Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost
uns sieht, wird sein Blick weicher. »Kommen Sie herein.«
»Der Detective Sergeant war vor mir dran«, sage ich.
Joe schüttelt seufzend den Kopf. »Ach je … und dabei lief es doch gerade so gut, Roger.« Er wendet sich an seine Sekretärin. »Für die Zukunft, Philippa, Detective Inspector Ruiz ist ein echter Polizist. Nicht jeder, der hier reinkommt und behauptet, Detective zu sein, phantasiert.«
Philippas Wangen laufen rot an, Rachel kichert. Ich spüre, wie auch ich rot werde.
»Tut mir Leid wegen Roger«, sagt Joe, als er uns in sein Zimmer geführt hat. »Er behauptet, Polizist zu sein, um Prostituierte dazu zu bringen, es umsonst zu machen.«
»Das funktioniert?«
»Offenbar schon.«
»Er ist ein Spinner!«
Joe sieht mich seltsam an. »Nun ja, aber er gehört zu unserer Mannschaft.«
Das ist ja ein viel versprechender Anfang!
Joe hat den ganzen Vormittag Leute herbeigetrommelt, die
ihm oder mir noch einen Gefallen schulden. Bis jetzt haben wir dreizehn Freiwillige, darunter zwei alte Rugbykumpel von mir und einen Privatschnüffler namens »Dicko«, der ein Näschen für Ärger, aber sonst einen stark getrübten Geruchssinn hat, was leider bedeutet, dass seine Körperpflegemaßnahmen eine Menge zu wünschen übrig lassen.
Im Laufe der nächsten Stunde trudelt der Rest unserer Truppe ein. Joe ist es gelungen, seinen Schwager Eric und seine jüngere Schwester Rebecca, die für die UNO arbeitet, zu rekrutieren. Julianne kommt, nachdem sie Charlie von der Schule abgeholt hat. Des Weiteren haben sich mehrere Patienten eingefunden, darunter auch Margaret, die eine torpedoförmige Boje im Arm hält, sowie eine weitere Frau namens Jean, die ständig sämtliche Telefonhörer mit feuchten Tüchern desinfiziert.
Margaret rutscht neben mich. »Ich habe gehört, Sie wären beinahe ertrunken. Trauen Sie keiner Brücke.« Zur Bestätigung klopft sie auf ihre Boje.
Nachdem die letzten Nachzügler eingetroffen sind, versammele ich alle im Wartezimmer. Es ist die seltsamste Ansammlung von »Detectives«, die ich je befehligt habe.
Ich hefte zwei Fotos an eine Korkpinnwand, räuspere mich und stelle mich vor – nicht als Detective Inspector, sondern als einfacher Bürger.
»Die beiden Leute auf diesen Fotos werden vermisst. Sie heißen Kirsten Fitzroy und Gerry Brandt. Wir hoffen, sie zu finden. «
»Was haben sie getan?«, fragt Margaret.
»Ich glaube, sie haben ein kleines Mädchen entführt.«
Ein Murmeln erhebt sich im Raum.
»Wir müssen herausfinden, welche Verbindung zwischen ihnen besteht – wann sie sich getroffen, wo sie miteinander geredet und was sie sonst noch gemeinsam haben, aber am wichtigsten ist, dass wir sie aufspüren. Jeder von Ihnen bekommt
eine Aufgabe. Niemand soll etwas Illegales tun, aber es handelt sich um Ermittlungen, die vertraulich bleiben müssen.«
»Warum bitten wir nicht einfach die Polizei, sie zu finden?«, fragt Eric, der auf der Schreibtischkante sitzt.
»Die Polizei sucht nicht gründlich genug.«
»Aber Sie sind Polizist!«
»Nicht mehr.«
Ich erkläre weiter, dass Kirsten zuletzt gesehen wurde, als sie auf der Charmaine über Bord ging. »Sie hat einen Bauchschuss erlitten und den Sturz in den Fluss oder die Verletzung möglicherweise nicht überlebt, aber wir gehen bis auf Weiteres davon aus, dass sie noch lebt. Gerry Brandt ist ein bekannter Dealer, Zuhälter und bewaffneter Räuber. Niemand darf ihm zu nahe kommen.«
Ich sehe Dicko an. Das Fleisch um seinen Mund scheint sich zu bewegen, aber kein Laut dringt hervor.
Ich spreche ihn direkt an: »Ich möchte, dass du mit jedem redest, der ihn vielleicht kennt – Lieferanten, Junkies, Spinner, Freunde … Früher hat er sich häufig in einer Kneipe in der Pentonville Road herumgetrieben. Frag nach, ob sich irgendwer an ihn erinnert.«
Nachdem er ein paar Mal den Kiefer hin und her geschoben hat, sagt er: »Vielleicht brauch ich ein bisschen Knete.«
»Wenn ich dich beim Saufen erwische, bohre ich dir ein Loch in den Schädel.«
Die versammelten Damen ziehen entsetzt die Brauen hoch und lassen sie wieder sinken.
»Vielleicht sollte ich ihn begleiten«, schlägt Roger vor.
»Gerne. Und denken Sie daran, was ich gesagt habe. Sie dürfen sich Gerry Brandt unter keinen Umständen nähern.«
Roger salutiert lässig.
»Philippa, Margaret und Jean, Sie rufen bitte Krankenhäuser, Kliniken und chirurgische Praxen an. Denken Sie sich irgendeine Geschichte aus. Sagen Sie, dass Sie nach einer
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