ich habe mir erlaubt, ihn zum Abendessen einzuladen. Fatima weiß Bescheid.«
    »Mein lieber Junge, das hier ist dein Zuhause«, sagte ich. »Du kannst einladen, wen immer du möchtest. Guten Abend, Mr. Katschenowsky. Und, haben Sie ausgiebig mit meinem Sohn gefachsimpelt?«
    »Es ist mir eine Ehre«, schwärmte Katschenowsky, »daß ich mir das Arbeitszimmer ansehen durfte, wo die fantastischen Übersetzungen angefertigt werden, und natürlich auch die Originalpapyri.«
    Emersons Gesichtsausdruck spiegelte seine Einstellung zu Menschen, die bei Papyrusfetzen, bekritzelten Tonscherben und zusammenhanglosen Textstellen in Ekstase geraten, aber er verkniff sich gottlob jede Äußerung. Mein kleiner Hinweis, daß Ramses Gäste einladen konnte, zeigte immerhin Wirkung. »Schön, schön«, grummelte er gönnerhaft. »Nett, Sie kennenzulernen, Karschenowsky. Ramses meinte, Sie sind kompetent. Kann ich nicht beurteilen. Hieroglyphen sind für mich böhmische Dörfer.«
    Unsicher, ob das ein Scherz sein sollte, schmunzelte Katschenowsky verhalten, räusperte sich und schmunzelte erneut. »Es ehrt mich, daß Ihr Sohn meine Arbeiten kennt, Professor. Ich habe seit vielen Jahren nichts mehr veröffentlicht, aufgrund von Umständen, auf die ich keinen Einfluß hatte.«
    Auch ein Kriegsopfer?, überlegte ich. Der Krieg war seit vier Jahren vorbei, aber etliche Überlebende litten immer noch unter den physischen und mentalen Wunden. Trotz der grauen Haare und der faltigen Gesichtshaut war er jünger, als ich auf den ersten Blick geschätzt hatte. Womöglich war der arme Mann in Gefangenschaft und Zwangsarbeit geraten.
    Nefret riß mich aus meinen Gedanken. »Das Abendessen verspätet sich ein bißchen, Mutter. Du hast noch Zeit für einen Whisky-Soda, wenn du möchtest.«
    »Aber gern«, erwiderte ich.
    »Besser spät als nie«, knurrte Emerson. »Und hoffentlich nicht versalzen oder angebrannt.« Er drückte so schwungvoll auf den Siphon, daß das Soda wie eine Löschfontäne herausspritzte. Mit seinem Ärmel wischte er seelenruhig den Tisch trocken und reichte mir dann das Glas.
    »Und, gibt’s was Neues von Mrs. Petherick?« wollte ich wissen.
    Nefret schüttelte den Kopf. »Nichts. Auch nichts von Miss Petherick. Ich hatte eigentlich erwartet, daß sie nochmals auf die Aushändigung der Statue drängt.«
    »Eine merkwürdige Geschichte«, meinte Katschenowsky. »Was wird denn aus der Statue?«
    »Ich werde sie den rechtmäßigen Besitzern zurückgeben, wer auch immer das sein mag«, entgegnete Emerson. »Das muß noch geklärt werden.«
    »Sie sind ein grundehrlicher Mensch, Professor«, entfuhr es Katschenowsky. »Aber von Ihnen hätte ich auch nichts anderes erwartet.«
    »Hmph«, räusperte sich Emerson. »Ich interessiere mich einzig dafür, woher die Statuette stammt. Und diesbezüglich tappen wir weiterhin im dunkeln.«
    »Wenn ich sie vielleicht einmal sehen dürfte«, meinte Katschenowsky gedehnt. »Ich bin bestimmt kein Fachmann, aber manchmal fällt einem Außenstehenden auch das eine oder andere auf.«
    »Haben wir noch Zeit?« fragte ich Nefret.
    »Ja. Ich würde sie mir selbst gern noch einmal anschauen.«
    »Ich hol sie.« Emerson stellte sein Glas ab und ging ins Haus.
    Sekundenbruchteile später stürmte er auf die Veranda zurück, tobend wie ein Wilder. »Sie ist weg! Das verdammte Ding ist weg!«
Aus Manuskript H
    Emerson atmete tief ein und faßte sich wieder. »Peabody«, sagte er.
    »Gute Güte, Emerson, verdächtigst du etwa mich?«
    »Es sähe dir jedenfalls ähnlich, ein neues Versteck zu suchen, weil dir das alte nicht sicher genug schien.« Seine Frau bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Offen gestanden hielt ich deinen Schreibtisch für unsicher. Dort würde ein Dieb zuerst nachsehen, und das Schloß läßt sich kinderleicht aufbrechen. Trotzdem hätte ich sie nie weggenommen, ohne dich vorher zu informieren. Wie

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