American Psycho
einfach nur ein Kind«, sagt sie sanft und blickt leer aus dem Fenster. »Einfach … zwei … perfekte … Kinder.«
»Sprichst du mit mir oder dem Shlomo da?« seufze ich, aber laut genug, daß mich auch der israelische Taxifahrer versteht, und wie vorauszusehen, antwortet Courtney nicht.
In der Patty Winters Show heute morgen ging es um Parfüm, Lippenstift und Make-up. Luis Carruthers, Courtneys Freund, ist nicht in der Stadt, er mußte nach Phoenix und wird nicht vor Donnerstagabend zurück in Manhatten sein. Courtney trägt ein Jackett und eine Weste aus Wolle, ein Wolljersey-T-Shirt und Wollgabardinehosen von Bill Blass, emaillierte und vergoldete Ohrringe von Gerard E. Yosca und d’Orsay-Seidensatin-Stiefeletten von Manolo Blahnik. Ich trage ein maßgeschneidertes Tweedjackett, eine Hose und ein Baumwollhemd aus dem Alan-Flusser-Shop und eine Seidenkrawatte von Paul Stuart. Heute morgen mußte ich zwanzig Minuten vor dem Stairmaster in meinem Fitneß-Club warten. Ich winke einem Bettler an der Ecke Forty-ninth und Eighth zu und zeige ihm dann den Finger. Heute abend dreht sich das Gespräch um das neue Buch von Elmore Leonard, das ich nicht gelesen habe; gewisse Restaurant-Kritiker, die ich gelesen habe; um den englischen Soundtrack zu Les Misérables im Vergleich zur amerikanischen Aufnahme; um das neue salvadorianische Restaurant auf der Second und Eighty-third; darum, welche Klatschspalten besser sind, die der Post oder die der News. Es scheint, als hätten Anne Smiley und ich eine gemeinsame Bekannte, eine Kellnerin aus dem Abetone’s in Aspen, die ich letzte Weihnachten mit einer Haarspraydose vergewaltigt habe, als ich zum Skiurlaub dort war. Das Deck Chairs ist überfüllt, ohrenbetäubend, die Akustik wegen der hohen Decken unter aller Kanone, und wenn ich mich nicht irre, wird der Lärm noch von einer New-Age-Version von »White Rabbit« unterstützt, die aus den in den Ecken unter die Decke montierten Boxen plärrt. Jemand, der aussieht wie Forrest Atwater – zurückgekämmtes, blondes Haar, Fensterglas-Brille mit Redwood-Gestell, Armani-Anzug mit Hosenträgern –, sitzt mit Caroline Baker, einer Investment-Bankerin von Drexel, glaube ich, zusammen, und sie sieht auch nicht besonders aus. Sie könnte mehr Make-up vertragen, das Tweedkostüm von Ralph Lauren ist zu streng. Sie haben einen mittelprächtigen Tisch vorne bei der Bar.
»Es nennt sich klassische kalifornische Küche«, erklärt mir Anne, nachdem wir bestellt haben, und beugt sich ganz weit zu mir. Ich nehme an, auf diese Feststellung hin muß jetzt etwas gesagt werden, und da Scott und Courtney gerade die Verdienste der Klatschspalte der Post diskutieren, ist es an mir zu antworten.
»Du meinst, im Gegensatz zur kalifornischen Küche?« frage ich behutsam, jedes Wort abwägend, und füge lahm hinzu: »Oder der post kalifornischen Küche?«
»Na ja, ich weiß, daß es ziemlich trendy klingt, aber es liegen Welten dazwischen. Der Unterschied ist sub til, aber vorhanden.«
»Ich habe schon von postkalifornischer Küche gehört«, sage ich und bin mir der Ausstattung des Restaurants überdeutlich bewußt: das offenliegende Abzugsrohr, die Säulen, die offene Pizza-Küche und die … Liegestühle. »Tatsächlich habe ich das sogar gegessen. Kein junges Gemüse? Muscheln in Burritos? Wasabi Crackers? Bin ich auf der richtigen Spur? Ach, übrigens, hat dir schon mal jemand gesagt, daß du genau wie Garfield aussiehst, allerdings ein überfahrener und gehäuteter Garfield, über den noch jemand einen häßlichen Ferragamo-Sweater geworfen hat, bevor es ab zum Tierarzt ging? Fusilli? Olivenöl auf Brie?«
»Ganz genau«, sagt Anne beeindruckt. »O Courtney, wo hast du bloß Patrick aufgetrieben? Er kennt sich in so vielen Dingen aus. Ich meine, Luis dagegen versteht unter kalifornischer Küche eine halbe Orange und gelati «, sagt sie überschwenglich, beginnt zu lachen und fordert mich auf, einzustimmen, was ich zögernd tue.
Als Vorspeise habe ich Radicchio mit einer Art Tiefsee-Tintenfisch bestellt. Anne und Scott hatten beide Monkfish-Ragout mit Veilchen. Courtney wäre beinahe eingeschlafen, als sie die Energie aufbringen mußte, die Speisekarte zu lesen, aber bevor sie aus dem Stuhl gleiten konnte, hatte ich sie an den Schultern gepackt und abgestützt, und Anne hatte für sie bestellt, irgend etwas Einfaches und Leichtes wie Cajun-Popcorn möglicherweise, was nicht auf der Speisekarte stand, aber da Anne Noj, den Küchenchef,
Weitere Kostenlose Bücher