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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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man überteuertes, warmes Bier serviert, verwandelt hat.
    »Haben Sie was genommen?«
    »Mein Bein hat wehgetan.«
    »Wie viel nehmen Sie?«
    »Nicht genug.«
    Er wartet auf eine bessere Erklärung.
    »Ich habe mit zweihundert Milligramm angefangen, aber in letzter Zeit schlucke ich die Dinger wie Tic-Tacs. Die Schmerzen gehen einfach nicht weg. Ich funktioniere besser, wenn ich nicht an den Schmerz denken muss.«

    »Der Schmerz?« Er glaubt mir nicht. »Sie sind das reinste Nervenbündel. Sie sind überreizt und paranoid. Sie essen nicht, und Sie schlafen nicht.«
    »Mir geht es prima.«
    »Sie brauchen Hilfe.«
    »Nein! Ich muss Rachel Carlyle finden.«
    Der Satz klingt barsch. Joe verdrängt ein paar unangenehme Gedanken und lässt das Thema fallen. Stattdessen erzähle ich ihm von meinem Besuch bei Howard und meiner Verhaftung von Alexej Kuznet. Er sieht mich ungläubig an.
    »Er wollte mir nichts von dem Lösegeld erzählen.«
    »Von welchem Lösegeld?«
    Joe weiß nichts von den Diamanten, und ich werde ihm auch nichts davon erzählen. Er würde das Ganze nicht besser verstehen, und ich habe bereits Ali in Gefahr gebracht. In den letzten Stunden ist nichts klarer geworden, aber ich habe zumindest ein Ziel – ich muss Rachel finden.
    »Wie hat Alexej Sie gefunden?«
    »Ich weiß es nicht. Er ist mir nicht vom Krankenhaus aus gefolgt, und niemand wusste, dass ich nach Wormwood Scrubs wollte. Vielleicht hat ihn irgendjemand aus dem Gefängnis angerufen. «
    Ich schließe die Augen und lasse die Ereignisse noch einmal abspulen. Ich schwebe förmlich, kann aber immer noch klar denken. Gesprächsfetzen kommen wieder.
    »Gott wird mich befreien.« Das hatte Howard gesagt.
    Wenn Howard das Lösegeld gefordert hat, warum hat er so lange gewartet? Einen derartigen Schwindel hätte er schon während des Prozesses oder jederzeit danach arrangieren können. Dabei hätte ihm allerdings jemand draußen helfen müssen. Wer?
    Das Innenministerium bewahrt eine Liste sämtlicher Besucher der Gefängnisse Ihrer Majestät auf. Howards älteste Schwester kommt alle paar Monate aus Warrington angereist und übernachtet in einer Pension vor Ort. Außer ihr war nur Rachel da.

    In den ersten Monaten nach seiner Verurteilung erhielt er stapelweise Fanpost. Viele der Briefe stammten von Frauen, die sich wegen seines verlorenen Auftretens und seines Verbrechens in ihn verliebt hatten. Eine von ihnen, Bettina Gallagher, eine Rechtsanwaltsgehilfin aus Cardiff, ist ein berüchtigtes Pin-up-Girl unter den Lebenslänglichen. Sie schickt pornographische Fotos von sich selbst und war schon zwei Mal verlobt, mit Todeskandidaten aus Alabama und Oklahoma.
    Howard steht kostenlos ein portopflichtiger Brief pro Monat zu, er kann sich jedoch im Gefängnisladen eigenes Briefpapier und Briefmarken kaufen. Jeder Gefangene bekommt darüber hinaus eine PIN-Nummer für die Benutzung des Telefons. Pädophile und Sexualstraftäter dürfen nur genehmigte Nummern wählen. Briefe und Anrufe werden überwacht.
    Diese Details führen zu nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Howard eine Lösegeldübergabe planen soll – nicht aus einer Gefängniszelle heraus.
    »Gib deinen Augen eine Chance«, sagte mein Vater immer, wenn wir in frostigen Nächten nach neugeborenen Lämmern suchten. Weiß vor weißem Hintergrund ist schwer zu sehen. Manchmal muss man an den Dingen vorbeigucken, bevor man sie wirklich erkennt.
    Es gab einmal einen wirklich guten Komiker, der sich Nosmo King nannte. Ich habe dem Kerl jahrelang zugeschaut, ohne zu ahnen, woher sein Name stammte. NO SMOKING. Nosmo King. Deswegen muss man die Augen offen halten. Die Antwort kann direkt vor der eigenen Nase lauern.
    Der Professor hat einen Aktenkoffer aufgeklappt und ein Fotoalbum herausgenommen. Der Einband ist an den Rändern ausgefranst, und Silberfische haben den Rücken mit einer fleckigen Appretur versehen. Es kommt mir irgendwie bekannt vor.
    »Ich habe Ihre Mutter besucht«, sagt er.
    »Sie haben was?«

    »Ich habe sie besucht.«
    »Dazu haben Sie kein Recht«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Ohne mich zu beachten, streicht er mit dem Finger über das Album. Jetzt geht es los – die Ausgrabung der Vergangenheit, das Gewühle in meiner Kindheit, meiner Familie, meinen Beziehungen. Und was beweist das? Nichts. Wie kann ein anderer Mensch die Dinge, die mich geprägt haben, auch nur annähernd begreifen?
    »Sie wollen nicht darüber reden?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil

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