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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Bertie. Eine Hand schützend über die Augen gelegt, blinzelte er ins Sonnenlicht.
    »Ein Freund«, antwortete Ramses, dem Sethos’ neuer Deckname partout nicht einfallen wollte.
    Cyrus starrte zu dem Fremden und begann fürchterlich zu husten.
    Sie gesellten sich zu den anderen, in den Eingang einer »hübschen« leeren Gruft, wo seine Mutter sie mit »Anthony Bissinghurst« bekanntmachte.
    Jumana musterte »Bissinghurst« mit einem fragenden Stirnrunzeln. »Kennen wir uns nicht? Ihr Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    Sethos lächelte. »Dann würde ich mich bestimmt an Sie erinnern, Miss Jumana. Ich habe schon viel Positives über Sie gehört.«
    Ramses beobachtete seinen Onkel aus rein beruflichem Interesse. Er hatte viel von Sethos gelernt, würde ihm aber zweifellos nie das Wasser reichen können. Die optischen Veränderungen – verdächtig schwarze Haare und Schnurrbart, getönte Gläser, die seine Augen verbargen – waren dabei das wenigste. Sprachduktus, Haltung, einstudiertes Lächeln und ausladende Gesten paßten exakt auf einen Anthony Bissinghurst. Wer immer das sein mochte. Er hoffte, daß Sethos diesmal cleverer gewesen war und einen Charakter erfunden hatte, statt einen zu imitieren.
    »Nein, nein, nur Amateur«, antwortete Sethos eben auf eine Frage von Cyrus. »Keine formale Ausbildung, wissen Sie. Aber durchaus sehr interessiert.«
    Als letztes besuchten sie Grab 55. Es grenzte an den Hauptweg, wie auch zwei weitere im Rahmen von Ausflügen gern besuchte Königsgrüfte. Um diese Uhrzeit waren die Touristen glücklicherweise längst in ihre Hotels zurückgekehrt. Emerson spähte über die niedrige Mauer, die Davis’ Expeditionsmannschaft 1907 errichtet hatte. Der Eingang befand sich fast zwei Meter unter Bodenniveau und war teilweise von Steinmassen, Picknickresten und Tierkadavern blockiert. Besucher und Wachleute hatten den trichterförmigen Zugang als willkommenen Mülleimer mißbraucht.
    »Laßt uns mal einen kurzen Blick riskieren«, sagte Emerson.
    Einer nach dem anderen kletterten sie in die enge Grube. Bertie ließ Jumana in Emersons ausgestreckte Arme gleiten und folgte ihr dann.
    Der Professor spähte als erster über den Steinhaufen, der sich vor dem Eingang türmte. »Hat jemand eine Taschenlampe mitgebracht?« brüllte er.
    Daran hatte natürlich keiner gedacht. Schließlich zauberte seine Frau eine Kerze und Streichhölzer aus ihrem Utensiliengürtel und reichte beides hinunter. Im schwachen Lichtkegel sahen sie, was sie erwartet hatten: eine steinerne Treppenflucht, von Geröll versperrt. Ramses wußte, daß es zwanzig Stufen waren, die in einen gewundenen Gang mündeten, der zu der Grabkammer führte, allerdings erhellte der Schein der Kerze lediglich die obere Hälfte der Treppe.
    Der Fäulnisgestank war überwältigend. Lidmann preßte sich ein Taschentuch aufs Gesicht und gab Würgegeräusche von sich.
    »Aber, aber, Mr. Lidmann, nicht so zimperlich, wenn Sie mit uns zusammenarbeiten wollen!« trompetete Emerson freundlich. »Hilf mir mal, Ramses. Ich denke, ich kann mich da durchquetschen.«
    »Nein, Sir«, lehnte Ramses entschieden ab. »Der Mörtel ist zu instabil, und du weißt überhaupt nicht, was dich da unten erwartet. Schlangen beispielsweise.«
    »Ganz recht«, schaltete sich seine Mutter ein. »Das gilt im übrigen auch für dich, Ramses. Und versuch ja nicht, Emerson, ihn mit fadenscheinigen Argumenten zu überrumpeln. Außerdem ist es gegen deine sämtlichen Exkavationsprinzipien, irgendwo einzudringen, wo sachverständige Exkavatoren fürchten –«
    »Verdammter Mist«, erregte Emerson sich lautstark.
    Gleichwohl zeigte der mahnende Einwurf Wirkung, denn er wandte sich schimpfend von der verheißungsvollen Öffnung ab.
    Zwei von ihnen mußten Lidmann wieder hochhieven, während Bertie ihn vom Grubenrand hinaufzog. Oben angelangt, sackte der Deutsche entkräftet in sich zusammen. »Keine Kondition mehr«, japste er mit einem entschuldigenden Lächeln.
    »Wir bringen Sie ruckzuck wieder in Form«, sagte Emerson, der keinerlei Hilfe bedurft hatte.
    »Wir starten morgen früh um sechs«, fuhr er dann ungerührt fort und rieb sich die Hände an der Hose sauber. »Sie auch, Vandergelt. Das heißt – ähm – ich nehme doch an, daß Sie das ebenso sehen, oder?«
    »Aber selbstverständlich. Sobald ich meinen Trupp zusammenhabe. Wieso haben Sie’s denn so eilig?«
    »Ich hab’s immer eilig«, versetzte Emerson.
    Das stimmte zwar, obwohl Ramses mutmaßte, daß

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