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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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glaube nicht. Ich bin mir nicht sicher.«
    »Meine Exfrau versteckt sie. Es kann nicht anders sein.«
    »Warum sollte sie das tun?«
    »Weil sie eine grausame, herzlose Hexe ist, der es Spaß macht, mit einem Messer in einer offenen Wunde herumzustochern. Manchmal fühlt es sich auch an wie ein Speer.«
    Diese Feststellung trifft er mit einem Grimm, dass die Temperatur im Zimmer sinkt.
    Er zupft an den Ärmeln seines Jacketts und beruhigt sich wieder. »Ich nehme also an, Sie haben das Lösegeld nicht übergeben. «
    »Welches Lösegeld? Wer hat Lösegeld verlangt?«
    Meine Hände zittern. Die Ungewissheit und Frustration der vergangenen Tage verdichtet sich in diesem einen Moment. Alexej weiß , was geschehen ist.

    Stotternd flehe ich ihn an, es mir zu sagen. »Es hat eine Schießerei auf dem Fluss gegeben. Ich kann mich nicht erinnern, was passiert ist. Sie müssen mir helfen.«
    Alexej lächelt. Ich kenne diesen unverschämten, wissenden Blick. Das Schweigen dauert zu lange. Er glaubt mir nicht. Er legt eine Hand an die Stirn und packt seinen Schädel, als wollte er ihn zermalmen. Er trägt einen Daumenring – golden und sehr breit.
    »Vergessen Sie Niederlagen immer, Inspector?«
    »Im Gegenteil, normalerweise kann ich mich gerade daran gut erinnern.«
    »Irgendjemand muss die Verantwortung übernehmen.«
    »Ja, aber erst müssen Sie mir helfen, mich zu erinnern.«
    Er lacht trocken und zeigt auf mich. Sein Zeigefinger zielt auf meinen Kopf, und sein goldener Daumenring ist der Hammer einer Waffe. Dann dreht er elegant die Hand und rahmt mein Gesicht mit einem seitenverkehrten L ein.
    »Ich will entweder meine Tochter oder meine Diamanten. Ich hoffe, das ist klar. Mein Vater hat gesagt, traue nie einem Zigeuner. Strafen Sie ihn Lügen.«
    Selbst als Alexej gegangen ist, spüre ich seine Präsenz. Er ist wie eine Figur aus einem Quentin-Tarrantino-Film mit dieser Aura mühsam beherrschter Brutalität. Ich weiß, woher er kommt, auch wenn er es hinter seinen maßgeschneiderten Anzügen und seinem gepflegten englischen Akzent versteckt. In der Schule kannte ich Jungen wie ihn. Ich kann ihn mir regelrecht vorstellen in seinem billigen weißen Hemd, schlappenden Schuhen und zu großen Shorts, wie er in der Mittagspause wegen seines seltsamen Namens, seiner ärmlichen Bauernklamotten und seines komischen Akzents verprügelt wird.
    Das weiß ich, weil ich genauso war, ein Außenseiter, der Sohn eines Roma, der statt mit Sandwiches mit Ankrusté zur Schule kam – kleinen Teigbällchen, die nach Kümmel und Koriander
schmeckten – und ein gemaltes Wappen auf dem Blazer trug, weil ein gesticktes nicht drin war.
    »Schönheit kann man nicht mit Löffeln essen«, erklärte meine Mutter mir. Damals wusste ich nicht, was das bedeutet. Es war bloß eine weitere ihrer seltsamen Lebensweisheiten wie »Ein Hintern kann nicht auf zwei Pferden sitzen«.
    Ich habe die Prügel und den Spott überlebt, genau wie Alexej. Im Gegensatz zu ihm habe ich kein Stipendium für Charterhouse bekommen, wo er seinen russischen Akzent verlor. Nie lud er einen Klassenkameraden zu sich nach Hause ein, und die Nahrungsmittelpakete, die seine Mutter ihm schickte – mit Schokoladendatteln, Ingwerkuchen und Milchbonbons –, wurden versteckt. Woher ich das weiß? Ich habe in seiner Haut gesteckt.
    Alexejs Vater Dmitri Kuznet war ein russischer Einwanderer, der mit einem einzigen Blumenkarren in Soho begonnen und das Geschäft zu einem kleinen Imperium von Ständen im ganzen West End ausgebaut hat. Der Revierkampf hat drei Todesopfer und fünf Vermisste gefordert.
    Am Valentinstag 1987 wurde ein Blumenverkäufer in Covent Garden an seine Karre genagelt, mit Benzin übergossen und angezündet. Am nächsten Tag haben wir Dmitri verhaftet. Alexej hat aus seinem Zimmer im ersten Stock beobachtet, wie wir seinen Vater abgeführt haben. Seine Mutter hat geklagt und gekreischt und das halbe Viertel geweckt.
    Drei Wochen vor dem Prozess ging Alexej von der Schule ab und übernahm zusammen mit Sascha, seinem älteren Bruder, das Familienunternehmen. Binnen fünf Jahren brachten die Brüder Kuznet sämtliche Blumenkarren in der Londoner Innenstadt unter ihre Kontrolle. Nach zehn Jahren hatten sie mehr Einfluss auf die gesamte britische Schnittblumenindustrie als Mutter Natur selbst.
    Ich glaube die Großstadtlegenden und Gruselgeschichten nicht, die über ihn im Umlauf sind, aber Alexej Kuznet macht
mir trotzdem Angst. Brutalität und Gewaltbereitschaft sind

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