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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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klappern über den Boden, in der Nähe bellt ein Hund. Als der Mann am Heck ankommt, bemerkt er, dass die Kofferraumklappe offen steht, und fasst unter die Kante.
    Als sich die Klappe öffnet, schiebe ich meine Waffe durch die Öffnung und drücke den Lauf gegen seinen Unterleib.
    »Sie gefährden einen verdeckten Polizeieinsatz«, zische ich. »Treten Sie vom Wagen zurück, und lassen Sie die Dame passieren. «
    Er blinzelt mehrmals, nickt und lässt die Kofferraumklappe langsam herunter. Als der Wagen anfährt, sehe ich, dass er die Hand zum Salut gehoben hat.
    Wir fahren schnell weiter und scheinen ein Industriegebiet zu umkreisen. Rachel sucht irgendetwas. Sie verlässt die Straße, holpert über unebenen Boden, bleibt stehen und macht dann den Motor aus.
    In der plötzlichen Stille kann ich ihre Stimme hören, ihren Teil des Gesprächs.
    »Ich sehe keinen Leitkegel«, sagt sie. »Nein. Ich kann ihn nicht sehen.« Sie klingt zunehmend verzweifelt. »Es ist bloß ein leerer Platz… Warten Sie! Jetzt sehe ich ihn.«
    Der Wagen schwankt leicht, als sie die Tür öffnet. Ich will nicht, dass sie geht. Sie muss in meiner Nähe bleiben. Ich habe
keine Zeit, meine Alternativen zu erwägen. Hoffentlich haben Alexej und der Russe uns inzwischen eingeholt und halten ihre Position.
    Ich hebe die Kofferraumklappe vorsichtig an, hieve mich über die Kante, lande schwer auf dem Boden und rolle mich aus dem Licht. Dann bleibe ich, das Gesicht auf losen Kies und Schlamm gepresst, reglos liegen.
    Schließlich hebe ich den Kopf und sehe Rachel im Strahl der Autoscheinwerfer. Vor ihr steht ein ausrangierter Gefrierschrank auf einem leeren Grundstück. Die Edelstahltür hat offenbar als Zielscheibe für Steinwürfe gedient und ist von Beulen übersät, spiegelt jedoch noch immer das Licht vom Wagen. Auf dem Gefrierschrank steht ein orangefarbener Leitkegel.
    Rachel stolpert über abgebrochene Stöcke und Geröll darauf zu. Ihre Jeans bleibt an einem Stück Stacheldraht hängen, das halb im Boden verborgen ist, doch sie reißt sich los.
    Jetzt steht sie direkt vor dem Gefrierschrank und öffnet die Tür. Der Körper eines Kindes fällt ihr entgegen, klein, beinahe flüssig. Rachel streckt instinktiv die Arme aus, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet.
    Ich rappele mich auf und renne los. Es sind die längsten vierzig Meter meines Lebens – ein platter Mount Everest –, absolviert mit rudernden Armen und dem Herz in den Schuhen. Rachel ist auf die Knie gesunken und wiegt den Körper hin und her. Ich schlinge einen Arm um ihre Hüfte und ziehe sie nach oben. Sie ist leicht vom Adrenalin. Sie wiegt praktisch nichts. Ein Stoffkopf rollt in ihren Armen hin und her, mit Kreuzen als Augen und Wollfäden als Haaren. Es ist eine lebensgroße Kinderpuppe mit einem beigefarbenen Körper und einem knubbeligen Gesicht, verquollen und abgeschabt.
    »Hören Sie, Rachel. Das ist nicht Mickey. Das ist bloß eine Puppe. Schauen Sie! Sehen Sie!«
    Ihr Gesichtsausdruck ist seltsam, beinahe friedlich. Nur ihre Augenlider bewegen sich in einem eigenen Rhythmus. Langsam
löse ich ihre Finger von der Puppe und lehne ihren Kopf an meine Brust.
    Um den Hals der Puppe hängt an einem Faden aus derselben blauen Wolle wie die Haare ein Zettel, auf den in dunkelroten Lettern etwas draufgeschmiert ist. Ich bete zu Gott, dass es Farbe ist.
    Vier Wörter in Großbuchstaben: DAS KÖNNTE SIE SEIN!
    Ich lege Rachel meine Jacke um die Schultern, führe sie langsam zurück zum Wagen und lasse sie Platz nehmen. Sie hat noch keinen Mucks getan und reagiert auch nicht auf meine Stimme. Stattdessen starrt sie geradeaus auf einen Punkt in der Ferne oder in der Zukunft, hundert Meter oder Jahre von hier und jetzt entfernt.
    Ich nehme das Handy vom Fahrersitz. Stille. Innerlich schreie ich vor Enttäuschung.
    »Sie rufen wieder an«, sage ich mir. »Setz dich. Warte.«
    Ich rutsche auf den Sitz neben Rachel, fühle ihren Puls und ziehe meine Jacke enger um ihre Schultern herum. Sie braucht einen Arzt. Ich sollte die Aktion sofort abbrechen.
    »Was ist passiert?«, fragt sie, ein Stück weit in die Realität zurückkehrend.
    »Er hat aufgelegt.«
    »Aber er wird doch wieder anrufen?«
    Ich weiß nicht, was ich antworten soll. »Ich rufe einen Krankenwagen. «
    »Nein!«
    Es ist unglaublich! In diesem geschockten, benommenen Körper steckt noch immer eine reine, unbeschädigte, funktionierende Gehirnzelle und arbeitet weiter, wie die Bienenkönigin der Gehirnzellen, die

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