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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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…«
    »Nein.«
    »Was hast du mit Mickey gemacht?«
    »Nichts. Ich habe sie nicht angerührt.«
    »Aber du wolltest es.«
    »Ich habe bloß Fotos gemacht. Ich würde ihr nie etwas tun.«
    Er wollte noch etwas sagen, aber ich hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Ich weiß, dass du nicht der Typ bist, der so etwas plant. So bist du nicht. Aber manchmal passieren Unfälle. Sie sind nicht geplant. Dinge geraten außer Kontrolle… du hast sie an jenem Tag gesehen.«
    »Nein. Ich habe sie nicht angefasst.«
    »Wir haben ihre Fingerabdrücke und Fasern von ihrer Kleidung gefunden.«
    Er schüttelte beharrlich den Kopf.
    »In deinem Wagen, Howard. Und in deinem Schlafzimmer.«
    Ich wies über seine Schulter hinweg mit dem Finger auf jedes einzelne Mädchen auf den Fotos.
    »Wir werden deine ›Modelle‹ finden, Howard, dieses und dieses und dieses. Und wir werden diese Mädchen fragen, was du mit ihnen angestellt hast. Wir werden herausfinden, ob du sie angefasst oder noch andere Fotos gemacht hast …«
    Meine Stimme war leise und barsch geworden. Ich drängte ihn mit meiner Schulter beiseite und schob ihn seitlich von seinem Stuhl. »Ich werde dich nicht in Ruhe lassen, Howard. Wir stecken da gemeinsam drin – wie siamesische Zwillinge, die zwar an der Hüfte, aber nicht hier oben zusammengewachsen sind.« Ich tippte mir an die Stirn. »Hilf mir zu verstehen.«
    Er drehte sich langsam um und suchte in meinen Augen nach
Mitgefühl. Dann taumelte er plötzlich rückwärts, flüchtete sich in eine Zimmerecke und kauerte sich, die Arme schützend über dem Kopf verschränkt, auf den Boden.
    »SCHLAGEN SIE MICH NICHT! SCHLAGEN SIE MICH NICHT!«, schrie er. »Ich erzähle Ihnen, was Sie wollen …«
    »Was machst du da?«, zischte ich.
    »NICHT INS GESICHT, BITTE NICHT INS GESICHT.«
    »Steh auf! Hör auf damit!«
    »BITTE… NICHT NOCH MAL… AAARGH!«
    Ich öffnete die Tür und rief zwei uniformierte Beamte herbei, die bereits den Flur hinunterkamen.
    »Heben Sie ihn auf. Setzen Sie ihn auf den Stuhl.«
    Howard ließ alle Muskeln erschlaffen. Es war, als ob man verschüttetes Gelee aufheben wollte. Wenn die Polizisten versuchten, ihn auf den Stuhl zu hieven, ließ er sich jedes Mal zitternd wieder zu Boden gleiten. Die Uniformierten wechselten einen Blick und sahen dann mich an. Ich wusste, was sie dachten.
    Schließlich ließen wir ihn unter dem Tisch liegen. In der Tür drehte ich mich noch einmal um. Ich wollte ihm erklären, dass wir erst am Anfang waren.
    »Sie können mich nicht einschüchtern«, sagte er leise. »Ich bin Experte. Ich bin mein ganzes Leben lang rumgeschubst worden. «
    Jetzt sitze ich drei Jahre später in demselben Vernehmungszimmer, und es ist immer noch nicht vorbei. Mein Handy klingelt.
    Der Professor klingt erleichtert. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, aber Sie müssen mich abholen. Die wollen mich zurück ins Krankenhaus schicken.«
    »Das ist vielleicht keine schlechte Idee.«
    »Wollen Sie mir helfen, oder nicht?«
    Auf der Wache ist gerade Schichtwechsel. Die Nachtschicht tritt den Dienst an. Campbell ist irgendwo oben und schiebt die
Papiere auf seinem Schreibtisch von links nach rechts, oder was er sonst so macht, um sein Gehalt zu rechtfertigen. Ich schleiche am Empfang vorbei den Flur hinunter bis zu einer Tür zum Parkplatz auf der Gebäuderückseite. Eine kalte Böe zieht mich nach draußen.
    Die Zahnräder des elektrischen Tores setzen sich knirschend in Bewegung. Im Schatten versteckt beobachte ich, wie ein Krankenwagen in den Hof fährt. Er kommt, um mich abzuholen. Das Tor schließt sich wieder, und ich schlüpfe im letzten Augenblick durch die Lücke. Ich wende mich nach rechts, folge einem Fußweg und biege noch zwei Mal rechts ab, bis ich wieder auf der Harrow Road lande. Die Lichter dahinkriechender Autoschlangen leuchten in der Dunkelheit.
    In der Harrow Road gibt es einen Pub namens Greyhound – ein verrauchter Laden mit angegilbten Wänden, Musicbox und einem besoffenen Dauergast in der Ecke. Ich setze mich an einen Tisch und schlucke eine Morphiumkapsel. Als der Professor kommt, schwebe ich schon auf einer chemischen Wolke. Die Griechen kannten einen Gott namens Morpheus – den Gott der Träume. Wer hat behauptet, es sei Zeitverschwendung, die Klassiker zu studieren?
    Joe steckt den Kopf durch die Tür und sieht sich nervös um. Vielleicht hat er vergessen, wie echte Pubs aussahen, bevor die europäische Cafékultur sie in weiß gekachelte Wartesäle, in denen

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