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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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zehn Minuten Vorsprung. Wettermann Pete und ich tasten uns blind an je einer Wand entlang und tapsen durch Öllachen und Blätterhaufen.
    Nach einer Weile senkt sich die Decke, weil die Fahrbahnschneise über der Erde in das alte Tunneldach geschlagen wurde. Die Container sind direkt vor mir. Ich kann das schwache gelbe Laternenlicht ausmachen, das durch die Spalten eines verklebten oder verhängten Fensters fällt.
    Ich gehe in die Hocke und warte auf Moley. Er könnte auch direkt neben mir stehen, ohne dass ich es merke. Mein Mund ist trocken. Seit zwei Tagen schlucke ich Kodein forte, sehne mich nach Morphium und rede mir ein, dass ich mir die Schmerzen in meinem Bein nur einbilde.
    Was als Nächstes geschieht, würde nur in wenige Ausbildungsbücher Eingang finden. Die Explosion kommt so plötzlich und gewaltig, dass ich das Gefühl habe, aus einer Kanone beschossen zu werden. Die Dunkelheit wird taghell, über meinem
Kopf flammt eine grelle weiße Lichtkugel auf, beschreibt einen Bogen und landet in der Nähe.
    Meine Augen brennen, als ich in das blendende Elfenbein starre. Ich sehe nur weiß. Ich wende den Blick ab und laufe die letzten Meter bis zur Tür des ersten Containers. In diesem Moment ereignet sich die nächste Explosion, und eine Gestalt stürzt aus der Tür. Ihre Beine strampeln ins Nichts, als suchten sie Bodenhaftung. Geblendet vom Licht rennt ein Mann frontal gegen die Wand und schlägt sich fast selber bewusstlos.
    Ich schlinge von hinten meine Arme um seine Hüfte. Er versucht mit rudernden Armen nach links auszuweichen. Wir landen gemeinsam in einer Pfütze, aber ich lasse nicht los, sondern versuche, seine Arme auf den Rücken zu ziehen und ihm Handschellen anzulegen. Er reißt den Kopf nach hinten und trifft mein Kinn.
    Er wehrt sich blindlings. Ich bin immer noch hinter ihm, hocke halb rittlings auf seinem Körper. Er streckt das Rückgrat, um mich zu packen, ich lege meinen Unterarm um seinen Hals und drücke ihm die Luftröhre zu. Ohne loszulassen, verlagere ich mein Gewicht und presse sein Gesicht auf den Boden. Er kann nicht atmen. Seine Beine zucken, als wären sie aus Gummi.
    Ich könnte ihn jetzt leicht töten. Ich könnte entweder stillhalten, bis er erstickt, oder ihm mit einem kurzen Ruck den Hals brechen. Sein Tod wäre bestimmt kein Verlust für die Menschheit. Keine bahnbrechenden Errungenschaften blieben unverwirklicht, keine Triumphe ungefeiert. Die einzige Spur, die Gerry Brandt in der Welt hinterlassen sollte, ist ein Blutfleck.
    Ich löse meinen Unterarm und lasse seinen Kopf fallen, er schlägt dumpf auf dem Betonboden auf. Gerry Brandt ringt nach Luft.
    Ich zerre seinen anderen Arm hinter seinen Rücken, lasse die Handschellen zuschnappen und rolle zur Seite. Ich rappele mich hoch und blicke kurz auf ihn herab. Dunkle Haare stehen stachelig
von seinem Kopf ab, an seiner Wange kleben Glassplitter. Im verlöschenden Licht der Leuchtkugeln sehe ich eine schmale Blutspur neben seinem Ohr.
    Aus der Ferne hört man eine Polizeisirene. »Los, schaffen wir ihn hier raus.«
    »Kriegen wir Ärger?«, fragt Moley, der neben Wettermann Pete herläuft.
    »Dir wird nichts passieren. Geh zum Transporter und überlass das Reden mir.«
    Wir haben das Ende des Tunnels beinahe erreicht. Die Tore öffnen sich mit einem hohlen Scheppern. Neben dem Transporter haben zwei gepanzerte Wagen geparkt. Die Beamten sind mit MP5 Maschinenpistolen bewaffnet. Neben ihnen hält ein Zivilfahrzeug, »New Boy« Dave und Campbell steigen aus. Campbell geht, als hätte er Bowlingkugeln in der Unterhose.
    »Verhaften«, brüllt er und zeigt auf mich. Gerry Brandt hebt den Kopf. »Ich habe es nicht gewollt. Ich habe sie laufen lassen. «
    »Wo ist sie?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich habe sie laufen lassen.«
    »Was hast du mit Mickey gemacht?«
    »Sie müssen Mr. Kuznet sagen, dass ich sie freigelassen habe.«
    Auf seiner Wange taucht ein roter Punkt auf, direkt über der blutenden Wunde. Er streift das blinzelnde Auge, bevor er zur Stirn weiterwandert. Ein vages Wiedererkennungsgefühl rührt sich in mir, aber da ist es schon zu spät. Blutiger Dunst steigt auf, Gerry Brandt dreht sich um die eigene Achse und fällt.
    Das von irgendwo oben abgefeuerte Projektil hat seine Wange durchschlagen, den Hals durchdrungen und ist am Schlüsselbein wieder ausgetreten. Ich kann ihn nicht mehr halten. Er ist über eins achtzig groß und knapp zwei Zentner schwer. Er reißt mich mit. Ich rolle zur Seite und lasse der

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