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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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eine Motoryacht.«
    »Teures Spielzeug.«
    »Ganz im Gegenteil – es ist mein Büro. Ich habe sie am Schwarzen Meer in der Nähe von Odessa nach einem amerikanischen Entwurf nachbauen lassen. Sehen Sie, ich nehme das jeweils Beste der verschiedenen Kulturen – amerikanisches Design, deutsche Ingenieurskunst, italienische Handwerker, brasilianisches Teakholz und slawische Arbeiter. Die osteuropäischen Nationen werden häufig dafür kritisiert, dass sie den Kapitalismus nicht verstehen. Aber die Wahrheit ist, dass sie den Kapitalismus in seiner reinsten Form verwirklichen. Wenn ich dieses Boot in Großbritannien hätte bauen wollen, hätte ich Tariflöhne, Arbeiterunfallversicherung, staatliche Sozialabgaben und Lizenzgebühren für den Entwurf zahlen müssen, außerdem Bestechungsgelder, um die Gewerkschaften bei Laune zu halten. Wenn man ein Gebäude errichten will, ist es das Gleiche. In jedem Stadium kann einem irgendjemand Knüppel zwischen die Beine werfen. In Russland, Lettland oder Georgien spielt all das keine Rolle, wenn man genug Geld hat. Das nenne ich reinen Kapitalismus.«
    »Verkaufen Sie deshalb? Kehren Sie heim?«
    Er lacht spöttisch. »Inspector, Sie halten mich fälschlicherweise für einen Patrioten. Ich beschäftige Russen, ich finanziere
ihre Schulen und Krankenhäuser und unterstütze ihre korrupten Politiker, aber erwarten Sie bitte nicht, dass ich mit ihnen lebe.«
    Er ist an die Bar gegangen. Mein Blick zuckt in der Kabine umher, und ich warte regelrecht darauf, dass die Falle zuschnappt.
    »Warum verkaufen Sie dann?«
    »Saftigere Weiden, neue Herausforderungen. Vielleicht kaufe ich einen Fußballverein, das scheint heutzutage sehr in Mode zu sein. Oder ich könnte den Winter einfach an einem wärmeren Ort verbringen.«
    »Ich habe nie verstanden, was die Leute an heißem Klima finden. «
    Er blickt zu dem dunklen Steuerbordfenster rüber. »Jeder Mann schafft sich sein eigenes Paradies, Detective Inspector, aber es ist schwer, London zu lieben.«
    Er reicht mir ein Glas Scotch und schiebt den Eiskühler in meine Richtung.
    »Sind Sie ein Mann der See?«
    »Eher nicht.«
    »Schade. Bei mir ist es das Fliegen. Kennen Sie die Folge von Twilight Zone , in der William Shatner aus dem Fenster eines Flugzeugs in zwanzigtausend Fuß Höhe einen Kobold sieht, der Teile des Flügels abreißt. Später hat man einen Film daraus gemacht, aber der war nicht halb so gut. So fühle ich mich, wenn ich ein Flugzeug besteige. Ich bin der einzige Mensch, der weiß , dass es abstürzt.«
    »Heißt das, Sie fliegen nie?«
    Er wendet beide Hände, als würde er das Offensichtliche präsentieren. »Ich habe eine Motoryacht.«
    Der Scotch brennt angenehm im Hals, aber der Nachgeschmack ist anders, als ich ihn in Erinnerung habe. Das Morphium hat meine Geschmacksnerven abgetötet.
    Alexej ist Geschäftsmann, er ist es gewohnt, Deals abzuschließen.
Er weiß, wie man eine Bilanz liest, das Risiko kalkuliert und den Profit maximiert.
    »Ich habe Ihnen vielleicht ein Geschäft anzubieten«, verkünde ich.
    Wieder hebt er die Hand und legt dann einen Finger auf seinen Mund. Der Russe tritt aus dem Niedergang und sieht aus, als wäre er in einem schlecht sitzenden Anzug gefangen.
    »Ich bin sicher, Sie werden verstehen«, entschuldigt sich Alexej, während sein Leibwächter mich mit einem Metalldetektor abtastet. Derweil gibt er über Funk Anweisungen. Die Schiffsmotoren rumpeln, und das Eis in meinem Glas zittert.
    Er bedeutet mir, ihm über den Niedergang in eine Kombüse zu folgen, von wo eine schmale Leiter aufs untere Deck führt. Wir erreichen eine stark gedämmte Tür zum Maschinenraum. Lärm erfüllt meinen Kopf.
    Der Motorblock ist zwei Meter hoch und mit Ventilen, Treibstoffhähnen, Kühlschläuchen, Federn und glänzendem Stahl ausgestattet. Auf einem der metallenen Verbindungsstege, die an beiden Seiten des Raumes verlaufen, sind zwei Stühle aufgestellt worden. Alexej nimmt Platz, als wollte er einem Vortrag lauschen, und wartet, bis ich mich zu ihm gesetzt habe. Er nippt an seinem Drink und betrachtet mich mit reservierter Neugier.
    Schreiend, um das Motorengeräusch zu übertönen, frage ich ihn, wie er Gerry Brandt gefunden hat. Er lächelt. Es ist der gleiche unverschämte, wissende Blick wie damals, als ich ihn vor dem Eingang von Wormwood Scrubs getroffen habe. »Ich hoffe, Sie beschuldigen mich keines Vergehens, Inspector.«
    »Dann wissen Sie also, von wem ich rede?«
    »Nein. Wer ist es?«
    Das

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