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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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womit Emerson sich niemals einverstanden erklärt hätte. Lieber hätte der Professor jedes Familienmitglied mit eingespannt. Zwangsläufig hätte die Bergung der Artefakte dann Jahre gedauert, womit Davids junge, vielversprechende Karriere und meine Pläne für Ramses und Nefret in weite Zukunft gerückt wären.
    Wie heißt es doch so schön: Es findet sich immer ein Silberstreif am Horizont.
    Die Nachricht von Howards Plänen musste wie ein Lauffeuer die Runde gemacht haben, da das Grab von Touristen und Journalisten umlagert war. Letztgenannte hatten bei Howard wohl nicht landen können, weshalb sie sich mit gezückten Notizbüchern auf uns stürzten.
    »Wir wissen gewiss nicht mehr als Sie«, erwiderte ich. »Nämlich dass Mr Carter die ersten Objekte heute bergen lässt. Sie werden zum Grab von Sethos II. transportiert, wo sie für eine mögliche Verschiffung verpackt und gegebenenfalls von den Herren Lucas und Mace präpariert werden. Viele sind in einem heiklen Zustand.«
    Sie schrieben alles akribisch auf, als hätte ich den Stein der Weisen gefunden. Mr Bradstreet bat mich um weitere Ausführungen. »Es ist zwar ein komplexes Sujet, aber ich werde es so einfach wie möglich erklären«, erwiderte ich gutmütig. »Sobald Luft in ein bis dato versiegeltes Grab gelangt, werden sämtliche Substanzen außer Metall und Keramik angegriffen. Mosaike können reißen und abplatzen, Farbe blättert, Stoffe zerfallen. Dann wird der Einsatz von Chemie erforderlich – ich schwöre auf geschmolzenes Paraffinwachs –, um den Erhalt der Kunstschätze zu gewährleisten.«
    »Teufel noch, was machst du da eigentlich?«, trompetete Emerson mir direkt ins linke Ohr.
    »Wieso sollte ich diesen reizenden Gentlemen nicht Rede und Antwort stehen?«, fragte ich. »Sie haben ein Recht auf die Fakten. Es ist nicht Lord Carnarvons Grab; es gehört Ägypten und der ganzen Welt!«
    Mr Bradstreet quittierte diese Bemerkung mit einem ironisch anmutenden Auflachen. »Mir scheint, Sie haben die Seite gewechselt, Mrs Emerson? Früher betonten Sie doch immer, dass die Presse absolut kein Recht auf Vorabinformationen habe. Lässt sich Ihr Gesinnungswandel etwa damit erklären, dass die Trauben für Sie zu hoch hingen?«
    »Wenn die Presse meine Darstellungen falsch wiedergibt, darf sie sich nicht wundern, wenn ich mich nur ungern zitieren lasse«, gab ich überlegt zurück.
    Ich glaube, er wollte sich bei mir entschuldigen, als ein Raunen durch die Menge ging und die Anwesenden wie gebannt zum Grabeingang starrten. Die Herren von der Presse ließen mich stehen und schoben sich mit gezückten Kameras durch das Gewühl. Eine Abordnung Soldaten ging an der Schutzmauer in Stellung. Dann kam Howard ins Bild. Den Tropenhelm keck über einem Ohr, sein Schnurrbart sorgfältig gebürstet, hielt er in einer Hand einen Spazierstock, mit den Fingern der anderen eine Zigarettenspitze.
    »Zurück!«, brüllte er, und schwenkte sein Stöckchen militärisch zackig. »Alle zurücktreten.«
    Auf einer hölzernen Trage, mit Stoffstreifen befestigt, tauchte im Eingang das erste Objekt auf: die wunderschön bemalte Truhe mit den Szenen des Königs in seinem Streitwagen. Entzückensschreie erhoben sich im Publikum; Kameras klickten ununterbrochen. David stand wie paralysiert neben mir, fasziniert und gleichsam fassungslos.
    »Komm weiter.« Ich fasste ihn am Arm. »Von dort oben hast du einen besseren Blick.«
    Wir waren die ersten, die sich über den Pfad in Bewegung setzten; etliche Zuschauer liefen hinter den Trägern her, um das hübsche Kleinod näher in Augenschein zu nehmen. Einige versuchten sogar, es zu berühren, und wurden von den Soldaten verscheucht.
    Wie in Trance folgte David der Prozession, den ganzen Weg bis zum Zwischenlager. Ich fühlte mit ihm. Die Truhe war einzigartig.
    Blass vor Nervosität gesellte er sich wieder zu mir. »Sie ist noch schöner, als du sie beschrieben hast, Tante Amelia«, japste er. »Aber so etwas kann man auch gar nicht in Worte fassen. Ich würde meine rechte Hand dafür hergeben, wenn ich sie zeichnen dürfte!«
    »Ohne deine rechte Hand könntest du das gar nicht«, versetzte ich scherzhaft, um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Und richtig, er fasste sich wieder und hakte sich bei mir unter.
    »Verzeih mir, Tante Amelia. Ich hätte dich nicht allein in dieser johlenden Menge zurücklassen dürfen.«
    »Schon gut, mein lieber Junge«, beschwichtigte ich. »Wie du weißt, komme ich auch hervorragend

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