American Psycho
Dollar aus, aber da ich wußte, er würde nie eingelöst werden, brach mir deswegen nicht der Schweiß aus oder so was. Als ich jetzt, hier in meinem Apartment, zu Elizabeth hinüberschaue, bemerke ich, wie gut bestückt sie obenrum ist, und hoffe, daß ich die zwei Mädchen überreden kann, es vor mir zu treiben, wenn das Ecstasy zu wirken beginnt.
Elizabeth fragt Christie gerade, ob sie dieses Arschloch Spicey kennt oder schon mal im Au Bar gewesen ist. Christie schüttelt den Kopf. Ich reiche Elizabeth einen mit Ecstasy versetzten Sauvignon Blanc, während sie Christie anstarrt, als sei sie vom Neptun, und nachdem sie Christies Eingeständnis verkraftet hat, gähnt sie. »Das Au Bar nervt sowieso mittlerweile. Grauenhaft. Ich war da bei einer Geburtstagsparty von Malcolm Forbes. O mein Gott, vielen Dank. « Sie kippt den Wein mit einer Grimasse runter. Ich setze mich in einen der Chrom-Eiche-Stühle von Sottsass, lange nach dem Eiskübel, der auf dem verglasten Kaffeetisch steht, und drehe die Weinflasche, damit sie besser gekühlt wird. Sofort greift Elizabeth danach und schenkt sich selbst ein neues Glas ein. Ich löse noch zwei Ecstasy-Tabletten in der Flasche auf, ehe ich sie ins Wohnzimmer bringe. Eine schweigsame Christie nippt behutsam ihren unversetzten Wein und versucht, nicht auf den Boden zu starren; sie wirkt immer noch verängstigt, und da sie das Schweigen unerträglich oder sträflich findet, fragt sie Elizabeth, wo sie mich kennengelernt hat.
»O Gott«, fängt Elizabeth an und ächzt gekünstelt, als erinnerte sie sich an etwas Zweideutiges. »Ich lernte Patrick beim, oh, beim Kentucky Derby ’86 – nein, ’87, kennen und …« Sie dreht sich zu mir. »Warst du nicht mit dieser Schlampe Alison Sowieso zusammen … Stoole?«
»Poole, Schätzchen«, entgegne ich ruhig. »Alison Poole.« »Ja, so hieß sie«, sagt sie und fügt dann mit unverholenem Sarkasmus hinzu: »Heiße Nummer.«
»Was soll das heißen?« frage ich beleidigt. »Sie war eine heiße Nummer.«
Elizabeth wendet sich an Christie und sagt etwas unglücklich: »Sie hat jedem mit ’ner American-Express-Karte einen geblasen«, und ich bete zu Gott, daß Christie Elizabeth nicht groß anstarrt und sagt: »Aber Kreditkarten nehmen wir nicht.« Um zu verhindern, daß das passiert, belle ich: »Ach Schwachsinn«, aber aufgeräumt.
»Hör mal«, sagt Elizabeth zu Christie und wedelt mit der Hand wie eine Tunte, die Klatschgeschichten verbreitet. »Dieses Weib hat in einem Sonnenstudio gearbeitet, und« – und im selben Atemzug, ohne den Tonfall zu ändern – »was machst du?«
Nach einem langen Schweigen sage ich: »Sie ist … meine Kusine.«
Elizabeth verdaut das und sagt: »Ah-ha?«
Und nach weiterem langen Schweigen sage ich: »Aus … Frankreich.«
Elizabeth sieht mich skeptisch an – als sei ich komplett irre –, aber sie beschließt, dieses Thema nicht weiter zu verfolgen, und fragt statt dessen: »Wo ist dein Telefon? Ich muß Harley anrufen.«
Ich gehe in die Küche, hole ihr das Funktelefon und ziehe die Antenne aus. Sie wählt eine Nummer und starrt Christie an, während sie wartet, daß jemand abhebt. »Was machst du im Sommer?« fragt sie. »Southampton?«
Christie sieht zu mir und dann wieder zurück zu Elizabeth und sagt kaum hörbar: »Nein.«
»O Gott«, mault Elizabeth, »sein Anrufbeantworter! «
»Elizabeth.« Ich deute auf meine Rolex. »Es ist drei Uhr morgens. «
»Er ist ein gottverdammter Drogen händler«, sagt sie außer sich. »Das ist seine Hauptgeschäftszeit.«
»Sag ihm nicht, daß du hier bist«, warne ich.
»Warum sollte ich?« fragt sie. Entnervt greift sie nach ihrem Wein, kippt ein weiteres volles Glas runter und zieht ein Gesicht. »Das Zeug schmeckt komisch.« Sie begutachtet das Etikett, zuckt dann die Achseln. »Harley? Ich bin’s. Ich brauche deine Dienste. Versteh das, wie du willst. Ich bin bei –« Sie schaut zu mir.
»Du bist bei Marcus Halberstam«, flüstere ich.
»Wer?« Sie beugt sich zu mir und grinst schelmisch.
»Mar-cus Hal-ber-stam«, flüstere ich wieder.
»Ich will die Nummer, Idiot.« Sie verscheucht mich mit einer Handbewegung und fährt fort: »Ich bin jedenfalls bei Mark Hammerstein, und ich versuche es später noch mal, und wenn ich dich morgen nicht in der Canal Bar treffe, hetze ich dir meinen Friseur auf den Hals. Gute Reise. Wie macht man das Ding aus?« fragt sie, obwohl sie schon fachmännisch die Antenne eingeschoben und den Aus-Knopf gedrückt
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