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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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was?«
    Die Wahrheit wächst in mir wie ein Tumor, dessen Zellen sich teilen und verdoppeln und die leeren Räume und Lücken meiner Erinnerung füllen. Gerry Brandt hatte gesagt, dass er sie freigelassen habe. Das waren seine letzten Worte gewesen.
    »Wir hatten sie nur ein paar Tage«, sagt Kirsten und kaut auf einem Fingernagel. »Dann hat er das Lösegeld bezahlt.«
    »Welches Lösegeld?«
    »Das erste.«
    »Was soll das heißen, das erste?«
    »Wir hatten nie vor, ihr etwas zu tun. Sobald wir das Lösegeld hatten, sollte Gerry sie nach Hause bringen. Er sollte sie am Ende der Straße absetzen, aber er ist in Panik geraten und hat sie einfach in einer U-Bahn-Station allein gelassen. Der verdammte Idiot! Er war immer ein Sicherheitsrisiko. Vom ersten Tag an hat er alles verpfuscht. Er sollte auf Mickey aufpassen, aber er konnte der Verlockung nicht widerstehen, in die Randolph Avenue zurückzukehren, um die Kamerateams und die Polizisten zu sehen.
    Wir hätten ihn nie einbezogen, wenn wir nicht jemanden gebraucht hätten, der auf Mickey aufpasst. Jemanden, den sie nicht identifizieren kann. Wir wollten sie auf jeden Fall freilassen. Sie hat Gerry erklärt, sie würde den Heimweg kennen. Sie hat gesagt, sie würde am Piccadilly Circus in die Bakerloo Line umsteigen.«
    Die Information sackt in meinen Magen, wo sie sich mit lauwarmer Übelkeit vermischt. Mein Gehirn verarbeitet die Fakten und fügt sie zu einem Bild zusammen. Mr. und Mrs. Bird haben Mickey am Leicester Square gesehen. Eine Haltestelle vor Piccadilly Circus.
    »Aber wenn sie freigelassen wurde, was ist dann passiert?«
    Ihr Elend ist vollkommen. »Howard!«
    Ich verstehe nicht.

    »Howard ist passiert«, wiederholt sie. »Mickey hat es bis nach Hause geschafft, aber dort ist sie Howard in die Arme gelaufen. «
    Gott, nein! Das kann nicht sein! Es war ein Mittwochabend. Rachel war nicht zu Hause. Sie war bei News at Ten , wo sie einen weiteren Appell an die Entführer gerichtet hat. Ich erinnere mich, sie im Fernsehen gesehen zu haben. Man hatte Material benutzt, das bei der Pressekonferenz am selben Tag gedreht worden war.
    »Ich sage Ihnen, wir wollten ihr nichts tun. Wir haben sie freigelassen. Dann haben Sie ihr blutverschmiertes Badelaken gefunden und Howard verhaftet. Ich wollte sterben.«
    Ein Bild stellt sich ein. Ich sehe ein kleines, verängstigtes Mädchen, das sich fürchtet, auch nur die Wohnung zu verlassen, und jetzt alleine quer durch die Stadt fahren muss. Sie hat es fast geschafft. Nur ein paar Schritte noch – nicht einmal fünfundachtzig Stufen. Howard hat sie auf der Treppe gefunden.
    Meine Knie werden weich, und ich kann mich nur mit Mühe aufrecht halten. Es ist, als ob sich meine Innereien verflüssigt hätten und nun aus mir herausdrängten, um sich glänzend über den Boden zu winden. Mein Gott, was habe ich getan? Öfter hätte ich mich kaum irren können. Ali, Rachel, Mickey – ich habe sie alle enttäuscht.
    »Sie haben keine Ahnung, wie oft ich mir gewünscht habe, den Lauf der Dinge ändern zu können«, sagt Kirsten. »Ich hätte Mickey persönlich nach Hause begleitet. Ich hätte sie bis zur Wohnungstür gebracht. Glauben Sie mir!«
    »Sie waren eine Freundin von Rachel. Wie konnten Sie ihr das antun?«
    Einen kurzen Moment schlägt ihre Traurigkeit in Wut um, aber es braucht zu viel Kraft, die Empörung aufrecht zu erhalten. »Ich wollte ihnen nie wehtun«, flüstert sie. »Weder Mickey noch Rachel …«
    »Aber warum dann?«

    »Wir haben den größten Dieb aller Zeiten bestohlen – wir haben Alexej Kuznet abgezockt, ein Monster. Er hat seinen eigenen Bruder ermordet, Herrgott noch mal.«
    »Sie wollten sich mit dem größten Schläger auf dem Schulhof anlegen.«
    »Wir leben in einem feudalen Zeitalter, Inspector. Wir führen Kriege um Öl und verteilen Bauaufträge gegen Parteispenden. Wir haben mehr Parkwächter als Polizisten …«
    »Ersparen Sie mir um Himmels willen Ihre Reden!«
    »Wir wollten niemandem wehtun.«
    »Rachel wäre in jedem Fall verletzt worden.«
    Sie sieht mich mit feuchten Augen an. Ich kann das Salz darin fast auf der Zunge schmecken.
    »Ich wollte nicht… wir haben Mickey freigelassen. Ich hätte nie …« Sie lässt die Pistole zwischen ihre Knie rutschen und den Kopf hängen. »Es tut mir so Leid … es tut mir so Leid …«
    Ihr Selbstmitleid macht mich wütend. Ich dränge darauf, den Rest der Geschichte zu erfahren. Ohne mich anzusehen beschreibt Kirsten den Einstieg vom Keller in

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