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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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meine. Die anwesenden Touristen kompensierten deren Nichterscheinen, zumindest zahlenmäßig. Da sie unisono auf Neuigkeiten von Tutanchamon brannten, schlenderte ich von einer Gruppe zur anderen und streute Informationshäppchen – Anfragen, ob ich den Herrschaften eine Besuchserlaubnis für das Grab besorgen könnte, überhörte ich geflissentlich. Der Gentleman, mit dem sich Sir William unterhalten hatte, war besonders hartnäckig. Als Vorstandsvorsitzender irgendeines Großunternehmens meinte er, besondere Privilegien zu genießen.
    Nach einigen Gläsern Champagner bekam ich Hunger. Ich steuerte zum Büfett, wo ich meinen Schwager antraf.
    »Was möchtest du?«, fragte er und nahm mir den Teller aus der Hand. »Gänseleberpastete, geräucherte Austern … Ach was red ich. Ein Gurkensandwich?«
    Nachdem ich ausgewählt hatte, begleitete er mich galant an einen Tisch. »Ich habe eben mit Nadji geplaudert«, sagte er. »Auf mich wirkte er eine Spur deprimiert.«
    »Du entpuppst dich noch als gute Seele des Hauses«, meinte ich spöttisch.
    »Verflucht langweiliger Haufen hier.« Sethos lehnte sich zurück. »Zu viele Millionäre mit ihren aufgetakelten Gattinnen.«
    Da ich gerade kaute, versagte ich mir eine Antwort. Ich ließ den Blick über funkelnde Juwelen und kostbare Roben schweifen und stimmte ihm heimlich zu. Erleichtert stellte ich fest, dass Ramses und Nefret sich Emersons angenommen hatten, der mit wachsender Begeisterung hitzige Debatten vom Zaum brach, wenn man nicht auf ihn aufpasste. Nefret sah absolut umwerfend aus an jenem Abend, eine strahlende Schönheit, ihre Locken schimmernd wie feingesponnenes Gold.
    »Ich habe Margaret noch gar nicht gesehen«, sagte ich.
    »Vielleicht hatte sie noch genug von gestern.«
    »Von einer versierten Journalistin erwartet man aber doch, dass sie kommt, weil sie sich den aktuellen Klatsch und Tratsch nicht entgehen lassen will.« Kevins Karottenkopf glitt wie ein Kometenschweif durch die Menge, und ich entdeckte im Gewühl noch mehrere weitere Mitglieder der schreibenden Zunft. Ich erkenne sie stets an ihren ausgebeulten Jackentaschen, die verdächtig auf Notizbücher hinweisen, und an den sensationshungrigen Blicken. Die Herren Bradstreet von der New York Times und Bancroft von der Daily Mail kannte ich sogar persönlich (das hatte sich leider Gottes irgendwann so ergeben).
    Kurz vor Mitternacht steuerte Emerson auf mich zu, »Können wir jetzt gehen?«
    »Wenn du möchtest, mein Schatz.«
    »Ich möchte. Hier sind mir zu viele bornierte Journalisten und nicht genug Ägyptologen, und wenn ich nicht bald aufbreche, sehe ich mich ernsthaft genötigt, Sir William zu erklären, was ich von ihm halte. Hast du gesehen, wie er Fatima anstarrt, als wäre sie eine Dienerin, die nicht weiß, wo sie hingehört.«
    Emersons Drohung durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich hakte mich bei ihm unter. »Komm, wir verabschieden uns erst noch von Cyrus und Katherine. Und dann suchen wir die anderen.«
    Fatima war froh, dass wir sie endlich erlösten. Größere Gesellschaften schüchterten sie ziemlich ein, und sie war auch nur mitgekommen, weil sie Cyrus nicht vor den Kopf stoßen wollte. Sethos, Nefret und Ramses hatten sich allerdings rührend um sie gekümmert. Die Kinder und David schlossen sich uns an, nur mein Schwager wollte noch ein bisschen bleiben. Selim amüsierte sich ausgezeichnet, er flirtete mit den Damen, die sich das gern gefallen ließen. Also ließen wir ihn ebenfalls dort.
    An Nefrets Schulter gelehnt, schlief Fatima in der Kutsche augenblicklich ein. »Sie arbeitet zu viel«, sagte Nefret leise. »Wir müssen ihr eine Hilfe besorgen.«
    »Das hab ich versucht, Nefret. Aber es ist zwecklos, sie möchte allein schalten und walten.«
    »Wir sollten zumindest dafür sorgen, dass die Zwillinge sie nicht dauernd behelligen. Zwar vergöttert sie die Kinder, aber die können ganz schön anstrengend sein.«
    »Ein bisschen Unterstützung bekäme dir auch nicht schlecht«, meinte ich darauf. »Wird nämlich höchste Zeit, dass die Kinder Schulunterricht bekommen.«
    Von Nefret kam keine Reaktion. Sie hatte die Augen geschlossen, ihr Kopf war vornüber gesunken.

    Am zweiten Weihnachtstag erholten wir uns von den Strapazen der vorangegangenen Feste. Uns verband die stillschweigende Übereinkunft, dass wir die Feiertage zwar genossen, aber gleichsam froh waren, wenn sie hinter uns lagen und der Schaden sich mit einem angekokelten Baum in Grenzen

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