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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Metallgitter.
    »Er wollte, dass ich das Päckchen in den Abfluss schiebe.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Ich habe gesagt, dass ich Mickey sehen will. Er hat wieder gedroht aufzulegen. Seine Stimme klang vollkommen ruhig. Er sagte, sie sei ganz in der Nähe.«
    »Wo?«
    Ich drehe mich um. Dreißig Meter entfernt sehe ich die dunklen Umrisse eines Abflussbeckens für Regenwasser. »Er hat gesagt, sie würde … dort unten auf mich warten.«
    Wir gehen an die Kante und blicken in die Röhre. Die steilen Betonwände sind mit Graffiti bedeckt.
    »Ich konnte sie nicht sehen. Es war zu dunkel. Ich habe ihren Namen gerufen. › Mickey! Kannst du mich hören ?‹, hab ich ins Telefon gebrüllt. ›Sie ist in der Röhre‹, sagte er. › Wo ?‹, hab ich geschrien. › Mickey? Bist du da drinnen? ‹«
    Joe hat mich gepackt, weil er Angst hat, ich könnte über den
Rand stürzen. Gleichzeitig will er, dass ich weitermache. »Zeigen Sie es mir«, sagt er.
    In die Wand ist eine Stahlleiter eingelassen. Die Sprossen fühlen sich kalt an. Joe folgt mir nach unten. Ich konnte die Glock und die Pizzaschachtel nicht gleichzeitig halten. Ich habe die Pistole im Halfter gelassen und die Pizzaschachtel unter den Arm geklemmt.
    »Mickey! Kannst du mich hören?«
    Meine Füße berühren den Boden. An der Wand neben mir kann ich gerade noch den dunkleren Schatten einer Zuleitung ausmachen.
    Sie musste in der Röhre sein. Es war das einzig mögliche Versteck.
    » Michaela ?«
    »Ich habe ein gedämpftes Grummeln gehört wie entferntes Donnern. Ich konnte es durch die Sohlen meiner Füße spüren. Ich habe nach meiner Waffe gegriffen, sie jedoch nicht gezogen. «
    » Mickey ?«
    Ein Windstoß zerzauste meine Haare, und ich hörte ein donnerndes Rauschen wie von einem Zug in einem Tunnel oder von Hufen auf einer Laderampe. Auf der Suche nach Mickey warf ich den Kopf hin und her. Das Geräusch wurde lauter. Es kam aus der Dunkelheit auf mich zu… eine Welle.
    Wieder öffnet sich die Tür, und die Welt löst sich in Geräusche und Bewegungen auf. Die Schwerkraft ist außer Kraft gesetzt. Ich fliege, werde herumgewirbelt, und ein Ozean donnert an meinen Ohren vorbei. Ich recke den Kopf, schnappe nach Luft, tauche unter und werde fortgerissen.
    Ich bin völlig orientierungslos und kann die Wasseroberfläche nicht finden. Ich werde von der Strömung seitwärts durch ein Rohr oder einen Tunnel getragen. Meine Fingernägel brechen bei dem Versuch, mich an den glitschigen Wänden festzuklammern.

    Kurz darauf falle ich in einen weiteren Schacht. Ich schnappe wieder nach Luft und sauge Schlick, Scheiße und Abfall ein. Ich befinde mich in einem überfluteten Abwasserkanal voller stinkender Gase und kompostierenden Kots, und hier unten werde ich sterben.
    Über mir flackern Lichter auf. Ein Eisengitter. Ich strecke die Arme aus und klammere mich mit den Fingern daran. Der Wasserstrom drückt gegen Brust und Hals und füllt meinen Mund mit fauligem Geschmack.
    Ich halte Nase und Mund über Wasser und versuche, das Gitter nach oben zu drücken, aber es rührt sich keinen Millimeter. Das Wasser zerrt an mir.
    Durch das Gitter sehe ich Lichter, sich bewegende Schatten, Fußgänger, Verkehr. Ich versuche zu brüllen, aber sie können mich nicht hören. Jemand tritt vom Bürgersteig und wirft eine Zigarette in den Abfluss. Rote Funken regnen auf meine Augen herab.
    »Hilfe! Hilfe!«
    Irgendetwas krabbelt an meiner Schulter. Eine Ratte gräbt ihre Krallen in mein Hemd und zieht ihren durchweichten Körper aus der Strömung. Im Widerschein des Lichtquadrats kann ich ihre scharfen Zähne sehen und ihr weiches Fell riechen. Es schüttelt mich am ganzen Körper. Um mich herum sind überall Ratten, die sich in Ritzen festklammern.
    Finger für Finger gibt meine Hand nach. Viel länger kann ich mich nicht mehr halten. Ich denke an Luke. Er hatte so große Lungen, richtige Saugbeutel; er konnte viel länger die Luft anhalten als ich, nur nicht unter Eis.
    Er war ein sturer kleiner Bursche. Wenn wir tausend Stecknadeln spielten, sagte ich immer: »Gib auf!«
    Tränen schossen ihm in die Augen. »Nie!«
    »Du musst einfach nur aufgeben, dann tu ich dir nicht mehr weh.«
    »Nein.«

    Beeindruckt bot ich ihm einen Waffenstillstand an, aber er lehnte ab.
    »Okay, okay, du hast gewonnen«, sagte ich, des Spieles überdrüssig und verlegen, weil ich ihm wehgetan hatte.
    Mein letzter Finger gibt auf. Ich drehe mich mit dem Gesicht nach oben in die Strömung und atme

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