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Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone

Titel: Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ausgefochten hatten. Danach gingen sie immer ungemein höflich miteinander um. Lidmann tauchte weder zum Tee noch zum Abendbrot auf. Fatima hatte ihn versorgt. Nefret berichtete, daß er alles aufgegessen habe und sich besser fühle, aber das ließ ihre Schwiegermutter so nicht gelten.
    »Ich werde mich kurz mit ihm unterhalten«, tat sie kund. »Ich auch«, bekräftigte Emerson. »Gute Güte, der Bursche kann doch nicht tagelang rumfaulenzen. Wo hast du ihn einquartiert, Nefret?«
    Sie hatte Lidmann eines der Gästezimmer in ihrem Haus zugewiesen. Die ganze Familie schlenderte dorthin, einschließlich Sethos, obschon Ramses ihn davon abzubringen versuchte.
    »Wenn du die Kinder aufweckst, ist die Hölle los.«
    »Ich bin so schweigsam wie ein Mäuschen«, feixte sein Onkel.
    Lidmann trug ein Nachthemd von Emerson, da ihm Ramses’ Schlafanzüge über dem Bauch spannten. Auf Kissen gestützt, blickte er von dem Buch auf, in das er vertieft gewesen war, seine Augen schreckgeweitet. Ramses konnte es ihm nicht verdenken; der Familienaufmarsch nährte die Vermutung, daß es sich um eine Inquisition und nicht um einen Krankenbesuch handelte.
    »Es geht Ihnen schon besser, nicht?« fragte Emerson in der festen Überzeugung, einen mitfühlenden Ton angeschlagen zu haben.
    Seine Frau war neben das Bett getreten. Lidmann zuckte zusammen, als sie seine Stirn befühlte. »Angenehm kühl«, verkündete sie. »Haben Sie Ihre Medizin genommen, Mr. Lidmann?«
    »Ja, Madam. Mir geht es schon besser. Oh ja, viel besser. Sie sind sehr nett.«
    »Frühstück um sechs«, tönte Emerson. »Und dann ab ins Tal, hm?«
    »Abwarten«, erwiderte Nefret. »Wir sind im Salon, Mr. Lidmann. Melden Sie sich ruhig, wenn Sie etwas brauchen. Gute Nacht«, setzte sie betont hinzu.
    Sethos blieb hinter den anderen zurück. »Ich glaube, wir haben uns vor ein paar Jahren in Kairo kennengelernt, Mr. Lidmann. In dem Laden von Zahi Gabra, stimmt’s?«
    »Tut mir leid.« Lidmann schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht entsinnen.«
    Kein Wunder, überlegte Ramses, zumal Sethos damals bestimmt eine andere Identität repräsentierte – und falls die Begegnung überhaupt stattgefunden hatte. Er wünschte eine angenehme Nachtruhe und schloß sich seinem Onkel an.
    »War das ein Test?« fragte er leise.
    »Das könnte schon sein.«
    »Hast du einen speziellen Verdacht?«
    »Genau wie deine werte Mutter traue ich allen alles zu.«
    »Ich begleite dich an Amira vorbei«, erbot sich Ramses.
    »Nicht nötig. Ich hab am Nachmittag mit ihr gespielt. Sie vergöttert mich.«
    »Bild dir darauf nichts ein. Dieser Hund liebt ausnahmslos jeden.«
    »Wie du meinst.« Beiläufig zuckte Sethos mit den Schultern.
    Amira war es nicht, die ihn aufweckte. Ramses sprang wie ein Gehetzter aus dem Bett, bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte. Emersons Stimme erreichte einen nicht zu unterschätzenden Geräuschpegel, eine Fähigkeit, die er gern und oft einsetzte. Sein Sohn spurtete durch den Flur zum Kinderzimmer. Die Zwillinge lagen wundersamerweise in tiefem Schlummer. Am Fenster war nichts Ungewöhnliches festzustellen. Auf dem Rückweg prallte er mit Nefret zusammen. »Alles in Ordnung mit den Kindern. Bleib im Haus.«
    Barfuß rannte er ins Freie. Die meisten Lampen auf dem Weg zum Haupthaus waren heruntergebrannt, aber als er weiterlief, entdeckte er den schwachen Lichtkegel einer Taschenlampe und seine Mutter.
    »Ah, da bist du ja«, murmelte sie. »Die Taschenlampe braucht eine neue Batterie.«
    Sein Vater stand über eine dunkle Silhouette gebeugt, die wie hingegossen auf den Pflastersteinen lag. Ramses war nicht die Spur überrascht, als er in das käsige Mondgesicht des übergewichtigen Lidmann blickte.
    »Aufwachen, verdammt.« Emerson schüttelte den Gestürzten. »Peabody, halt ihm dein Riechsalz unter die Nase.«
    »Ich hab es leider nicht bei mir«, lautete die zerknirschte Antwort, worauf Lidmann unvermittelt die Augen aufschlug.
    »Was ist passiert?« keuchte er. »Wo ist es hingegangen?«
    »Wo ist was hingegangen?« wollte Emerson wissen. Lidmanns Kopf wackelte unkontrolliert auf den Schultern hin und her.
    »Hör auf, ihn so durchzuschütteln, Vater«, rief Ramses.
    »Ach so, ja.«
    Emerson ließ Lidmann los, worauf dessen Kopf mit einem dumpfen Geräusch auf den sandigen Boden fiel. »Entschuldigung«, knirschte der Professor. »Antworten Sie mir, Lidmann. Was machen Sie mitten in der Nacht hier draußen?«
    Emersons Methoden waren brutal, aber

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