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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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blicke über das Geländer und hoffe, Maggie auf dem Weg nach oben zu entdecken. Als ich mich wieder umdrehe, mache ich am Ende des Flurs, über den ich gekommen bin, eine Bewegung aus. Vielleicht suchen sie mich.
    Ich schleppe mich zurück und öffne die geschlossenen Türen mit einer erhobenen Krücke.
    »Hallo? Hören Sie mich?«
    In einem OP-Saal hinter einer grünen Plexiglastür liegt ein zerknülltes und blutbeflecktes Papierlaken auf dem OP-Tisch.
    Das Schwesternzimmer ist verlassen. Auf dem Tresen liegen aufgeschlagene Patientenakten. Ein Becher Kaffee wird kalt.
    Hinter einer Trennwand erklingt ein leises Stöhnen. Maggie liegt reglos auf dem Boden, ein Bein unter ihrem Körper verdreht. Ihr Mund und ihre Nase sind voller Blut, das auf den Boden unter ihrem Kopf tropft.
    Ich taste nach ihrem Puls. Sie lebt noch.
    Eine gedämpfte Stimme lässt mich herumfahren. »Hey, Mann, was machen Sie denn noch hier?«

    Ein Feuerwehrmann mit Schutzmaske steht in der Tür. Mit seiner Atemmaske sieht er fast aus wie ein Außerirdischer, er hat eine Spraydose in der Hand.
    »Sie ist verletzt. Schnell. Tun Sie was.«
    Er hockt sich neben Maggie und hält seine Finger an ihren Hals. »Was haben Sie mit ihr gemacht?«
    »Nichts. Ich habe sie so gefunden.«
    Hinter seiner Maske kann ich seine Augen erkennen. Er sieht mich besorgt an. »Sie sollten nicht hier sein.«
    »Ich wurde vergessen.«
    Er blickt über mich hinweg, steht plötzlich auf und drängt an mir vorbei. »Ich hole Ihnen einen Rollstuhl.«
    »Ich kann laufen.«
    Er scheint mich nicht zu hören. Eine Minute später kommt er durch eine Doppelschwingtür zurück.
    »Was ist mit Maggie?«
    »Ich hole sie später.«
    »Aber sie ist verletzt…«
    »Sie wird wieder zu sich kommen.«
    Ich setze mich in den Rollstuhl und lege die Aluminiumkrücke quer auf meinen Schoß. Im Laufschritt eilt er den Flur hinunter, biegt erst rechts und dann links ab und steuert die zentralen Aufzüge an.
    Sein Overall ist frisch gereinigt, seine schweren Gummistiefel klatschen auf den harten gewienerten Boden. Aus irgendeinem Grund höre ich nicht, wie Sauerstoff in seine Maske strömt.
    »Ich rieche gar kein Gas mehr«, sage ich.
    Er antwortet nicht.
    Wir biegen in den Hauptkorridor ein. Am anderen Ende befinden sich drei Fahrstühle. Die mittlere Tür wird von einem gelben Reparaturschild offen gehalten. Er beschleunigt, der Rollstuhl klappert und holpert über das Linoleum.
    »Ich glaube nicht, dass die Benutzung der Fahrstühle ratsam ist.«

    Er antwortet nicht und bremst auch nicht ab.
    »Vielleicht sollten wir besser die Treppe nehmen«, wiederhole ich.
    Stattdessen wird er noch schneller und schiebt mich im Sprint auf die offene Tür zu. Der schwarze Schacht klafft auf wie ein Schlund.
    Im allerletzten Moment reiße ich die Aluminiumkrücken hoch, und der Weg durch die Tür wird blockiert. Ich krache gegen die Krücken, die Luft wird aus meiner Lunge gepresst, und ich spüre, wie sich meine Rippen verbiegen. Ich werde zurückgeschleudert, wende mich seitwärts und rolle weg.
    Der Feuerwehrmann liegt gekrümmt am Boden, weil sich der Griff vom Rollstuhl in seinen Unterleib gebohrt hat. Ich rappele mich hoch und zerre seinen Arm durch ein Rollstuhlrad, dann drehe ich daran und klemme sein Handgelenk am Rahmen fest. Eine weitere Vierteldrehung, und es dürfte wie ein Bleistift brechen.
    Er rudert mit dem anderen Arm und versucht, mich mit seiner Faust zu erwischen. Ich weiche ihm aus und schiebe den Rollstuhl zwischen uns.
    »Wer bist du? Warum tust du das?«
    Er flucht und kämpft, aber ich habe ihm die Maske fast vom Gesicht gerissen. Plötzlich wählt er ein neues Ziel, rammt seine Faust in mein verletztes Bein und gräbt seine Fingerknöchel in mein bandagiertes Fleisch. Der Schmerz ist unglaublich, weiße Punkte tanzen vor meinen Augen. Ich drehe den Rollstuhl zur Seite und versuche zu entkommen. Im selben Moment höre ich, wie mit einem Knacken sein Handgelenk bricht. Er stöhnt.
    Wir sind jetzt beide am Boden. Er landet einen Tritt gegen meine Brust, der mich nach hinten schleudert. Mein Kopf schlägt gegen eine Wand. Er kämpft sich auf die Knie, packt mit der unversehrten Hand die Rückseite meines Nachthemds und versucht, mich zum Fahrstuhlschacht zu zerren. Ich stemme mein
gesundes Bein in den Boden und klammere mich an seine Uniformjacke. Ich werde bestimmt nicht loslassen.
    Die Erschöpfung bremst uns beide. Er will mich töten. Ich will überleben. Er hat die Kraft und

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