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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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Stuhl zurück.
    »Also, wißt ihr, ich war schon immer der Überzeugung«, beginne ich, »daß die einzige Aufgabe des Mannes ist, sich fortzupflanzen, die Art zu erhalten.«
    Beide nicken.
    »Und der einzige Weg, das zu schaffen …« Ich wähle meine Worte mit Bedacht: »… ist … von einem kleinen Hardbody aufgegeilt zu werden, aber manchmal können auch Geld oder Berühmtheit …«
    »Kein Aber«, unterbricht mich Hamlin. »Bateman, willst du mir etwa erzählen, daß du es mit Oprah Winfrey treiben würdest – die ist ja wohl reich und mächtig – oder über Nell Carter rutschen möchtest – die hat eine Show am Broadway, eine tolle Stimme und streicht Traumgagen ein.«
    »Augenblick mal«, meldet sich Reeves. »Wer ist Nell Carter?«
    »Keine Ahnung«, sage ich von dem Namen verwirrt. »Ich vermute, die Besitzerin von Nell’s.«
    »Hör mal, Bateman«, meint Hamlin. »Wie du bereits gesagt hast, gibt es Miezen nur, um uns aufzugeilen. Arterhaltung, nicht wahr? Das ist nicht komplizierter …« – er fischt eine Olive aus seinem Drink und steckt sie sich in den Mund – »… als das.«
    Nach einer Bedenkpause frage ich: »Wißt ihr, was Ed Gein über Frauen gesagt hat?«
    »Ed Gein?« fragt einer von Ihnen. »Der Maître d’ der Canal Bar?«
    »Nein, Serienmörder, Wisconsin in den Fünfzigern. Er war ein interessanter Typ.«
    »Du hast dich ja schon immer für solchen Kram interessiert, Bateman«, sagt Reeves, und dann zu Hamlin: »Bateman liest ständig diese Biographien: Ted Bundy, Son of Sam, Fatal Vision und Charlie Manson. Einfach alles.«
    »Also, was hat Ed gesagt?« fragt Hamlin interessiert.
    »Er sagte«, fang ich an, »wenn ich ein hübsches Mädchen die Straße lang kommen sehe, denke ich zweierlei. Mein besseres Ich möchte mit ihr ausgehen, mit ihr reden, wirklich nett und liebenswürdig sein und sie anständig behandeln.« Ich breche ab und trinke meinen J&B in einem Schluck aus.
    »Und was denkt sein anderes Ich?« fragt Hamlin vorsichtig. »Wie ihr Kopf wohl aufgespießt aussehen mag.«
    Hamlin und Reeves blicken sich an, dann mich, bis ich anfange zu lachen und die beiden beklommen einstimmen.
    »Hört mal, wie steht’s mit Essen?« wechsele ich zwanglos das Thema.
    »Wie wäre es mit dem indisch-kalifornischen Laden auf der Upper West Side?« schlägt Hamlin vor.
    »Ich bin dabei«, sage ich.
    »Klingt gut«, meint Reeves.
    »Wer reserviert?« fragt Hamlin.

Deck Chairs
    Courtney Lawrence hat mich für Montagabend zum Essen eingeladen, und da die Einladung andeutungsweise Sex verspricht, habe ich angenommen, doch der Haken an der Sache ist, daß man während des Essens zwei Camden-Absolventen, Scott und Anne Smiley, erdulden muß, in einem neuen Restaurant am Columbus Circle namens Deck Chairs, das sie ausgesucht haben und das ich von meiner Sekretärin so gründlich habe prüfen lassen, daß sie mich, bevor ich heute das Büro verließ, mit drei verschiedenen Menüvorschlägen präparieren konnte. Die Sachen, die mir Courtney auf der endlosen Taxifahrt uptown über Scott und Anne erzählt hat – er arbeitet in einer Werbeagentur, sie steckt das Geld ihres Vaters in Restaurants, zuletzt hat sie das 1968 auf der Upper East Side aufgemacht –, waren kaum uninteressanter als Courtneys Erlebnisse heute: Gesichtspflege bei Elizabeth Arden, Einkauf von Küchenutensilien in der Pottery Barn (all das übrigens auf Lithium), bevor sie dann runterkam zu Harry’s, wo wir mit Charles Murphy und Rusty Webster ein paar Drinks nahmen und wo sie ihre Tasche mit den Pottery-Barn-Einkäufen unter dem Tisch vergaß. Das einzige Detail an Scott und Annes Leben, daß mir auch nur halbwegs interessant erscheint, ist die Tatsache, daß sie im ersten Jahr nach ihrer Hochzeit einen dreizehnjährigen koreanischen Jungen adoptiert haben, ihn Scott Jr. nannten und nach Exeter schickten, wo Scott auch war, vier Jahre bevor ich dorthin kam.
    »Hoffentlich haben sie reserviert«, warne ich Courtney im Taxi.
    »Rauch bloß keine Zigarre, Patrick«, sagt sie langsam.
    »Ist das Donald Trumps Wagen?« frage ich und blicke zu der Limousine, die neben uns im Stau steckt.
    »Mein Gott, Patrick. Halt die Klappe«, sagt sie mit träger, drogenverschleierter Stimme.
    »Weißt du, Courtney, ich habe einen Walkman in meiner Bottega Veneta Aktentasche, den ich gerne aufsetzen kann. Du solltest noch mehr Lithium nehmen. Oder eine Diet Coke. Ein bißchen Koffein bringt dich vielleicht wieder auf die Beine.«
    »Ich möchte

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