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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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geschätzten Menschen nicht für immer von ihr gegangen seien. Er hätte nicht zu sagen vermocht, wann sie angefangen hatte, diesen Träumen prophetischen Charakter beizumessen. Vielleicht lag es an der unerschöpflichen Kraft ihres Glaubens.
    »Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, frage ich ihn als Erstes nach Sethos«, erklärte sie selbstbewusst. »Bis dahin muss ich mich auf weniger verlässliche Quellen stützen. Ich möchte in Kairo kurz bei Mr Smith vorbeischauen. Verständlich, dass er Informationen nicht in einem Telegramm preisgibt – ein Vier-Augen-Gespräch ist da sicher sinnvoller.«
    Daran hatte Ramses keinen Zweifel. Was das anging, hatte sie ihre speziellen Methoden.
    »Soll ich ihm Grüße von dir ausrichten?«, fragte sie. Sie kannte seine Einstellung gegenüber Smith. Schon die Erwähnung dieses Namens führte Ramses aufs Eindringlichste die Missstände im Geheimdienst vor Augen. Dort interessierte es niemanden, wie viele Menschen bei der sogenannten Pflichterfüllung fürs Vaterland über die Klinge sprangen. Er hatte jede Sekunde gehasst, die er für diese Behörde tätig gewesen war. »Nein«, sagte er knapp.

    Ich verbrachte einen anstrengenden Tag in Kairo, der meine sämtlichen Energien forderte. Ich hatte keinen Termin mit Monsieur Lacau gemacht, aber das war nicht weiter dramatisch. Er empfing mich auch so und zeigte sich überaus einlenkend. Wahrscheinlich war er froh, dass das Gespräch mit mir stattfand und nicht mit Emerson. Obwohl, eigentlich verstanden sich die beiden recht gut. (Was man Emerson im Umgang mit etlichen seiner Ägyptologen-Kollegen wahrlich nicht nachsagen konnte.) Das Museum hatte uns einige seiner prachtvollsten Schätze zu verdanken, die wir unter Einsatz unseres Lebens geborgen hatten, und Lacau war nicht undankbar. Er war ein vornehmer Herr, mit schlohweißem Haar und Bart, und so penibel, dass man munkelte, er würde für alles Listen anfertigen. (Eine meines Erachtens hervorragende Arbeitsmethode.) Er bat mich unter höflichen Verbeugungen in sein Büro, wo wir zunächst zwanglos plauderten, unter anderem auch über die letzte Verlautbarung des Direktors in puncto Verteilungsschlüssel von Artefakten, die ausländische Expeditionen entdeckt hatten.
    »Einige Exkavatoren verhalten sich dermaßen arrogant, als wenn ihnen ganz Ägypten gehörte«, erklärte Lacau. Sein Bart knisterte leise. »Ich beabsichtige, die Gesetze zu verschärfen, damit das Gros der Objekte berechtigterweise hier im Land bleibt.«
    »Emerson schließt sich Ihrer Meinung rückhaltlos an, Sir«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Sie dürfen mit seiner vollen Unterstützung rechnen. Und mit meiner, versteht sich.«
    Nach dieser Aussage hätte Monsieur Lacau mir jeden Wunsch erfüllt.
    Der nächste Punkt auf meiner Liste waren die beiden jungen Leute, die ich als Mitarbeiter für geeignet hielt. Nach einem längeren Gespräch mit Mademoiselle Malraux und Nefrets positiver Einschätzung verwarf ich meine anfänglichen Ressentiments als unbegründet. Sie war ein aufgewecktes kleines Geschöpf, überschäumend vor Begeisterung, ganz hübsch, aber keine Schönheit im klassischen Sinne, und ihr Blick hatte etwas Irritierendes; die blaue Iris war komplett von dem Weiß des Augapfels umgeben, so als würde sie einen ständig erstaunt oder entsetzt anstarren. Der äußere Eindruck kann jedoch letztlich nicht ausschlaggebendes Kriterium sein, und ihre mitgebrachte Mappe beeindruckte mich. Die Künstler auf dem archäologischen Sektor haben andere Qualifikationen als Maler, sie müssen nicht nur exakte Kopien erstellen, sondern sich auch in den Techniken und Anschauungen der jeweiligen Kulturen auskennen. Ich war fasziniert von dem Aquarell einer mumifizierten Büste, die sie im Louvre gemalt hatte.
    Mein zweiter Kandidat war in jeder Beziehung das Gegenteil von Mademoiselle und ein Widerspruch in sich. Sein rundes, freundliches Gesicht mit den gutmütig zwinkernden Augen war mir auf Anhieb sympathisch. Bei diesem umgänglich wirkenden Burschen hätte man doch annehmen müssen, dass er so quirlig wie Mademoiselle plauderte, aber Irrtum, Nadji Farid schien sehr schüchtern. Er senkte den Blick und äußerte sich nur, wenn er angesprochen wurde. Was er jedoch mit seiner leisen melodischen Stimme ausführte, bewies genaue Kenntnis von den Methoden der Exkavation, und ich hatte nichts gegen zurückhaltende Menschen einzuwenden. Zumal das eine angenehme Abwechslung im Team wäre.
    Am Spätnachmittag hatte ich

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