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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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sich vielleicht bei Ihnen melden, wenn sie ein Plätzchen sucht, wo sie eine Weile unterkommen kann.«
    Rauch steigt in gekräuselten Bändern von ihren Lippen auf. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Ich sehe mich im Zimmer um und betrachte die dicken Samttapeten und die Barockmöbel. Wenn es etwas Deprimierenderes gibt als ein Bordell, dann ist es ein ehemaliges Bordell. Als würden die Räume all die Verachtung und Enttäuschung aufsaugen,
bis sie sich so alt und ausgeleiert anfühlen wie die Geschlechtsorgane der Angestellten.
    »Vor langer Zeit hat Kirsten einmal gesagt, dass sie Alexej Kuznet nie betrügen würde. Wenn doch, würde sie den nächsten Flug nach Patagonien nehmen. Sie hat ihren Flieger verpasst. «
    Alexejs Name hat die äußere Ruhe erschüttert.
    »Hat Kirsten Ihnen das nicht erzählt? Sie hat versucht, ihn zu bescheißen. Es muss Ihnen doch klar sein, in welcher Gefahr sie schwebt… in welcher Gefahr Sie beide schweben«, füge ich nach einer kurzen Pause hinzu.
    »Ich habe nichts getan.«
    »Ich bin sicher, Alexej wird das berücksichtigen. Er ist ein verständiger Mensch. Ich habe ihn erst gestern getroffen. Ich habe ihm einen Deal angeboten – Diamanten im Wert von zwei Millionen Pfund, wenn er Kirsten in Ruhe lässt. Er hat abgelehnt. Er sieht sich als Mann der Ehre. Geld zählt so wenig wie Ausreden. Aber wenn Sie Kirsten nicht gesehen haben, ist ja alles in Ordnung. Ich werde es ihm ausrichten lassen.«
    Asche fällt von ihrer Zigarette auf ihren Morgenrock. »Vielleicht kann ich mich umhören. Sie sagten etwas von Geld.«
    »Ich sagte etwas von Diamanten.«
    »Vielleicht hilft das ja bei der Suche nach ihr.«
    »Und ich dachte, Sie sind eine Menschenfreundin.«
    Sie schürzt ihre Oberlippe. »Sehen Sie vor dem Haus eine Limousine parken?«
    Ihre Augenlider scheinen von Drähten gesteuert, die an ihrer Stirn befestigt sind. Ich habe mal die Bezeichnung Croydon Facelift dafür gehört – das Haar wird so stramm nach hinten gezogen, dass sich alles andere hebt.
    Ich zücke meine Brieftasche und blättere drei Zwanziger auf den Tisch. Sie zählt mit den Augen mit.
    »Es gibt eine Privatklinik in Tottenham. Dort hat man sie zusammengeflickt. Teuer, aber sehr diskret.«

    Ich lege noch zwei Zwanziger auf den Stapel. Ehe ich mich versehe, hat sie das Geld gepackt und in ihrem Ausschnitt verschwinden lassen, als wäre das ein Zaubertrick. Sie legt den Kopf zur Seite und scheint dem Regen zu lauschen.
    »Ich weiß alles über Sie. Sie sind ein Zigeuner.« Meine Überraschung ist offenbar eine Genugtuung für sie. »Ihre Mutter hatte angeblich eine Gabe.«
    »Woher kennen Sie meine Mutter?«
    »Erkennen Sie eine verwandte Seele nicht?« Sie gibt vor, selbst Zigeunerin zu sein, und lacht heiser. »Ihre Mutter hat mir einmal die Zukunft vorhergesagt. Sie meinte, ich würde immer eine große Schönheit sein und jeden Mann bekommen, den ich will.«
    Irgendwie hab ich meine Zweifel, dass das quantitativ gemeint war.
    Daj hatte in der Tat eine Gabe – eine Gabe für Scharlatanerie und Weissagung des Offensichtlichen. Sie nahm das Geld der Leute und zapfte die Quelle ihrer ewigen Hoffnungen an. Und nachdem sie sie aus der Tür geschoben hatte, lief sie zum nächsten Schnapsladen und kaufte sich den notwendigen Wodka.
    Im ersten Stock ist ein Geräusch zu hören. Irgendetwas ist hingefallen. Mrs. Wilde blickt hektisch nach oben.
    »Das ist nur eins meiner alten Mädchen. Sie übernachtet manchmal hier.«
    Ihre milchig blauen Augen verraten sie, und ihre Hand schnellt vor, um mich am Aufstehen zu hindern. »Ich gebe Ihnen die Adresse der Klinik. Vielleicht wissen die, wo sie ist.«
    Ich schiebe ihre Hand weg, stehe auf und gehe langsam die Treppe hoch. Dabei beuge ich mich vor, um zwischen den Geländerpfosten hindurch nach oben spähen zu können. Vom Flur im ersten Stock gehen drei Türen ab. Zwei sind offen, eine zu. Ich klopfe leise und drehe am Türknauf. Abgeschlossen.
    »Fassen Sie mich nicht an! Lassen Sie mich in Ruhe!«
    Es klingt wie die Stimme eines Kindes – die Stimme, die ich
während der Lösegeldübergabe am Telefon im Hintergrund gehört habe. Ich trete einen Schritt zurück, lehne mich mit dem Rücken an die Wand und lege nur meine Hand auf den Türrahmen.
    Die erste Kugel schlägt in Bauchhöhe etwa fünfzehn Zentimeter neben dem Türknauf ein. Ich lasse mich schwer zu Boden sinken, lasse meine Füße gegen die gegenüberliegende Wand prallen und stöhne leise.
    »Ist das meine

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