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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ich hatte mir viel vorgenommen für diesen Tag.
    Aus Cyrus’ Crew fehlte nur Suzanne. »Ich hab ihr erlaubt, ihren Großvater vom Bahnhof abzuholen«, erklärte er.
    »Er trifft heute ein?«, fragte ich verblüfft. »Warum hat sie das gestern Abend nicht erwähnt?«
    »Wollte vermutlich nicht, dass wir uns verpflichtet fühlen, ihn willkommen zu heißen oder so«, meinte Cyrus.
    »Ist doch auch piepegal«, grummelte Emerson. »Wir verplempern nur unsere Zeit. David, ich möchte dir das von uns erforschte Gelände zeigen. Vielleicht fällt dir noch etwas auf, das wir übersehen haben.«
    Er stob davon, und die anderen folgten ihm wie Küken einer Henne.
    Ich wartete, bis die Picknickkörbe freigegeben wurden, ehe ich mit meinen Plänen herausrückte. Emerson wirkte wenig überrascht, seine Proteste eher fadenscheinig.
    »Du brauchst nicht mitzukommen«, sagte ich, derweil ich mir ein Gurkensandwich sicherte. »Aber David hat das berühmte Felsengrab noch nicht gesehen. Bis morgen hat es sich bestimmt herumgesprochen, dass es wieder geöffnet wird, und dann ist ganz Luxor auf den Beinen.«
    »Darf ich mitgehen, Sir?«, fragte Jumana.
    »Aber sicher«, meinte Cyrus. »Ich würde mich dem auch gern anschließen.«
    »Oh, dann geht doch, meinetwegen alle, der ganze Haufen!«, tobte Emerson. »Selim und ich schaffen das hier schon alleine.«
    Selim, der auch gern mitgekommen wäre, schien am Boden zerstört. Mit einem verschwörerischen Augenzwinkern klopfte ich ihm auf die Schulter.
    Für gewöhnlich verließen die Touristen um die Mittagszeit das Tal, um in ihre Hotels am anderen Flussufer zurückzukehren oder in Cook’s Rasthaus nahe Deir el-Bahari. Ich wartete bis zum Nachmittag, bis sich die Menschenmassen zerstreut hatten. Letztlich waren wir selbst eine große Gruppe, denn außer Emerson wollten mich alle begleiten. (Selim hatte er zähneknirschend die Erlaubnis gegeben.) Er ritt mit uns bis zum Rand des Westtals, von wo aus er hoch erhobenen Hauptes zurückgaloppierte. Ich mutmaßte, dass er irgendetwas im Schilde führte.
    In der Nähe des Grabeingangs trafen wir auf Kevin O’Connell. »Ich hatte Sie schon erwartet, Ma’am.« Höflich lüftete er den Tropenhelm.
    »Ach, verschwinden Sie, Kevin«, sagte ich automatisch.
    »Warum?« Er lief neben mir her und nickte David freundlich zu, der auf meiner anderen Seite ging. »Vergessen Sie nicht, Sie sind Persona non grata. Seien Sie nett zu mir, Mrs Emerson, dann bin ich auch nett zu Ihnen. Carter hat den Grabeingang großräumig freigelegt.«
    »Wo ist Miss Minton?«
    »Sie hockt über der Graböffnung«, meinte Kevin dumpf. »Hat zweimal versucht, an Carter ranzukommen, war aber genauso erfolglos wie ich. Ich muss sagen, seine Manieren lassen erheblich zu wünschen übrig.«
    Manche Menschen finden die monotone Felslandschaft des Tals der Könige, die Wasser und jeglicher Vegetation entbehrt, karg und unheimlich. Gleichwohl hat sie ihre eigene Schönheit. Von Wind und Witterung geformt, haben die Betten der schmalen Wadis bizarre Formen gebildet, die im Spiel von Licht und Schatten faszinierende Farbnuancen annehmen: von Helllila bis Graublau, je nach Sonnenstand. Nach meinem Dafürhalten war es jedoch längst nicht mehr so eindrucksvoll, nachdem Howard Carter und Konsorten das Geröll großflächig entfernt, die Wege begradigt, die bekanntesten Gräber mit Licht ausgestattet und Mauern um die Grabeingänge hochgezogen hatten. Letztgenannte Maßnahme war zwingend erforderlich, um das Regenwasser daran zu hindern, von den Klippen in die Gräber zu sickern. Unwetter waren in Luxor zwar selten, gleichwohl hatte ich einige miterlebt und wusste, welche immensen Schäden sie anrichteten. Trotzdem war es für mich der Inbegriff der Romantik, über umgestürzte Felsquader zu klettern; nur mit einer flackernden Kerze ausgestattet durch eng gewundene, von Fledermäusen bewohnte Gänge zu kriechen; zu den Ersten zu zählen, die eine Grabkammer mit den zerbrochenen Schätzen ihres verblichenen Bewohners bewunderten, nicht zu vergessen die Mumie selbst – ein abgerissener Arm, die Finger zu Klauen gespreizt, ein Gesicht mit halb geöffneten Lidern, in denen sich im Schein der zuckenden Kerzenflamme das Weiße des Augapfels zu spiegeln schien …
    Ich durfte mich wahrhaftig glücklich schätzen, dass mir derart erhebende Erfahrungen vergönnt gewesen waren! Auf mein tiefes Seufzen hin musterte David mich fragend. »Alles in Ordnung mit dir, Tante Amelia?«
    »Ich dachte eben

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