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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sie in den Human-Kosmos zurückzukehren und die Information zu verbreiten beabsichtigen, die Amnion hätten eine Vereinbarung mißachtet. Dadurch würde das Vertrauen zu den Amnion beeinträchtigt. Der notwendige Handel nähme ab. Das ist inakzeptabel. Ohne Handel können die Ziele der Amnion nicht verwirklicht werden.«
    »Sehr richtig!« schnauzte Nick. »Und Ihr kostbarer Handel wird erst recht schrumpfen, wenn man im Human-Kosmos erfährt, daß Sie gegen meinen ausdrücklichen Willen eines meiner Crewmitglieder zugrunde gerichtet haben. Mir ist egal, was sie nach Ihrer Ansicht akzeptiert oder nicht akzeptiert! Ich lehne es ab, so etwas zuzulassen. Ich habe nicht gewußt, welche Folgen sich ergeben.«
    »Andererseits wird die Dokumentation dieses Vorgangs« – die Stimme blieb unerbittlich – »die Ehrlichkeit der Amnion beweisen. Sie wird zeigen, daß der weibliche Mensch die Vereinbarung akzeptiert. Nicht durch die Amnion, sondern durch Ihre Unwissenheit werden Sie getäuscht. Die Vorsicht der Menschen wird wachsen, nicht der Handel zwischen ihnen und den Amnion gemindert.«
    Nick fuhr herum, vergewisserte sich des Standorts der Wächter, als erwöge er die Chancen einer Flucht. »Mikka…!« schrie er.
    Morn fiel ihm ins Wort.
    »Schon gut, Nick.« Wenn er nun der Ersten Offizierin die Selbstvernichtung befahl, würde sie gehorchen; und dann wäre alles, alles umsonst gewesen. »Ich habe keine Furcht.«
    Er wandte sich ihr so ruckartig zu, als hätte sie ihn jäh erschreckt. »Du hast… Was?«
    »Wir sind längst zu weit gegangen, als daß wir uns noch drücken könnten.«
    Es mußte ihr schwarzes Kästchen sein, das so redete, nicht sie. Noch war sie bei Verstand, sie war es, und die Aussicht auf einen ›Transfer des Geistes‹ wühlte sie auf bis ins Mark, die Auswirkungen für ihren kleinen Davies erschütterten ihr Gemüt. Nach der Geburt würde er denken, er sei sie, sein Gehirn wäre, wo die Natur nichts außer Ruhe, Nahrung und Liebe vorsah, voller Vergewaltigung und Verrat. Die gesamte Vorstellung war von vornherein unerträglich, abscheulich; Morn wußte es genau, eben weil sie noch ihren Verstand hatte.
    Und trotzdem wollte sie es so. Wenn man ihren Geist ihrem Sohn transferierte, geschah diese Übertragung, ohne daß man das neurale Angewiesensein auf den destruktiven Rückhalt, die zersetzende Unterstützung des Z-Implantats, ebenfalls übertrug.
    »Du mußt die Käptens Liebchen reparieren lassen, und ich brauche meinen Sohn. Der Preis ist mir einerlei. Ich fürchte mich nicht. Es macht mir nichts aus, das Risiko zu tragen.«
    »Du gehst dabei drauf«, fauchte Nicks Stimme aus ihrem Helmfunk, während er näher trat, bis sich ihre Helmscheiben berührten. »Du hast’s doch gehört: ›Vollständiger, unwiderruflicher Verlust des Verstands und der psychischen Funktionen.‹ Damit hätte ich dich verloren.«
    Vector Shaheed sagte Morns Namen, verstummte aber sofort.
    »Morn«, sagte Mikka Vasaczk drängend, »du mußt das nicht tun.«
    »Es macht mir nichts aus, das Risiko zu tragen«, wiederholte Morn, lauschte auf den Wortklang ihres Untergangs, als ob er in ihrem Raumhelm ein Echo hervorriefe.
    Ehe Nick es verhindern konnte, drehte sie sich dem Amnioni zu. »Die Vereinbarung«, sagte sie, »ist akzeptabel.«
    »Sie wird erfüllt«, gab der Arzt zur Antwort.
    Nick stieß ein ersticktes Heulen aus, wohl einen mißglückten Schrei des Grams.
    Morn ließ ihn bei den Wächtern stehen.
    Vor der ersten Brutkasten-Anlage verharrte sie, schickte sich an, ihre Helmscheibe zu öffnen.
    Der Arzt bot ihr die bereitgehaltene Atemmaske an. Morn schüttelte den Kopf. »Noch nicht«, sagte sie halblaut.
    Während sie die Helmscheibe aufklappte und den Raumhelm abnahm, ätzte beißend-scharfe Amnion-Luft, scheußlich wie der Gestank verkohlter Leichen, ihre Lungen; doch sie erduldete es. Eines hatte sie noch zu tun, um ihre Selbstaufgabe zu vervollkommnen.
    Sie entledigte sich des EA-Anzugs, stand daraufhin, als wäre sie nackt, neben dem Brutkasten. Sie griff in die Tasche ihrer Bordmontur, umfaßte ihr schwarzes Kästchen, verstärkte die Intensität der Emissionen, bis sie sie bis an den von Frieden und Gleichmut durchdrungenen Rand einer Besinnungslosigkeit brachten.
    Nahezu bewußtlos nahm sie die Atemmaske entgegen.
    Als sie sich die Maske aufs Gesicht preßte, hüllten Sauerstoff und Anästhetika sie in die Düfte von Begräbnissen und langem Schlummer.
    »Morn!« gellte noch einmal Nicks Stimme. Aber

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