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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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»geflochtener« Armreif aus neunkarätigem Gold von Bergdorf und Hunderte und Hunderte rosa und weiße Rosen.
    Das Büro. Lyrics von Madonna-Songs verfolgen mich, platzen ungebeten in meine Gedanken, kündigen sich auf ermüdend vertraute Art an, und ich starre ins Nichts, die Augen trübe leuchtend, während ich versuche, den endlos vor mir liegenden Tag zu vergessen, aber dann unterbricht eine Zeile, die mich mit namenlosem Grauen erfüllt, die Madonna-Songs – immer wieder kommt mir Häuschen im Grünen in den Sinn, wieder und wieder. Einer, dem ich das ganze letzte Jahr über erfolgreich ausgewichen bin, ein Penner von Fortune, der einen Artikel über mich schreiben will, ruft heute morgen wieder an, und es endet damit, daß ich den Reporter zurückrufe und ein Interview vereinbare. Craig McDermott hat irgendeinen Fax-Fimmel, nimmt keinen meiner Anrufe an, sondern geruht nur per Fax zu kommunizieren. In der Post hieß es heute morgen, daß die Überreste der drei Körper, die letzten März von Bord einer Yacht verschwunden waren, im Eis eingefroren, zerhackt und aufgedunsen im East River gefunden wurden; daß ein Irrer in der Stadt rumläuft und Evian-Literflaschen vergiftet, schon siebzehn Tote; Geschwätz über Zombies, den Wählerwillen, steigende Beliebigkeit, riesige Mißverständnisse.
    Und, um der Form genüge zu tun, Tim Price taucht wieder auf, oder zumindest bin ich ziemlich sicher, daß er’s tut. Während ich an meinem Schreibtisch gleichzeitig die vergangenen Tage in meinem Kalender ausstreiche und einen neuen Bestseller über Office Management mit dem Titel Warum es sich auszahlt, ein Idiot zu sein lese, klingelt Jean mich an und verkündet, daß Tim Price mit mir sprechen will, und ich sage voller Angst: »Schick ihn … rein.« Price schneit ins Büro in einem Wollanzug von Canali Milano, einem Hemd von Ike Behar, einem Seidenschlips von Bill Blass, Schnürschuhen mit gerader Kappe von Brooks Brothers. Ich tue so, als würde ich telefonieren. Er setzt sich hin, mir gegenüber, auf die andere Seite des verglasten Palazetti-Schreibtischs. Auf seiner Stirn ist ein Fleck, zumindest sieht es für mich so aus. Abgesehen davon wirkt er bemerkenswert fit. Unser Gespräch mag ungefähr dem folgenden ähneln, ist jedoch eher kürzer.
    »Price«, sage ich und schüttele ihm die Hand. »Wo hast du gesteckt?«
    »Oh, hier und da.« Er lächelt. »Aber, hey, ich bin wieder da.«
    »Wahnsinn.« Ich zucke die Achseln, verwirrt. »Wie … war’s denn?«
    »Es war, … überraschend.« Er zuckt auch die Achseln. »Es war … deprimierend.«
    »Ich dachte, ich hätte dich in Aspen gesehen«, murmele ich.
    »Hey, wie geht’s dir Bateman?« fragt er.
    »So lala«, sage ich schluckend. »Muß ja.«
    »Und Evelyn?« fragt er. »Wie geht’s ihr?«
    »Tja, wir haben uns getrennt.« Ich lächle.
    »Ewig schade.« Er verdaut das, dann fällt ihm was ein. »Courtney?«
    »Hat Luis geheiratet.«
    »Grassgreen?«
    »Nein, Carruthers.«
    Er verdaut auch das. »Hast du ihre Nummer?«
    Während ich sie ihm aufschreibe, sage ich beiläufig: »Du bist ja ewig weggewesen, Tim. Was war los?« frage ich, und wieder fällt mir der Fleck auf seiner Stirn auf, obwohl ich langsam das Gefühl habe, daß alle anderen, die ich fragen würde, ob er wirklich da ist, einfach nein sagen würden.
    Er steht auf, nimmt die Karte. »Ich bin schon länger wieder da. Du hast mich wohl einfach verpaßt. Anschluß verpaßt. Durch den Umzug.« Er zögert, spannt mich auf die Folter. »Ich arbeite für Robinson. Rechte Hand und so.«
    »Mandel?« frage ich und biete ihm eine an, ein kläglicher Versuch meinerseits, meinen Ärger über seine Selbstgefälligkeit zu überspielen.
    Er tätschelt meine Schulter, sagt: »Du bist ein Irrer, Bateman. Ein Tier. Ein echtes Tier.«
    »Da kann ich nicht widersprechen.« Ich lache halbherzig, begleite ihn zur Tür. Als er geht, frage ich mich und frage mich auch wieder nicht, was in der Welt von Tim Price vor sich geht, die im großen und ganzen die Welt von uns allen ist: Große Rosinen im Kopf, Männerkram, Junge stellt sich der Welt, Junge erobert sie.

Penner auf der Fifth
    Ich komme vom Central Park, wo ich am Kinderzoo, ganz da in der Nähe, wo ich den McCaffrey-Jungen ermordet habe, Häppchen von Ursulas Hirn an streunende Hunde verfüttert habe. Wenn man um fünf Uhr nachmittags rum die Fifth Avenue entlanggeht, sieht jeder auf der Straße traurig aus, Verfall liegt in der Luft, Körper liegen auf kaltem

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