American Gods
für ihn.«
»Lügen Sie uns nicht an, Sir«, sagte der Kauz mit der Brille.
»Okay«, sagte Shadow. »Hab ich nicht vor. Aber es sind trotzdem erst zwei Tage.«
Der breitschultrige Kauz nahm Shadows Ohr zwischen Daumen und Zeigefinger und verzwirbelte es. Gleichzeitig kniff er zu. Der Schmerz war beträchtlich. »Wie gesagt, Sie sollen uns nicht anlügen, Sir«, sagte er sanft und ließ dann wieder los.
Bei beiden schrägen Typen beulte sich das Jackett dort aus, wo offenbar eine Waffe saß. Shadow vermied es, so gut es ging, Widerstand zu leisten. Er tat so, als wäre er wieder im Gefängnis. Sitz einfach deine Zeit ab, dachte Shadow. Erzähl ihnen nichts, was sie nicht schon wissen. Stell keine Fragen.
»Das sind gefährliche Leute, mit denen Sie sich da rumtreiben, Sir«, sagte der Bebrillte. »Sie können Ihrem Land einen Dienst erweisen, indem Sie als Kronzeuge auftreten.« Er lächelte einfühlsam. Ich bin der gute Cop, sagte das Lächeln.
»Verstehe«, sagte Shadow.
»Und wenn Sie uns nicht helfen wollen«, sagte der Kauz mit dem eckigen Kinn, »werden Sie erfahren, was passiert, wenn wir unzufrieden sind.« Mit der flachen Hand versetzte er Shadow einen Schlag in die Magengrube, dass ihm die Luft wegblieb. Es war nicht Folter, dachte Shadow, nur ein Zeichensetzen: Ich bin der böse Cop. Er würgte.
»Ich würde Sie gern zufrieden stellen«, sagte Shadow, als er wieder sprechen konnte.
»Alles, worum wir bitten, ist Ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit, Sir.«
»Darf ich fragen …«, keuchte Shadow ( keine Fragen stellen , dachte er noch, aber es war schon zu spät, die Worte waren ausgesprochen), »darf ich fragen, mit wem ich zusammenarbeiten werde?«
»Wir sollen Ihnen unsere Namen verraten?«, sagte der Breitschultrige. »Sie haben wohl den Verstand verloren.«
»Ach was, er hat gar nicht so Unrecht«, sagte der Bebrillte. »Es könnte ihm den Umgang mit uns erleichtern.« Er sah Shadow an und lächelte wie jemand, der Reklame für Zahnpasta machte. »Hi, ich bin Mister Stone, Sir. Mein Kollege hier, das ist Mister Wood.«
»Eigentlich«, sagte Shadow, »wollte ich eher wissen, zu welcher Organisation Sie gehören. CIA? FBI?«
Stone schüttelte den Kopf. »Herrje. So einfach ist das nicht, Sir. Die Dinge liegen nicht mehr so simpel wie früher.«
»Der private Sektor«, sagte Wood, »der öffentliche Sektor. Ach ja. Heutzutage gibt es da eine Menge Überschneidungen.«
»Aber ich darf Ihnen versichern«, sagte Stone mit wiederum breitestem Lächeln, »wir sind die Guten. Haben Sie Hunger, Sir?« Er griff in eine Tasche seines Jacketts und zog einen Riegel Snickers hervor. »Hier. Nehmen Sie ruhig.«
»Danke«, sagte Shadow. Er wickelte das Snickers aus und biss hinein.
»Wahrscheinlich möchten Sie ja etwas dazu trinken. Kaffee? Bier?«
»Wasser, bitte«, sagte Shadow.
Stone ging zur Tür und klopfte. Er sagte etwas zum Wächter, der davor stand, dieser nickte und brachte wenig später einen mit kaltem Wasser gefüllten Plastikbecher herbei.
»CIA«, sagte Wood. Er schüttelte mitleidig den Kopf. »Diese Knalltüten. He, Stone. Ich hab da einen neuen CIA-Witz gehört. Okay, also: Warum können wir sicher sein, dass die CIA nichts mit der Kennedy-Ermordung zu tun hatte?«
»Ich weiß nicht«, sagte Stone. »Und warum können wir da sicher sein?«
»Na ja, er ist tot, oder?«
Sie lachten beide.
»Fühlen Sie sich jetzt besser, Sir?«, fragte Stone.
»Glaub schon.«
»Dann erzählen Sie uns doch mal, was heute A bend so passiert ist, Sir.«
»Wir haben ein paar touristische Unternehmungen gemacht. Waren beim House on the Rock. Wollten dann was essen. Den Rest kennen Sie ja.«
Stone seufzte heftig. Wood schüttelte den Kopf, als wäre er schwer enttäuscht, und trat Shadow gegen die Kniescheibe. Der Schmerz war unerträglich. Dann drückte Wood ihm langsam die Faust in die Seite, genau oberhalb der rechten Niere, und der Schmerz war noch schlimmer als der im Knie.
Ich bin kräftiger als beide zusammen , dachte er. Ich könnte sie mir vornehmen. Aber sie waren bewaffnet, und selbst wenn er sie beide tötete oder unschädlich machte, war er immer noch mit ihnen in der Zelle eingeschlossen. (Aber er hätte immerhin eine Waffe. Er hätte zwei Waffen.) (Nein.)
Wood ließ die Hände von Shadows Gesicht. Keine Spuren. Nichts Bleibendes. Nur Fäuste und Füße gegen Rumpf und Gliedmaßen. Es tat höllisch weh; Shadow hielt sich am Liberty-Dollar fest und wartete, dass es
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