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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ramses.
    Sein Onkel ignorierte den Sarkasmus. »Ich habe einige Telegramme abgeschickt. Zwei lagerten für Emerson im Telegrafenamt. Ich habe mir erlaubt, sie mitzubringen.«
    Er deutete auf das Postkörbchen, das wie üblich überquoll.
    Nach einer argwöhnischen Inspektion der ersten Depesche – sie war immer noch versiegelt – riß Emerson den Umschlag auf. »Ah! Ich wußte doch, auf Gargery ist Verlaß. Er hat den Anwalt der Pethericks ausfindig gemacht und sich mit dem Bürovorsteher angefreundet. Die testamentarischen Verfügungen ließen sich leicht recherchieren. Die Witwe erbt alles. Insoweit hat die Dame wohl die Wahrheit gesagt.«
    Er öffnete das zweite Telegramm. »Von Carter«, verkündete er und las laut vor:
    »Danke bestens für Überwachung. Treffe in Kürze ein, um Exkavationen wieder aufzunehmen.«
    »Ein taktvoller Warnhinweis, deine Aktivitäten einzuschränken«, bemerkte Sethos. »Sonst noch was von Interesse, Amelia?«
    »Wie üblich, lästige Einladungen und unverfrorene Anfragen. Hier, für dich, Ramses. Handgeschrieben.«
    »Der Brief ist von Heinrich Lidmann«, berichtete Ramses. »Er weist noch einmal auf sein Stellengesuch hin.«
    »Was?« wetterte Emerson. »Du hast doch nicht etwa jemanden eingestellt, ohne daß ich davon weiß, oder?«
    »Wenn du Ramses genau zugehört hättest, wäre dir klar, daß wir nichts dergleichen getan haben«, warf seine Frau ein. »Wir haben Lidmann lediglich zugesagt, daß wir darüber nachdenken werden, daß du aber letztlich dein Einverständnis geben mußt.«
    »Ich muß gar nichts. Wer ist der Kerl überhaupt?«
    »Vor dem Krieg war er mit Borchardt in Amarna«, schilderte Ramses. »Seine Erfahrungen sind sicher ganz nützlich für uns. Ich habe dieser Tage aber auch noch einen anderen Aspiranten kennengelernt. Einen Experten für demotische und –«
    »Herrschaftszeiten, wofür brauche ich einen weiteren Übersetzer, wenn ich dich habe?« erregte sich Emerson. »Ich möchte keine weiteren Mitarbeiter einstellen. Sobald David hier eintrifft, ist meine Mannschaft komplett. Hoffentlich trudelt der Junge bald ein. Ich brauche einen erfahrenen Fotografen, wenn ich KV 55 öffne.«
    »Er wird in ein paar Tagen hier sein«, meinte Ramses. Emerson war und blieb uneinsichtig. Er hatte die beiden von Ramses angeführten Bewerber rigoros abgelehnt und ging zudem schnöde darüber hinweg, daß David eine Vielzahl von Spezialgebieten beherrschte. Fotografieren konnten Nefret und Selim nämlich fast genausogut. »Wenn du David so händeringend brauchst, warum wartest du dann nicht, bis er kommt?« setzte sein Sohn hinzu, seine Verärgerung mühsam überspielend.
    Emerson kratzte sich am Kinn. »Stimmt. Ein, zwei Tage machen auch nichts mehr aus. Gibt uns Gelegenheit, uns einen ersten Überblick zu verschaffen.«
    »Und«, wandte seine Frau ein, »unsere Nachforschungen im Hinblick auf Mrs. Pethericks mysteriöses Verschwinden voranzutreiben.«
    »Pah«, tönte Emerson. »Daß ich nicht lache. Die taucht in ein, zwei Tagen wieder auf und füttert die Zeitungen mit reißerischen Geschichten.«

    Hier irrte sich Emerson. Mrs. Petherick tauchte weder am nächsten noch am übernächsten Tag wieder auf. Die Suche nach ihr blieb bestenfalls sporadisch, da man keinerlei Anhaltspunkte hatte. Die Presse walzte die Sensation tagtäglich aus, mit Hinweisen auf den »schwarzen Dämon« und aberwitzigen Geschichten über sein vermeintliches Herumgespuke. Emerson ignorierte die leidige Angelegenheit, zumal er mit der Arbeit in Deir el-Medina nicht so zügig vorankam wie geplant (was wir ihm schon im vorhinein erklärt hatten). Wir brachten allein einen ganzen Tag damit zu, kleinste Tonscherben und Papyrusfetzen zu katalogisieren!
    An jenem Nachmittag brach eine kleine Meuterei los. Mit meinem schweigenden Einverständnis (heftigem Nicken) erklärte Nefret, sie und Ramses würden früher aufhören – soll heißen, um die Uhrzeit, zu der die meisten Exkavatoren die Arbeit beenden. »Wir haben den Kindern versprochen, den Tee zusammen mit ihnen einzunehmen«, meinte sie. »Du wirst mit diesen Fragmenten heute ohnehin nicht mehr fertig, Vater.«
    »Oh doch«, gab mein eigensinniger Ehemann zurück. »Aber, na ja … wenn ihr es den Kleinen versprochen habt – « Gnädig entließ er die beiden.
    Wir anderen durften weiterschuften, bis es dunkel wurde, und wenn ich nicht rasend vor Wut aus der Haut gefahren wäre, hätten wir vermutlich in irgendeinem staubigen Wüstenloch

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