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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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den Tiefen von Ajas Grab, begleitet von mehreren Arbeitern mit Taschenlampen. Nach einem kurzen Vortrag über Grab 25 wies der Professor die Männer an, die Stufen erneut freizulegen, die innerhalb einer Saison wieder unter Treibsand und Geröll verschwunden waren. Fazit: Ich durfte abermals das Geröll sieben, das wir im Vorjahr beseitigt hatten.
    Es gibt nichts Langweiligeres als eine Aufgabe, die man schon einmal bewältigt hat. Folglich ließ meine Aufmerksamkeit nach und ich stand immer häufiger auf, um meine verkrampften Gliedmaßen zu strecken. So kam es, dass ich als Erste den jungen Azmi entdeckte, der sich zügig über den holprigen Weg näherte. Er ritt auf einem Esel, den er mit lautem Gezeter und – wie ich beim Näherkommen bemerkte – mit Stockhieben antrieb.
    Er wäre an mir vorbeigeprescht, hätte der Esel nicht spontan Halt gemacht. Zweifellos erkannte er seine Wohltäterin. Ich packte Azmi am Kragen. »Du weißt doch, dass wir Tiere nicht schlagen«, sagte ich streng.
    »Ich will es nicht mehr wieder tun, Sitt Hakim«, erklärte der Junge. Er kratzte sich am Hals, fing einen Floh, dem er zwischen zwei Fingernägeln den Garaus machte.
    Er versuchte sich loszureißen, aber ich hielt ihn gnadenlos gepackt. »Wieso bist du überhaupt hergekommen?«
    »Um mit dem Vater der Flüche zu sprechen. Ich habe Neuigkeiten.«
    »Dann erzähl sie zuerst mir.«
    Unsere Diskussion blieb nicht unbemerkt. Hellhörig geworden, schlurften die Männer, die ein mögliches Drama witterten, zu uns. Emerson eilte an meine Seite.
    »Was ist denn los?«, wollte er von dem Jungen wissen.
    »Die Sitt hat befohlen, dass sie es als Erste erfährt.« Azmi genoss es sichtlich, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
    »Ähm – dann erzähl es uns beiden«, wies der Professor ihn an. Anscheinend hatte er die Hoffnung auf eine vertrauliche Unterredung mit seinem jugendlichen Informanten längst aufgegeben. David schien mittlerweile ebenfalls informiert, er kletterte aus dem Grab und gesellte sich zu uns.
    Azmis schmales braunes Gesichtsoval verzog sich zu einem Grinsen. Für das Zahnproblem, unter dem etliche Ägypter litten, war er noch zu jung: Seine Zähne schimmerten makellos perlweiß. Er führte in einem krächzenden Flüsterton aus: »Sie holen die Schätze aus dem Grab. Heute noch. Gleich. Sofort!«
    »Und was jetzt?«, wollte Ramses wissen.
    »Die Sache interessiert mich nicht«, versetzte Emerson. Das war eine seiner weniger überzeugenden Lügen. Unbekümmert hielt Azmi ihm eine schlanke braune Hand hin, und nach einem schiefen Seitenblick zu mir drückte Emerson ihm ein paar Münzen in die Finger.
    »Und jetzt troll dich«, knurrte er. »Los, wieder an die Arbeit, alle!«
    »Unfug«, zischelte ich. »Wie soll sich denn jetzt einer auf seine Tätigkeit konzentrieren können? Denk mal an David; womöglich ist dies die optimale und einzige Gelegenheit für ihn, um einen Blick auf die Artefakte zu werfen.«
    »Und für mich«, rief Cyrus. »Los kommt, worauf warten wir noch?«
    Wir übergingen Emersons fadenscheinige Einwände und machten uns auf den Weg, angeführt von Azmi, der fleißig die Hand aufhielt und mich triumphierend angrinste. Er war ein gewinnendes Kerlchen, und ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Für die Ärmsten der Armen ist Moral definitiv Luxus.
    Ramses blieb neben mir. Nefret, eine weitaus bessere Reiterin als ich, ritt mit Cyrus und David voraus. »Dann hat Mr Burton die Fotodokumentation gewiss abgeschlossen«, bemerkte ich. »Sonst würde Howard doch nicht mit dem Abtransport der Objekte beginnen, oder?«
    »Selbst Vater räumt in seinen schwachen Momenten ein, dass Carter ein verantwortungsbewusster Exkavator ist«, erwiderte Ramses. »Ich habe keinen Zweifel daran, dass Howard korrekt vorgeht.«
    »Ich bin gespannt, welche Artefakte er zuerst entfernen lässt.«
    »Er wird systematisch vorgehen«, meinte Ramses.
    »Von einem Ende der Kammer zum anderen. Die sperrigeren, heikleren Stücke folgen zuletzt. Ich beneide ihn nicht um den Job.«
    Er vielleicht nicht, aber sein Vater. Da man jedoch das Positive sehen sollte (dafür plädiere ich stets), hatte es womöglich sein Gutes, dass die Aufgabe nicht Emerson zugefallen war. Carter hatte einen kompetenten Stab zusammengestellt, der seinesgleichen suchte. Unwahrscheinlich, dass das Metropolitan Museum oder irgendeine vergleichbare Institution uns in der Weise unterstützt hätten. Das Met kalkulierte mit einem Anteil an den Schätzen,

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