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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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gebracht. Ich kenne die Prozedur. Ein paar Haarsträhnen werden in einer Plastiktüte versiegelt. Speichelprobe und Hautzellen kommen auf einen Tupfer, die Finger auf ein Stempelkissen. Anschließend werde ich nicht in eine Arrestzelle, sondern in einen Vernehmungsraum gebracht.
    Dort lässt man mich warten. Die Ellenbogen auf die Knie gestützt beuge ich mich vor und zähle die Nieten an der Tischkante. Das ist alles Teil des Verhörs. Schweigen kann viel wichtiger sein als Fragen.
    Als Keebal schließlich den Raum betritt, hat er ein dickes Bündel Akten unter dem Arm und blättert zunächst darin herum. Wahrscheinlich haben die meisten Dokumente gar nichts mit mir zu tun, aber er will mich glauben machen, dass sich die Beweise gegen mich regelrecht auftürmen. Heute haben alle ihren Spaß.
    Keebal tut gern so, als wäre er ein geduldiger Mann, aber das ist Blödsinn. Vielleicht ist es mein Romablut, aber ich kann jemandem einen ganzen Tag lang gegenübersitzen, ohne ein Wort zu sagen. Zigeuner sind wie Sizilianer. Wir können zusammen
trinken und ununterbrochen lächeln, während heimlich ein Messer oder der Lauf einer Schrotflinte auf den Bauch des anderen gerichtet ist.
    Schließlich schaltet Keebal den Kassettenrekorder ein und nennt Uhrzeit, Datum und die Namen der Anwesenden.
    Er tätschelt sein frisch frisiertes Haar. »Wie ich höre, hast du dein Gedächtnis zurück.«
    »Können wir das vielleicht später besprechen? Du hast offensichtlich einen Termin im Schönheitssalon.«
    Er hört auf, sich zu betatschen, und starrt mich wütend an.
    »Am 24. September um etwa sechzehn Uhr wurde dir ein Koffer mit neunhundertfünfundsechzig Diamanten von einem und mehr Karat und von überdurchschnittlicher Qualität übergeben. Ist das zutreffend?«
    »Ja.«
    »Wann hast du diese Diamanten zum letzten Mal gesehen?«
    Ich spüre, wie es in meinem Bauch rumort, als hätte plötzlich eine innere Gangschaltung gegriffen. Ich sehe die Päckchen, die aus der Sporttasche unter meinem Wäscheschrank gepurzelt sind. In meinem Kopf dröhnt trockener Donner – die Ansätze einer Migräne. »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du sie irgendwem gegeben?«
    »Nein.«
    »Wofür waren die Diamanten?«
    »Das weißt du doch.«
    »Bitte beantworte die Frage für das Protokoll.«
    »Sie waren ein Lösegeld.«
    Er starrt mich leeren Blickes an, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich mache genau, was er will – ich grabe mich immer tiefer ins Loch. Ich hole tief Luft und beginne, die Geschichte zu erzählen. Ich habe nichts mehr zu verlieren, und so wird sie zumindest aktenkundig, für den Fall, dass mir irgendetwas zustößt.
    »Irgendjemand hat eine Lösegeldforderung für Mickey Carlyle geschickt und ein Lebenszeichen, Haare und ein Bikini, wie
Mickey ihn am Tag ihres Verschwindens getragen hat. Darüber hinaus wurden Dinge erwähnt, die nur eine Person aus dem engeren Umkreis der Familie kennen konnte.«
    »Eine Lösegeldforderung für ein Mädchen, das vor drei Jahren gestorben ist?«
    »Ich glaube nicht, dass sie tot ist.«
    Er macht sich eine Notiz. Das Ganze ist ein Spiel. Ich habe die schwarzen Figuren. In den nächsten eineinhalb Stunden schildere ich alle Einzelheiten. Hunderte von Stunden kondensieren vor seinen Augen und werden wie Trittsteine ausgelegt. Trotzdem klingt es eher wie eine Beichte als wie ein Verhör.
    Keebal sieht aus, als wollte er Gebrauchtwagen oder Lebensversicherungen verkaufen. »Du gibst also zu, dass du auf dem Boot warst, als Murphy starb?«
    »Ja.«
    »Und du sagst, die Diamanten waren in einem Päckchen an Deck?«
    »Ja.«
    »War der Peilsender bei den Diamanten?«
    »Ja.«
    »Hast du die Diamanten an dich genommen, als du über Bord gegangen bist?«
    »Nein.«
    »Wo sind die Diamanten jetzt?«
    »Wie kommst du darauf, dass ich das wüsste?«
    »Sie könnten also auch zu Hause unter deiner Matratze stecken? «
    »Möglich.«
    Er betrachtet mein Gesicht und sucht nach Spuren einer Lüge. Sie sind da, aber er kann sie nicht erkennen.
    »Darf ich dir einen Tipp geben«, sagt er. »Wenn du das nächste Mal versuchst, Lösegeld zu stehlen, solltest du daran denken, den Sender auszubauen. Ansonsten könnte dir jemand folgen und auf die Schliche kommen.«

    »Wie geht’s Alexej? Wie viel zahlt er dir für die Wiederbeschaffung seiner Diamanten?«
    Keebal presst die Lippen aufeinander und seufzt, als hätte ich ihn enttäuscht.
    »Erklär mir eins«, sage ich. »Ein Scharfschütze schießt mir eine Kugel ins Bein,

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