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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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eingeschlafen. Ich trete an ihr Bett und ziehe vorsichtig den Revolver aus ihrem Schoß, bevor ich eine Decke über sie breite. Dann gehe ich in den Flur und rufe mit zitternden Händen »New Boy« Dave an.
    »Ich habe Kirsten Fitzroy gefunden. Ich brauche einen Krankenwagen
und eine Polizeieskorte. Sagen Sie Meldrum und Campbell nichts davon.«
    »Okay.«
    Als ich ins Zimmer zurückkomme, hat Kirsten die Augen auf.
    »Kommen sie?«
    »Ja.«
    »Die Kavallerie oder ein Leichenwagen?«
    »Ein Krankenwagen.«
    Sie beißt die Zähne zusammen, schwingt ihre Beine aus dem Bett und wendet mir den Rücken zu. Die schwarze Bluse klebt an ihrem Rücken, es sieht aus, als hätte sie jemand mit Öl übergossen.
    »Vielleicht schaffen Sie es heute, mich zu beschützen, aber das ist nur ein Tag«, sagt sie, erhebt sich mühsam und schlurft Richtung Badezimmer. Als sie spürt, dass ich ihr folgen will, weist sie mich mit einer Geste zurück. »Ich muss mal.«
    Ich soll auf dem Flur warten, was ich auch tue – froh, dem Krankenzimmergeruch und der Atmosphäre zu entkommen. Die schiere Zahl der Lügen und das Ausmaß des Verrats sind überwältigend. Mickey ist tot! Ich habe versagt. Ich möchte zurück in die Kanalisation kriechen, wo ich hingehöre.
    Es klopft an der Haustür. Mrs. Wilde öffnet. Ich spähe über das Geländer und erwarte, »New Boy« Dave zu sehen, aber es ist ein Kurier. Ich kann nicht hören, was er sagt.
    Mrs. Wilde wendet sich mit einem Blumenstrauß von der Tür ab. Im selben Moment höre ich ein dumpfes Geräusch, Metall auf Knochen. Sie fällt nach vorn und zerdrückt die Blumen unter ihrem Körper.
    Ich drücke auf den Wiederwahlknopf vom Handy. Daves Nummer ist besetzt. Wahrscheinlich ruft er gerade den Krankenwagen.
    Ich kann mir vorstellen, wie der Mann unten in die Hocke geht und die Waffe in einem Bogen schwenkt. Es ist ein Profi. Exsoldat.

    Kirsten betätigt die Spülung und kommt aus der Toilette. Ich bedeute ihr, sich auf den Boden zu hocken, und sie sinkt stöhnend auf die Knie. Sie sieht etwas in meinem Blick, das vorher nicht dort war.
    »Lassen Sie mich nicht allein«, sagt sie tonlos. Ich lege einen Finger auf die Lippen und zeige nach oben.
    Der Kurier hat die Toilettenspülung gehört und steht jetzt am Fuß der Treppe. Ich wende mich von Kirsten ab und steige zum nächsten Absatz hoch. Ich drücke noch einmal auf die Wiederwahltaste. Immer noch besetzt.
    Eine Diele knarrt. Das Geräusch vibriert durch meinen ganzen Körper. Kirsten hat zwei Schüsse abgegeben. Wenn die Waffe voll geladen war, habe ich noch vier Kugeln.
    Ich sollte Angst haben, aber vielleicht bin ich schon jenseits davon. Stattdessen denke ich an all die Male, die Alexej in den letzten sechs Wochen mit mir gespielt hat. Ich bin nicht wütend oder verbittert. Es ist wie eins dieser Kindermärchen, Goldlöckchen und die drei Bären , wo Goldlöckchen aus dem Haus gejagt wird, weil sie Haferschleim genascht und einen Stuhl zerbrochen hat. Nur dass sie in meiner Version mit einer Pistole zurückkommt und darauf achtet, dass sie nicht zu hoch und nicht zu tief, sondern genau richtig zielt.
    »New Boy« Dave geht endlich ans Telefon.
    »Alarmstufe eins. Beamter in Gefahr. Hilfe!«
    Der Kurier ist auf der Treppe und hält sich dicht an der Wand, um sich gegen Angriffe von oben zu schützen. Wenn er sich auf dem Treppenabsatz umdreht, sollte ich freie Schussbahn haben. Ich versuche, mich klein zu machen, und warte in der Dunkelheit. Ein Sturzbach fließt meinen Rücken hinunter.
    Ein weiterer Schritt, und sein Schatten taucht auf. Er hat eine vollautomatische Maschinenpistole, deren Lauf er von links nach rechts schwenkt. Ich drücke sanft den Abzug und spanne den Hahn, die Trommel dreht sich, eine neue Kugel ist bereit.
    Jetzt ist er in voller Größe zu sehen – er will sich gerade zum
Schlafzimmer umdrehen. Hinter dem Visier seines Helms kann ich sein Gesicht nicht erkennen.
    »Polizei! Werfen Sie die Waffe weg!«
    Er lässt sich fallen, rollt sich ab und feuert blind die Treppe hinauf. Kugeln fetzen Löcher in die Tapete und zersplittern das Geländer. Ein Splitter dringt in meinen Hals ein.
    Wenn ich schieße, wird er das Mündungsfeuer sehen und wissen, wo ich bin. Ich drücke den Abzug ganz durch und löse den Hammer.
    Die Kugel tritt an der Schulter ein und durchschlägt seine Brust von oben. Sein Kopf prallt gegen die Wand. Das breite dunkle Visier starrt mich an. Sein Finger krümmt sich erneut um den Abzug. Wir

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