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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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– ich beschreibe die Anrufe, die Puppe und die kalte Endgültigkeit des letzten Telefonats. Alles hatte eine Bedeutung,
eine Funktion, einen festen Platz in dem Muster: die Diamanten, der Sender, die Pizzaschachtel …
    Wir parken auf der Brache gegenüber von dem entsorgten Gefrierschrank. Das Licht der Scheinwerfer spiegelt sich in der verbeulten Tür. Die Puppe ist verschwunden, aber der Leitkegel liegt wie ein Hexenhut im Unkraut.
    Ich steige aus und gehe vorsichtig auf den Gefrierschrank zu. Joe folgt mir wie der Prinzgemahl im Abstand von vier Schritten. Er trägt eine zerknitterte Leinenjacke, als wäre er auf einer Safari.
    »Wo war Rachel?«
    »Sie ist im Wagen geblieben. Sie konnte nicht weiter.«
    »Was ist als Nächstes passiert?«
    Ich zermartere mir das Hirn bei dem Versuch, den Strom der Erinnerung wieder auszulösen.
    »Er muss noch einmal angerufen haben. Der Mann, der aufgelegt hatte – er hat wieder angerufen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Warten Sie!«
    Ich blicke an meiner Kleidung herab. »Er wollte, dass ich mir die Schuhe ausziehe, aber das habe ich nicht getan. Ich habe darauf spekuliert, dass er mich unmöglich die ganze Zeit beobachten kann. Er hat gesagt, ich soll geradeaus an dem Gefrierschrank vorbeigehen.«
    Beim Reden gehe ich schon los. Vor uns ist ein Drahtzaun, dahinter die Gleise der Bakerloo Line. »Am Telefon habe ich ein Mädchen weinen gehört.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, im Hintergrund.«
    Das Licht der Scheinwerfer wird schwächer, je weiter wir uns von Joes Wagen entfernen. Meine Augen gewöhnen sich langsam an die Dunkelheit, aber mein Verstand spielt mir Streiche. Immer wieder meine ich Gestalten zu sehen, die im Schatten in Mulden kauern oder sich hinter Bäumen verstecken.

    Am violetten Himmel stehen keine Sterne. Das vermisse ich, wenn ich nicht auf dem Land bin – die Sterne, die Stille und den winterlichen Morgenfrost, der die Erde bedeckt wie ein frisch gewaschenes Laken.
    »Vor uns ist ein Maschendrahtzaun. Ich bin links abgebogen und ihm bis zu einer Fußgängerbrücke gefolgt. Er hat mir per Telefon Anweisungen gegeben.«
    »Haben Sie seine Stimme erkannt?«
    »Nein.«
    Vor uns taucht der Zaun auf und zerschneidet die Dunkelheit in schwarze Diamanten mit silbernem Rand. Wir folgen ihm bis zu einer gewölbten Fußgängerbrücke über die Eisenbahngleise. In der Nähe brummt ein Generator, ein Reparaturtrupp arbeitet im Licht von Scheinwerfern.
    Auf der Mitte der Brücke blicke ich auf die silbernen Bänder hinunter, die sich sanft nach Norden schwingen. »Ich kann mich nicht erinnern, was dann passiert ist.«
    »Haben Sie das Lösegeld von der Brücke geworfen?«
    »Nein. Hier hat das Telefon wieder geklingelt. Ich sei zu langsam. Sie haben meinen Weg genau nachvollzogen. Wahrscheinlich hatte das Handy ein GPS-Signal. Jemand saß vor einem Computerbildschirm und hat meine Position exakt verfolgt.«
    Wir starren beide auf die Gleise, als würden wir dort nach einer Antwort suchen. Der Wind weht den Geruch von brennender Kohle und Waschmittel rüber. Ich kann die Stimme in meinem Kopf nicht mehr hören.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagt Joe.
    Er zieht sein Handy aus der Tasche und wählt meine Nummer. Das Handy in meiner Tasche vibriert. Ich klappe es auf, und Joe wendet sich von mir ab.
    »Warum sind Sie stehen geblieben? SIE SOLLEN IMMER WEITERGEHEN! Ich habe Ihnen doch gesagt, wohin.«
    Das Wissen steigt auf und tritt geräuschlos an die Oberfläche. Joe hat es wieder geschafft – er hat mir geholfen zurückzugehen.

    »Wird Mickey dort sein?«
    »Schnauze halten und weitergehen!«
    Wohin? Es ist ganz in der Nähe. Der Parkplatz auf der anderen Seite vom Bahnhof. Los, weiter!
    Ich renne die Treppe hinunter. Joe hat Mühe, Schritt zu halten. Ich kann kaum sehen, wohin ich laufe, aber ich erinnere mich an den Weg. Er windet sich oberhalb der Trasse entlang. Die Stahlmasten für die Oberleitung flankieren die Gleise.
    Wind ist aufgekommen, rüttelt an Zäunen und weht Abfall vor meine Füße. Der Weg ist von Laternen gesäumt und endet abrupt auf einem Parkplatz. Eine einsame Laterne in seiner Mitte malt einen gelben Kreis auf den Asphalt. Ich erinnere mich, dass unter der Laterne ein Leitkegel stand, auf den ich zurannte, die Pizzaschachtel unter dem Arm. Es schien mir seltsam, dass man mich an diesen Ort geführt hatte. Er war zu offen.
    Joe hat mich eingeholt. Wir stehen unter der Laterne. Auf einem

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