American Psycho
geschlossen und atmet schwer.
»Paß auf. Ich bin mal ganz verwegen «, sagt Anne schließlich. »Ich nehme eine Diet Coke mit Rum.«
Scott seufzt erleichtert, lächelt dann, ja strahlt direkt. »Prima.«
»Das ist doch koffeinfreie Diet Coke, oder?« fragt Anne die Kellnerin.
»Weißt du«, unterbreche ich, »du solltest es mit Diet Pepsi versuchen. Die ist viel besser.«
»Tatsächlich? Was meinst du damit?«
»Du solltest Diet Pepsi statt Diet Coke nehmen«, erkläre ich. »Die ist viel besser. Sie sprudelt stärker. Sie hat einen reineren Geschmack. Sie vermischt sich besser mit Rum und hat einen geringeren Natriumgehalt.«
Die Kellnerin, Scott, Anne und sogar Courtney, sie alle blicken mich an, als hätte ich irgendeine diabolische, apokalyptische Feststellung getroffen, einen hehren Mythos in den Schmutz gezerrt oder einen heiligen Eid gebrochen, und plötzlich scheint es fast totenstill im Deck Chairs. Gestern abend hatte ich ein Video mit dem Titel Inside Lydia’s Ass ausgeliehen, und während ich auf zwei Halcion war und tatsächlich an einer Diet Pepsi nippte, sah ich zu, wie Lydia – ein rundum gebräunter blondgebleichter Hardbody mit perfektem Arsch und tollen ausgeprägten Titten – auf allen vieren hockend diesem Typen mit dem riesigen Schwanz einen blies, während ein anderer toller, kleiner, blonder Hardbody mit perfekt gestutztem Schamhaar hinter Lydia kniete, ihr erst den Arsch und die Fotze ausleckte, dann einen langen, eingeölten silbernen Vibrator in Lydias Arsch steckte und sie damit fickte, während sie weiter ihre Pussy leckte, und dann spritzte der Typ mit dem riesigen Schwanz in Lydias Gesicht, als sie ihm gerade die Eier lutschte, und Lydia wurde von einem echt aussehenden, ziemlich heftigen Orgasmus geschüttelt, dann kroch das Mädchen hinter Lydia, leckte ihr das Sperma vom Gesicht und zwang Lydia schließlich, an dem Vibrator zu lutschen. Die neue Steven Bishop ist letzten Dienstag rausgekommen, und ich habe mir bei Tower Records die CD, die Kassette und das Album gekauft, weil ich alle drei Formate besitzen will.
»Na schön«, sage ich mit vor Erregung zitternder Stimme, »bestellt doch, was ihr wollt, aber ich habe die Diet Pepsi empfohlen.« Ich blicke hinab in meinen Schoß, auf die blaue Stoffserviette mit dem eingestickten Namen »Deck Chairs« am Rand, und für einen Moment habe ich das Gefühl, ich müßte heulen; mein Kinn zittert, und ich bin unfähig zu schlucken.
Courtney streckt die Hand aus und berührt, an meine Rolex stoßend, sanft mein Handgelenk. »Ist ja alles gut, Patrick. Wirklich.«
Ein stechender Schmerz in der Lebergegend verdrängt diese Gefühlsaufwallung, und ich setze mich in meinem Stuhl verwirrt und erschrocken aufrecht hin, die Kellnerin geht, und dann fragt Anne, ob wir kürzlich die David-Onica-Ausstellung gesehen haben, und ich beruhige mich.
Es stellt sich heraus, daß wir sie nicht gesehen haben, aber da ich nicht kleingeistig darauf hinweisen möchte, daß ich einen David Onica besitze, stoße ich Courtney unter dem Tisch mit dem Fuß an. Das weckt sie aus ihrem Lithium-Tran, und mit mechanischer Stimme sagt sie: »Patrick besitzt einen Onica. Im Ernst.«
Ich lächle zufrieden und nippe an meinem J&B.
»Oh, das ist ja phan tas tisch, Patrick«, sagt Anne.
»Tatsächlich? Einen Onica?« fragt Scott. »Ist der nicht ziemlich teuer? «
»Na ja, sagen wir …« Ich nippe, plötzlich verwirrt, an meinem Drink: sagen wir … sagen wir was? »Nichts.«
Courtney seufzt in Erwartung eines neuen Tritts. »Patricks hat zwanzigtausend Dollar gekostet.« Sie wirkt zu Tode gelangweilt und stochert in einem flachen, warmen Stückchen Maisbrot herum.
Ich werfe ihr einen bösen Blick zu und versuche nicht zu zischen: »Äh, nein, Courtney, tatsächlich waren es fünfzig tausend.«
Sie blickt langsam von dem Maisbrot auf, das sie zwischen ihren Fingern zermanscht, und wirft mir einen trotz ihres Lithium-Rausches bitterbösen Blick zu, der mich augenblicklich am Boden zerstört, wenn auch nicht so sehr, daß ich Scott und Anne die Wahrheit gestehen würde: daß der Onica eigentlich nur zwölf Riesen gekostet hat. Aber Courtneys furchteinflößender Blick – vielleicht bin ich auch überempfindlich; vielleicht starrt sie ja nur mißbilligend auf die Muster der Säulen, auf die Rollos der Oberlichter oder die Montigo-Vasen voller Tulpen, die vor der Bar aufgereiht sind – schüchtert mich doch so weit ein, daß ich nicht detailliert auf den
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