Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost
Ganze ist für ihn ein Spiel – ein belangloses Ärgernis verglichen mit anderen, wichtigeren Angelegenheiten. Ich laufe Gefahr, ihn zu langweilen, wenn ich nicht auf den Punkt komme.
»Lebt Kirsten Fitzroy noch?«
Er antwortet nicht.
»Ich bin nicht hier, um Sie anzuklagen, Alexej. Ich möchte Ihnen einen hypothetischen Deal vorschlagen.«
»Einen hypothetischen Deal?« Er lacht laut, und ich spüre meine Entschlossenheit schwinden.
»Ich biete Ihnen die Diamanten für Kirstens Leben. Wenn ihr nichts geschieht, bekommen Sie die Steine zurück.«
Alexej streicht sich mit einem Finger durchs Haar und hinterlässt eine Spur im Gel. »Sie haben meine Diamanten?«
»Hypothetisch.«
»Dann sind Sie hypothetisch verpflichtet, sie mir zurückzugeben. Warum sollte ich mich auf einen Handel einlassen?«
»Weil es im Moment nur hypothetisch ist; ich kann es Wirklichkeit werden lassen. Ich weiß, dass Sie die Diamanten in meinem Haus deponiert haben, um mir etwas anzuhängen. Keebal sollte einen Durchsuchungsbefehl besorgen, aber ich habe sie vorher gefunden. Sie glauben, dass ich in dieser Nacht etwas gesehen habe. Sie glauben, ich könnte Ihnen irgendwie schaden. Sie haben mein Wort. Es muss keine weiteren Opfer geben.«
»Wirklich?«, fragt er sarkastisch. »Versuchen Sie bloß nicht, als Vertreter Karriere zu machen.«
»Es ist ein aufrichtiges Angebot.«
»Ein hypothetisches.« Alexej sieht mich mit geschürzten Lippen an. »Nur damit ich das richtig verstehe: Meine Tochter wird entführt, und Sie schaffen es nicht, sie zu finden. Sie wird ermordet, und Sie können ihre Leiche nicht auftreiben. Dann versucht irgendjemand, mich um zwei Millionen Pfund zu erpressen, und Sie schaffen es nicht, die Schuldigen zu fassen. Anschließend stehlen Sie meine Diamanten und beschuldigen mich, sie bei Ihnen deponiert zu haben. Und zur Krönung des Ganzen wollen Sie, dass ich alles vergebe und vergesse. Sie und Ihre Leute sind Abschaum. Sie haben mit dem Kummer meiner Exfrau gespielt. Sie haben meine Gutmütigkeit und meinen Wunsch ausgenutzt, die Dinge wieder gutzumachen. Ich habe nicht damit angefangen …«
»Aber Sie können damit aufhören.«
»Sie irren, wenn Sie mich für einen Menschen halten, der sich nach Frieden und Harmonie sehnt. Im Gegenteil, ich will Rache.«
Er steht auf. Die Verhandlung ist beendet.
Ich spüre Wut in mir aufsteigen. »Herrgott noch mal, Alexej, ich versuche, Mickey zu finden. Sie ist Ihre Tochter. Wollen Sie nicht wissen, was geschehen ist?«
»Ich weiß, was geschehen ist, Inspector. Sie ist tot. Sie ist vor drei Jahren gestorben. Und lassen Sie mich etwas über Familien sagen – sie werden überschätzt. Sie sind eine Schwäche. Sie verlassen einen, werden einem genommen oder enttäuschen einen. Familien sind eine Belastung.«
»Haben Sie Sascha deshalb beseitigt?«
Ohne mich zu beachten, stößt er die schwere Tür auf, und wir verlassen den Maschinenraum. Ich kann die Rädchen in meinem Kopf förmlich rotieren hören. Alexej redet noch immer.
»Sie sagen, ich soll Ihnen vertrauen. Sie sagen, ich soll mich auf einen Handel einlassen. Sie haben keine Ahnung, was? Nicht den leisesten Schimmer. Sie sind wie die drei Affen, nichts sehen, nichts hören, nichts sagen, und das in einer Person. Jetzt schlage ich Ihnen einen Deal vor – rein hypothetisch natürlich. Sie geben mir meine Diamanten zurück und treten dann einen Schritt beiseite, damit die Leute ihre Angelegenheiten selbst regeln können. Die freien Kräfte des Marktes, kapieren Sie, Kapitalismus, Angebot und Nachfrage, das sind die Dinge, auf die ich mich verstehe. Leute ernten, was sie säen.«
»Leute wie Gerry Brandt?« Ich packe unvermittelt seinen Unterarm. Er verzieht keine Miene. »Lassen Sie Kirsten in Ruhe.«
Seine Augen sind schmal und dunkel, und hinter den Pupillen schimmert etwas Giftiges. Er denkt, ich bin irgendein blöder Trottel, dessen Vorstellung von einem subtilen Verhör sich in einem Knüppel und einem kräftigen rechten Arm erschöpft. So benehme ich mich auch.
»Wissen Sie, was ein Heffalump ist«, frage ich.
»Das ist der Freund von Pu dem Bären.«
»Nein, Sie meinen Ferkel. Heffalumps und Wuschel sind Albtraumgestalten, von denen Pu der Bär träumt. Er hat Angst, sie stehlen ihm seinen Honig. Niemand außer Pu kann sie sehen. Daran erinnern Sie mich …«
»An einen Heffalump?«
»Nein, an Pu den Bären. Sie denken, die Welt ist voller Leute, die Ihnen etwas stehlen wollen.«
Der
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