Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
großartig Fragen zu stellen.« Er grinste säuerlich und erhob sich. »Mag sein, dass ich mich irre. Ich berichte dir später.«
Und schon war er zur Tür hinaus. Er hatte das Päckchen Zigaretten und den Wasserkrug dagelassen. Ramses trank noch einen Schluck, wusch sich Hände und Gesicht und inspizierte sein provisorisches Gefängnis. Fenster und Tür waren verriegelt – die übliche Vorsichtsmaßnahme gegen Diebe. Jemand hatte den Raum noch vor kurzem benutzt, überall lagen persönliche Sachen herum.
Was ihn jedoch nicht weiterbrachte. Eins stand jedenfalls fest: Sie würden ihn nicht freiwillig laufen lassen. Er wusste, wo ihr Hauptquartier war. Er und David würden einen Fluchtplan ersinnen müssen. Und was war mit Margaret? Die Zeit lief ihnen davon. Er rieb den Schmutz von seinem Uhrglas und stellte prompt fest, dass die Uhr das nasse Abenteuer nicht überlebt hatte. Nefret würde sich schon Sorgen machen. Mist, er machte ihr ständig Probleme.
Manche hätten ihm jetzt Naivität vorgeworfen, weil er von Davids Gesinnungswandel überzeugt war. Da täuschten sie sich aber gewaltig. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte David ihn nicht irreführen können. Dafür kannte er seinen Freund zu gut. »Wir«, hatte David gesagt. »Was sollen wir jetzt tun?«
Schon früh hatten sie ein unzertrennliches Abenteurer-Trio gebildet: David, Nefret und er, jugendlich-naiv und waghalsig. Und Nefret war genauso mutig wie sie gewesen; damit hatte sie ihn des Öfteren auf die Palme gebracht. Einmal hatte sie David und ihn so lange bestürmt, bis sie sie in die wüsteste Gegend von Kairo mitnahmen.
Seinerzeit waren sie einem kostbaren Manuskript auf der Spur gewesen und nur mit letzter Anstrengung (und dem Manuskript) heil herausgekommen. Einzig Nefrets couragierter Reaktion war es zu verdanken, dass der arme David jene Nacht überlebt hatte. Dieses enge freundschaftliche Band hatte sie stets zusammengeschweißt.
Bei Davids Rückkehr lief Ramses nervös in dem kleinen Raum hin und her. Bevor er sich äußern konnte, sagte sein Freund laut: »Ich hab dir etwas zu essen mitgebracht. Setz dich und nimm die Hände nach vorn. Wenn du Ärger machst, muss ich dich fesseln.«
»Ich mach keinen Ärger.« Ramses schlenderte zu der Pritsche und schwang sich darauf.
Die leicht angelehnte Tür wurde geschlossen. David reichte ihm einen Teller. Wenig begeistert starrte Ramses auf seine Mahlzeit. Bohnenbrei und ein Stück Brot dazu.
Kein Besteck. Da es ihm nichts ausmachte, wie die Einheimischen zu essen, tunkte er kurzerhand die Finger in den Brei.
»In ein paar Tagen lassen sie dich laufen«, sagte David, der sich neben ihn gesetzt hatte. »Unversehrt. Das hab ich zur Bedingung für meine weitere Kooperationsbereitschaft gemacht. Sobald sie ihre Ziele erreicht haben, brauchen sie dich nicht mehr.«
Er senkte vorsichtshalber die Stimme. Ramses kapierte.
»Wie lange noch?«, fragte er leise.
»Zwei, drei Tage höchstens. Margaret ist nicht hier.
Ich konnte das ganze Haus inspizieren.«
»Vielleicht halten sie sie woanders fest. Wenn wir einen von denen gefangen nehmen können, redet der vielleicht.«
Obwohl er sich nach seiner Frau sehnte, war Ramses wieder gefasster. David auf seiner Seite zu wissen war so gut wie eine ganze Armee im Rücken – wenn nicht sogar besser.
»Auch auf die Gefahr hin, dass ich roh und gefühllos klinge, aber wir können uns jetzt nicht um Margarets Verbleib kümmern. Wird erst mal schwierig genug werden, unseren Allerwertesten zu retten. Hier. Ich hab dein Messer gefunden.«
Irgendetwas drückte gegen seine Hüfte, weswegen er kaum merklich seine Sitzhaltung veränderte und den kühlen Gegenstand unter seinem Hemd verbarg. Zwar hatte er keine Gucklöcher in den Wänden entdecken können, aber das Schlüsselloch war riesig groß.
»Wir müssen warten, bis die Burschen sich aufs Ohr legen«, fuhr David fort. »Zwei Männer halten Wache. Bashir ist vorhin weggegangen. Ich hab mich bereit erklärt zu bleiben. Hab sogar darauf bestanden, als sie meinten, ich könnte ruhig gehen. Merkwürdiges Entgegenkommen, nicht?«
»Ein Test vielleicht.«
»Das dachte ich mir auch. Die Tür ist verschlossen und verriegelt. Freilich sind sie nicht so gutgläubig, dass sie mir den Schlüssel anvertrauen. Aber vielleicht kann ich irgendwas mit dem Schloss tricksen. Wenn nicht, musst du die Tür einschlagen.«
»Ich kann es kaum erwarten.« Ramses rieb sich die schmerzende Schulter. »Wie spät ist es?«
»Gleich
Weitere Kostenlose Bücher